Kommentar
11:57 Uhr, 23.07.2020

Aktien: Der Markt braucht einen Impfstoff

Experten sehen einen langen Weg bis zu einem Impfstoff. Der Aktienmarkt braucht diesen aber dringend und schnell.

Anleger nehmen jede Neuigkeit über einen möglichen Impfstoff gegen Covid mit großem Interesse auf. Positive Nachrichten werden mit Kurssprüngen belohnt. Das zeigt wie sehr Anleger auf einen Impfstoff hoffen. Der Markt braucht diesen dringend. In den letzten Monaten wurde der Markt vor allem von einem Sektor getragen: Technologie. Inzwischen ist der Technologiesektor der größte im S&P 500 ( Die Gewichtung erreichte zuletzt fast 30 %. Viele einst große Sektoren wie Energie sind mit weniger als 5 % Anteil nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Gewichtung des Technologiesektors war bereits vor Beginn der Krise groß und hat sich seither nur ausgeweitet. Viele Unternehmen haben von der Krise profitiert. Das ist inzwischen nicht nur eingepreist, sondern vermutlich sogar zu viel belohnt worden. Technologiegiganten steuern auf eine Konsolidierung zu. Trotz hohen Wachstums und einem Ergebnis, das über den Prognosen lag, verlor die Aktie von Microsoft nach Veröffentlichung der Quartalszahlen. Das zeigt: die Luft ist größtenteils raus.


Wenn ein großer Sektor konsolidiert kann der Gesamtmarkt nur mit Mühe steigen, wenn überhaupt. Andere Sektoren können jedoch nicht zum Sprung ansetzen, solange es keinen Impfstoff gibt. Für viele Branchen gibt es immer noch regelmäßige Hiobsbotschaften. Kreuzfahrtunternehmen sehen sich regelmäßig damit konfrontiert, dass Behörden die Wiederaufnahme des Betriebs verschieben.

Vielen Branchen geht es so. Restaurants müssen in einigen US-Bundesstaaten wieder schließen. Hotels sind von eingeschränkter Reisetätigkeit betroffen. Fluglinien operieren immer noch zu 25 % ihrer üblichen Kapazität. Der Ölsektor kann nicht auf höhere Preise hoffen, solange die Nachfrage nach Öl tief bleibt.

Jeder Sektor hat seine eigene Geschichte. Der Finanzsektor, der immerhin 10 % des S&P 500 ausmacht, kämpft mit hohen Rückstellungen für Kredite. Der Sektor ist in den USA allerdings noch profitabel. Das kann man vom europäischen nicht unbedingt behaupten.


Generell lässt sich sagen, dass zu viele Sektoren in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem ist die Technologiekomponente sehr hoch bewertet und die Euphorie über das robuste Geschäftsmodell ist mehr als eingepreist. Ohne Impfstoff dürfte es den meisten Branchen nicht gelingen nach oben auszubrechen.

Das bedeutet letztlich auch für den Markt, dass neue Hochs ohne Impfstoff schwierig sind. Aktuell ist die Nachrichtenlage durchwachsen. Es gibt erste positive Ergebnisse. Das stützt den Markt. Ohne die Hoffnung auf einen Impfstoff würde der Markt vermutlich kippen.

Bis ein Impfstoff wirklich verfügbar ist, dauert es aber noch viele Monate. Keiner weiß genau, wann die Massenproduktion beginnen kann und wie lange es dann dauert bis ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist. Im besten Fall können Impfungen Anfang 2021 beginnen, im schlimmsten Fall dauert es mehrere Quartale länger. Bis dahin bleibt dem Markt nur Hoffnung. Aktuell reicht das.

Clemens Schmale


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6 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    "Bis ein Impfstoff wirklich verfügbar ist, dauert es aber noch viele Monate. ..., im schlimmsten Fall dauert es mehrere Quartale länger."

    Nee. Im wirklich schlimmsten Fall gibt es keinen (guten) Impfstoff für die Massen.

    00:15 Uhr, 24.07. 2020
  • Stockhorn
    Stockhorn

    also impfen lassen würde ich mich nur über meine Leiche. Impfen ist der größte Schwachsinn, den es gibt.

    17:53 Uhr, 23.07. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    Jeden Tag gibt es Nachrichten von aussichtsreichen Impfstoff Kandidaten und Staaten reservieren schon Millionen Dosen. Also kann es nicht mehr so lange dauern. Wenn es nochmal runter geht sage ich Danke und kaufe mehr.

    14:25 Uhr, 23.07. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • mariahellwig
    mariahellwig

    Der Technologiesektor wird von Investitionen getrieben. Je länger eine Krise andauert, desto mehr fehlen Anschlussprojekte. Die Krise wird irgendwann auch den Technologiesektor erfassen. Nur wie im Bausektor kommt das verspätet.

    12:48 Uhr, 23.07. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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