Kommentar
07:37 Uhr, 10.10.2017

Aktien-Euphorie: Da werden Erinnerungen wach!

Der Markt hat noch viel Luft nach oben, sagen einige, weil die Euphorie fehlt. Das kann man so nicht sagen wie einige Beispiele zeigen, die stark an 1999 erinnern.

1999 und 2000 zeichneten sich überbordende Euphorie aus. Diese äußerte sich in zweierlei Hinsicht. Zum einen stiegen die Aktien von Technologieunternehmen am Tag des Börsengangs regelmäßig um 40-70 %. Zum anderen nannten sich Unternehmen einfach um, entweder, indem sie einen komplett neuen Namen aus der Luft zauberten oder indem sie einfach ein .com an den bestehenden Namen anhängten. Die Folge waren oftmals Kurssprünge.
In den letzten Wochen gab es einige sehr erfolgreiche Börsengänge. Nicht jede Aktie konnte die maximalen Gewinne halten, doch die Systematik erinnert ein wenig an die Technologieblase. Ein Großteil der Unternehmen sind Technologieunternehmen. Die online-streaming Plattform Roku hatte einen der erfolgreichsten Börsengänge des Jahres. Der Kurs verdoppelte sich innerhalb kürzester Zeit.

Roku ist für viele Anleger vielleicht die Hoffnung vom Trend hin zu mehr online-streaming zu profitieren. Es ist eine Art zweite Chance für Anleger, die bei Netflix nicht rechtzeitig auf den Zug aufspringen konnten. Ob sich das auszahlt, wird man sehen. Roku ist defizitär. Anleger kaufen sich hier vor allem Wachstum.

Es gab natürlich auch einige Börsengänge, die nicht so gut verliefen. Der Kurs von Blue Apron hat sich seit Börsengang halbiert. Das zeigt, dass Anleger noch nicht völlig die Vernunft verloren haben. Blue Apron beliefert Haushalte mit Lebensmitteln, die man für die Zubereitung von bestimmten Speisen braucht. Man sucht sich ein Rezept aus und bekommt die passenden Zutaten geliefert.

Das Geschäftsmodell mag nett sein, aber ist nicht wahnsinnig innovativ. Die Lieferung von Lebensmitteln verbreitet sich immer weiter. Dafür braucht man Blue Apron nicht. Rezepte kann man auch im Internet finden. Das Unternehmen hat so gut wie kein Alleinstellungsmerkmal. Nicht zuletzt deswegen ist das Marketingbudget ein Fass ohne Boden.

Anleger kaufen also nicht einfach sinnlos alles, was Internet im Geschäftsmodell hat und nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das ist gut, gilt aber nicht für alle Sektoren. So ist es gerade modern, dass sich Unternehmen die Worte Bitcoin oder Blockchain in den Namen schreiben. So mancher Aktienkurs vervielfacht sich dann.

Bestes Beispiel dafür ist Bioptix, die sich künftig Riot Blockchain nennen werden. Eigentlich war Bioptix ein Medizintechnikunternehmen. Nun macht es halt Bitcoin und Blockchain. Wie gut das zusammenpasst und wie viel außergewöhnliche Kompetenz das Unternehmen im neuen Geschäftsfeld hat, kann man sich denken. Der Kurs gewann dennoch 100 %.

Euphorie ist nicht gleichverteilt. Es gibt Sektoren, die keine Auffälligkeiten zeigen. Auch der Technologiebereich ist nicht unsinnig hoch bewertet, auch wenn hier durchaus viel Optimismus zu finden ist. In einem kleinen Segment, dem neuen Markt von heute (Kryptowährungen), geht aber nach wie vor die Post ab.

Kryptowährungen können tatsächlich so wichtig werden wie damals die Erfindung des Internets. Wie beim Internet gab es einen Run, der Anfang des Jahrhunderts böse endete. Erst heute zeigt sich der wahre Wert und wer valide Geschäftsmodelle hat. So wird es auch bei den Unternehmen sein, die sich gerade im Kurs vervielfachen, aber vor allem nur, weil sie sich plötzlich mit Kryptowährungen assoziieren.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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