Kommentar
16:44 Uhr, 11.08.2005

Aktie aus dem Rohstoff-Report steigt um 50%

Die CVRD-Aktie stieg seit Mai 2005 um 47 Prozent und notiert in Frankfurt zuletzt bei 25,49 Euro. Das Unternehmen meldete heute (Donnerstag), dass seine Aluminium-Raffinerien über dem Normalmaß betrieben würden, um der Nachfrage gerecht werden zu können. Auch die Eisenerz-Produktion wurde deutlich angehoben und läuft sprichwörtlich auf "Volldampf". Im Folgenden die Analyse aus dem Rohstoff-Report von Ende Mai 2005. Der Rohstoff-Report kann kostenlos unter dem BörseGo-Link http://www.boerse-go.de/rohstoffe/ abonniert werden. Aus dem Rohstoff-Report Ausgabe 25 vom 30. Mai 2005:

CVRD ist die Eisenerzmine schlechthin. Sie schlägt auf diesem Gebiet alle Konkurrenten. Die Flöze (Steinkohleschichten) sind breit und tief. Sie liegen an der Oberfläche, sind also leicht abbaubar und auch von höchster Qualität, und CVRD verfügt über ausreichend Reserven. Zur Erschließung sind allerdings, wie bei allen Minen, hohe und länger andauernde Investitionen notwendig, so dass das von CVRD abgebaute Volumen von Anfang 2004 auf Ende 2005 nur um ca. 18% stieg bzw. steigen wird. Die Nachfrage nach CVRD-Eisenerz wächst jedoch deutlich schneller, insbesondere auch wegen der unübertrefflichen Qualität, so dass CVRD nach wie vor 10% ihres Absatzes von Sublieferanten beziehen muss. Dies stellt einen willkommenen Puffer dar. Denn sollte die Nachfrage zurückgehen, könnten die Abnahmeverträge jederzeit gekündigt werden. CVRD ist der Markt- und Preisführer. Es war CVRD, die am Anfang dieses Jahres eine Preiserhöhung für Eisenerz um 70% durchsetzte. Alle anderen Konkurrenten, wie vor allem BHP Billiton und Rio Tinto, folgten ihr, mussten aber klein beigeben, als sie noch Zuschläge über diese Erhöhung hinaus verlangen wollten.

CVRD macht 69% seines Ergebnisses mit Eisenerz, 10 % mit ihrem Logistikunternehmen, 14% mit Aluminiumrohstoffen und Bauxit, dagegen nur 4% mit Kupfer und 3% mit anderen Metallen. Da auch für die Aluminiumseite längerfristige Abnahmeverträge geschlossen werden, bestehen feste Preisvereinbarungen für ca. 90% des Absatzes.

Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um 38%, das Ergebnis sogar um ca. 70%, ging aber wegen heftiger Regenfälle und Bergrutsche im ersten Quartal gegenüber dem vierten Quartal 2004 leicht zurück. Regenfälle sind außergewöhnliche Ereignisse, und außerdem wird sich die Preiserhöhung für Eisenerz um 70% erst im zweiten Quartal auswirken, so dass mit weiter kräftig steigenden Gewinnen zu rechnen ist. Trotzdem fiel die CVRD-Aktie seit Februar um ca. 30% auf unter $27 und damit deutlich stärker als die Aktien der australischen Konkurrenten. Zuletzt schaffte die Aktie einen Anstieg und stieg seit Mitte Mai um über 15% auf zuletzt knapp unter $30. Dennoch vertritt die Mehrzahl der Analysten immer wieder vehement ihr Kursziel von $45 bis $50, was nahezu einer Verdoppelung des Aktienkurses gleichkäme. Vor allem wird als völlig ungerechtfertigt angesehen, dass die Preis-Earnings-Ratio von CVRD inzwischen bei ca. 5,5 liegt, während die der Konkurrenten nach wie vor bei deutlich über 10 notieren. Motley Fool, eine äußerst kritische Internetseite, meinte kürzlich, dass man nun eigentlich CVRD Aktien kaufen sollte, dass es aber wenig Spaß mache, in einer Aktie investiert zu sein, die ständig falle.

Wir meinen, dass es zu einer Überreaktion gekommen ist, weil immer wieder das Gespenst nachlassender chinesischer Investitionen an die Wand gemalt wird. CVRD, aber auch viele Rohstoffanalysten sehen das ganz anders. Die Importe von Eisenerz und auch die Investitionsgüterindustrie wuchsen bisher in nahezu gleichem Tempo wie im vergangenen Jahr. Die chinesischen Eisenerzbestände befänden sich auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau, so dass CVRD eher mit einem zusätzlichen Nachfrageschub rechnet. Immerhin ist China heute für 35% der Eisenerznachfrage verantwortlich und fragt inzwischen höchste Qualität nach, da die großen Stahlproduzenten inzwischen über modernste Anlagen verfügen. Das kommt CVRD zugute. Außerdem kann CVRD – wie gesagt – jederzeit die Absatzmenge um ca. 10% reduzieren, indem sie auf Lieferungen der Subunternehmer verzichtet.

Der Absatz von CVRD verteilt sich, wie folgt, auf die verschiedenen Weltregionen:

Brasilien 28%
Europa 26%
China 14%
Japan 9%
Emerging Asia 6%
USA 5%
Rest der Welt 12%

Wenn die Nachfrage aus China, Japan und dem restlichen Asien auch nur langsam weiter steigt, könnten Rückgänge aus Europa kompensiert werden. Die USA fallen ohnehin nicht stark ins Gewicht, und Brasilien verfügt über die weltweit kostengünstigsten Stahlunternehmen, so dass ein Nachfragerückgang erst am Endes des Zyklus zu erwarten ist. Außerdem stieg die Stahlproduktion weltweit in den ersten vier Monaten immer noch um kräftige 7%. Auch wenn die Margen für Stahl zurückgehen, hat das mit der Nachfrage nach Eisenerz unmittelbar nichts zu tun. Stahlunternehmen können durchaus weniger verdienen, während die Minen weiterhin steigende Gewinne einfahren.

Zusammenfassung

Bisher ist, allen Befürchtungen zum Trotz, ein weltweiter Rückgang der Eisenerznachfrage nicht eingetreten. Im Gegenteil: Sie wuchs in den ersten vier Monaten dieses Jahres mit vergleichbaren Raten wie im vergangenen Jahr, und auch die weltweite Stahlerzeugung stieg um 7%. CVRD verkauft qualitativ hochwertiges Eisenerz, für das die Nachfrage im Gleichschritt mit der Modernisierung der Stahlindustrie mitzieht. Der Absatz ist nach Regionen gut diversifiziert, so dass Rückgänge an einer Stelle durch Zuwächse an einer anderen ausgeglichen werden können. Rückgänge der Nachfrage kann CVRD durch die Verringerung der Fremdanteile ausgleichen. Die Aktie ist äußerst niedrig bewertet. Wo kann man schon eine Aktie mit einer Preis-Earnings-Ratio von um die 5 kaufen. Selbst wenn man für das Brasilienrisiko in der Bewertung 20% abzöge, sollte sie bei etwa 9 liegen. Das würde einem Aktienkurs von deutlich über $40 entsprechen. Man braucht jedoch gute Nerven, um bei CVRD investiert zu sein. Die Aktie ist sehr volatil. Kurzfristig kann es immer wieder zu deutlichen Kursverlusten kommen, der langfristige Trend zeigt aber eindeutig nach oben.

Quelle des Artikels ist der Rohstoff-Report von Ende Mai 2005. Seither stieg die Aktie von CVRD um fast 50 Prozent an. Eine Anmeldung zum Rohstoff-Report, in dem zweiwöchentlich in einer kostenlosen PDF-Publikation interessante Rohstoffe und Rohstoff-Aktien beleuchtet werden, ist über die BörseGo-Seite unter diesen Link (bitte hier clicken) jederzeit möglich.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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