Kommentar
15:00 Uhr, 14.01.2021

Aktien als Inflationsschutz - aber welche?

Bisher ist Inflation kein Thema. Notenbanken drucken aber weiterhin viel Geld und Regierungen geben es aus. Sollte es doch zu höherer Inflation kommen, welche Aktien sind dann die besten?

Aktien und hohe Inflation vertragen sich nicht gut. Inflation war allerdings in den letzten Jahren kein Thema. Die Teuerungsrate muss schon deutlich steigen, um für dauerhaft tiefere Kurse zu sorgen. Wieso aber führt Inflation überhaupt zu tieferen Aktienkursen? In der Theorie sollte Inflation kein Thema für Aktien sein. Der Unternehmenswert ist der Barwert des zukünftigen Cashflows. Ist die Inflation höher, ist der Abzinsungsfaktor höher. Es bleibt weniger übrig. Gleichzeitig steigen aber die Preise und die Einnahmen steigen. Beides sollte sich ausgleichen. Sollte....

In der Praxis kann nicht jedes Unternehmen Kostensteigerungen einfach so weitergeben. Die Konsumenten müssen das mitmachen. Ein Unternehmen wie Apple kann vermutlich Preissteigerungen durchsetzen. Billiganbieter dürften sich schwertun. Steigt die Inflation überdurchschnittlich an, sind Unternehmen mit Preissetzungsmacht die bessere Wahl.

Welches Unternehmen Preise festsetzen kann, ist im Vorfeld nicht leicht zu erkennen. Ein Blick zurück in die 70er Jahre zeigt das. In den 70er Jahren begann die Inflationsrate immer höher zu steigen. Unter den größeren US-Unternehmen war Honeywell ein Gewinner (Grafik 1). Das Unternehmen verkaufte damals Konsumgüter, die traditionell bei höherer Inflation eher leiden, aber auch ganz andere Dinge.


Honeywell war ein Mischkonzern, der zufällig zum richtigen Zeitpunkt in den Computermarkt investierte. Es war ein Boomsektor. Honeywell schlug sich besser als IBM. IBM blieb immerhin nur knapp unterhalb der Entwicklung des Verbraucherpreisindex (Grafik 2).

Während sich der Verbraucherpreisindex innerhalb von 10 Jahren fast verdreifachte, konnte der S&P 500 lediglich 60 % zulegen. Real war es ein großer Kaufkraftverlust. Viele Unternehmen können eben nicht höhere Kosten an Verbraucher weitergeben. Die Marken sind nicht stark genug, die Verbraucher zu preisempfindlich oder die Bilanz ist zu schwach.

Eine schwache Bilanz ist bei steigender Inflation kritisch. Zinsen steigen mit der Inflation. Wer hoch verschuldet ist und bereits vor dem Inflationsanstieg nur geringe Margen erzielen konnte, wendet bei steigender Inflation einen immer höheren Teil des Cashflows für die Schulden auf. Bei steigender Inflation sollte man sich also von Unternehmen fernhalten, die hohe Schulden haben.

Zu den Outperformern gehören Rohstoffunternehmen. Inflation nimmt seinen Ausgang meist bei steigenden Rohstoffpreisen. Die Aktien von Rohstoffförderern sind daher ein guter Hedge. Banken hingegen sind es nicht. Sie profitieren zwar von höheren Zinsen, doch die Kosten (Geldbeschaffung bei der Notenbank) steigt mehr oder minder proportional. Ein realer Zuwachs beim Gewinn ist unwahrscheinlich.

Wer sich gegen Inflation absichern möchte, kauft Rohstoffunternehmen, Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht, Firmen mit geringer Verschuldung und einer schlanken Assetstruktur. Alles, was sich leicht skalieren lässt, z.B. Public Cloud Anbieter, sollten ihre Margen stabil halten können. Zu vermeiden sind viele Unternehmen, die zuletzt gefragt waren. Dazu zählen viele Konsumgüterhersteller, aber auch Unterhaltungsunternehmen wie Disney und Netflix.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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