Nachricht
10:24 Uhr, 16.04.2013

Aktien: Die besten Tage nicht verpassen

Frankfurt am Main (BoerseGo.de) –„Aktien kaufen, Schlaftabletten nehmen und sich nach dem Aufwachen über hohe Gewinne freuen“: So lautet André Kostolanys Rat. Doch seit dem Platzen der Internetblase zur Jahrtausendwende an der Börse mehren sich die Zweifel an der Empfehlung des Aktien-Gurus. Bei näherem Hinsehen spricht indes weiter vieles für Kostolanys Überzeugung. Denn das größte Risiko zu geringer Gewinne oder gar Verluste besteht darin, dass Aktien(fonds)anleger die besten Börsentage verpassen. Sobald die Börsenkurse eine Zeitlang schwanken, machen insbesondere private Aktien- und Aktienfondsanleger immer wieder die gleichen Fehler, die sie langfristig viel Geld, sprich Rendite, kosten. „Wegen ihrer großen Unsicherheit gepaart mit der wachsenden Angst vor Verlusten trennen sich Aktien- und Aktienfonds-Anleger wahllos und oft auch in Panik von ihren Werten im Portfolio“, sagt Reinhard Berben, Geschäftsführer Deutschland der Fondsgesellschaft Franklin Templeton Investments.

Sobald die Börsen in einen Abwärtssog gerieten, könne aber niemand verlässlich vorhersagen, wann die Kurse ihren Tiefstpunkt erreicht haben. Gleichwohl machten viele Anleger in ihrer Unsicherheit und Verzweiflung gerade diesen Versuch. Sie verkauften ihre Aktien oder Aktienfondsanteile und parkten ihr Kapital niedrig verzinst am Geldmarkt, bis die Turbulenzen vorbei seien. Doch „erfahrungsgemäß erkennen die meisten Investoren einen nachgebenden Aktienmarkt zu spät und einen Aufwärtstrend erst, nachdem sie den größten Teil der Gewinne versäumt haben“, so Berben.

Welche teils verheerenden Folgen entgangene Gewinne auf die Wertentwicklung von Aktieninvestments haben können, zeigt beispielhaft eine Untersuchung des US-amerikanischen Fonds-Analysehauses Morningstar. Die Morningstar-Analysten haben sich die Wertentwicklung des US-amerikanischen Börsenindexes S&P 500 im Zehn-Jahres-Zeitraum 1. Januar 1998 bis 31. Dezember 2007 angeschaut. In dieser Zeit erreichte das marktbreite US-Aktienbarometer eine Rendite von 5,91 Prozent im Jahresschnitt. Vorausgesetzt, ein Anleger war ununterbrochen voll investiert.

„Naturgemäß war der US-amerikanische Aktienmarkt, wie praktisch die meisten Börsenplätze rund um den Globus, von 1998 bis Ende des Jahres 2007 teils heftigen Schwankungen unterworfen. In diese Zeit fiel beispielsweise das Platzen der Dotcom-Blase, das dramatische Kursverluste insbesondere bei Technologieaktien auslöste. Dennoch wurden Anleger, die die Nerven behielten, mit einer Rendite von nahezu sechs Prozent im Jahresschnitt belohnt. Wer allerdings in Panik geriet und verkaufte, bezahlte dafür mit weniger Rendite oder sogar Verlusten“, so Berben. So fand Morningstar heraus: Wurden während besagter zehn Jahre die zehn besten Börsentage versäumt, ermäßigte sich die Rendite auf 1,13 Prozent im Jahresschnitt. Wer als Anleger sogar an den 40 besten Tagen des Indexes nicht dabei war, was angesichts von insgesamt rund 3.650 Tagen eher wenig anmutet, beklagt unter dem Strich einen Verlust von 8,40 Prozent im Jahresschnitt.

Anlegern gibt Berben den Tipp mit auf den Weg, die anfangs gesteckten Ziele, zum Beispiel private Altersvorsorge oder Eigenkapital für den Immobilienerwerb, nicht aus den Augen lassen. „Bei der langfristigen Geldanlage in Aktien und Aktienfonds wechseln sich schwächere und starke Börsenphasen erfahrungsgemäß ab. Oft sind die Risiken, hohe Kursgewinne zu verpassen, größer als jene, vorübergehend Verluste zu erleiden. Geduld bei der Anlage in Aktien und Aktienfonds ist somit nach wie vor einer der besten Ratgeber“ so Berben.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten