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08:45 Uhr, 13.09.2024

Airbus und Boeing im Vergleich – spannende Einstiegschance bei einer Aktie

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Es ist September, der Sommer neigt sich dem Ende zu, und viele von euch sind dieses Jahr in den Urlaub geflogen – vielleicht ohne darüber nachzudenken, wer das Flugzeug eigentlich gebaut hat. Meistens war es einer der beiden Giganten der Luftfahrt: Airbus oder Boeing. Diese beiden Konzerne beherrschen den globalen Markt für Verkehrsflugzeuge fast vollständig und stehen als Sinnbild für das Duopol, das seit Jahrzehnten die Luftfahrtindustrie prägt.

Airbus, mit Hauptsitz in Europa, und Boeing, das amerikanische Schwergewicht, liefern sich seit Jahren ein intensives Rennen um die Vorherrschaft am Himmel. Beide Unternehmen bieten ein breites Portfolio von Kurz-, Mittel- und Langstreckenflugzeugen, das die Bedürfnisse nahezu aller Fluggesellschaften weltweit abdeckt. Airbus punktet besonders mit seiner beliebten A320-Serie, während Boeing mit seiner 737-Reihe auf vielen Flughäfen die Nase vorn hat.

Dieses Duopol hat nicht nur die zivile Luftfahrt revolutioniert, sondern auch in anderen Bereichen, wie der militärischen und der Raumfahrtindustrie, bedeutenden Einfluss. Die Innovationskraft und der Wettbewerb zwischen Airbus und Boeing sind entscheidende Treiber für die technologische Entwicklung der gesamten Luftfahrtbranche. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Stärken, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven dieser beiden Riesen der Luftfahrtindustrie.

Marktstellung und Produktportfolio

Airbus und Boeing dominieren den globalen Verkehrsflugzeugmarkt und teilen sich die größten Airlines als Kunden. Airbus A320-Familie gilt als Spitzenreiter im Kurz- und Mittelstreckenbereich und steht in direktem Wettbewerb mit Boeings 737. In der Langstrecke konkurrieren der Airbus A350 und A330 mit Boeings 787 Dreamliner und 777.

Beide Hersteller fokussieren sich auf Effizienz, Zuverlässigkeit und Kostensenkung für Airlines. Der Airbus A350 überzeugt durch hohe Treibstoffeffizienz, während Boeings 787 mit innovativen Materialien Maßstäbe setzt. Dabei konnte 2023 Airbus fast 40 % mehr Auslieferungen als Boeing verzeichnen.

Umsatzverteilung

Neben der zivilen Luftfahrt sind Airbus und Boeing auch in der militärischen und der Raumfahrt aktiv, was ihre Marktpräsenz verstärkt. Trotz ähnlicher Zielmärkte verfolgen beide Unternehmen leicht unterschiedliche Strategien, was den Wettbewerb spannend und dynamisch hält. Diese Strategien spiegeln sich in der unterschiedlichen Umsatzverteilung wider:

Airbus

Boeing

Fundamentaldaten

Boeing Airbus
Börsenwert 99,41 Mrd. USD 110,30 Mrd. USD
Mitarbeiter 171.000 147.890
Hauptsitz Arlington, VA, USA Leiden, NL

Leistungskennzahlen

Umsatz von Airbus und Boeing
Nettogewinn von Airbus und Boeing

Während der Umsatz sich seit der Corona-Pandemie fast komplett kollinear entwickelt, ist der Nettogewinn von Airbus deutlich stabiler als bei Boeing. Airbus ist 2019 und 2020 in die roten Zahlen gerutscht, konnte sich danach aber schneller als Boeing erholen. Boeing macht unterm Strich immer noch Verlust. Bis 2027 soll Boeing dann aber wieder an Airbus heranreichen.

Solvenzkennzahlen

[in Mrd. USD] Boeing Airbus
Gesamtverschuldung 57,93 13,79
Liquide Mittel 12,62 14,33
Eigenkapital -17,98 17,76

Die Solvenz von Boeing ist die letzten Jahre immer problematischer geworden. Schon vor Corona im Jahr 2019 hatte der Konzern negatives Eigenkapital. Bei Airbus ist die finanzielle Lage deutlich besser: Der Konzern verfügt über mehr liquide Mittel als Verbindlichkeiten und über stabiles Eigenkapital.

Cashflow

Free Cashflow Entwicklung von Airbus und Boeing

Der Free Cashflow entwickelte sich die letzten Jahre bei Airbus und Boeing sehr ähnlich, nur dass bei Boeing der Free Cashflow deutlich volatiler ist, als bei Airbus. Ein Grund dafür ist unter anderem die höhere Fremdkapitalquote, welche einen Leverage-Effekt auf die Entwicklung des Free Cashflows hat.

Bewertungskennzahlen

Boeing Airbus
KGV 33,36
KUV 1,34 1,55
KBV 6,24

Die Bewertungskennzahlen zeigen, dass der Markt Airbus mehr Potenzial zutraut. Das KUV ist bei Airbus etwas höher als bei Boeing. Die Konzerne kämpfen immer noch mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Boeing macht kein Nettogewinn und hat negatives Eigenkapital weshalb weder KGV noch KBV eine Aussagekraft hat.

Aktuelle Herausforderungen

Airbus und Boeing stehen vor bedeutenden Herausforderungen, die ihre Marktposition und Geschäftsentwicklung beeinflussen. Die Folgen der COVID-19-Pandemie wirken immer noch nach, da die Nachfrage nach Flugzeugen langsamer anzieht als erwartet und Lieferkettenprobleme weiterhin die Produktion beeinträchtigen. Vor allem Boeing hatte in den letzten Jahren mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen: Die 737 MAX-Krise führte zu Produktionsstopps, hohen Strafen und einem enormen Vertrauensverlust bei Airlines und Passagieren. Auch in diesem Jahr geriet Boeing mehrfach unter Druck, nachdem mehrere Defekte an Flugzeugen unter anderem zu Notlandungen geführt hatten.

Airbus hat im Vergleich weniger mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen, aber auch hier gibt es Produktionsverzögerungen und steigende Rohstoffkosten, die die Rentabilität belasten. Zusätzlich drängt der Markt immer stärker auf nachhaltigere Flugzeuge. Beide Konzerne investieren massiv in Forschung, um CO2-neutrale Flugzeuge zu entwickeln, aber die Realisierung solcher Projekte benötigt Zeit und ist mit hohen Kosten verbunden.

Geopolitische Spannungen, wie der Handelskonflikt zwischen den USA und der EU, setzen ebenfalls beide Unternehmen unter Druck, da diese die Preise für Flugzeuge und Ersatzteile weiter in die Höhe treiben könnten. In einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt müssen Airbus und Boeing nicht nur auf innovative Technologien setzen, sondern auch neue Märkte erschließen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zukunftsperspektiven

Die Zukunft der Luftfahrt wird stark von Nachhaltigkeit und technologischen Innovationen geprägt sein. Sowohl Airbus als auch Boeing arbeiten intensiv an emissionsfreien Flugzeugen, um den steigenden Druck von Regierungen, Umweltorganisationen und Passagieren auf eine klimafreundlichere Luftfahrt zu beantworten. Ein zentraler Punkt in ihren Zukunftsstrategien ist die Entwicklung von CO2-neutralen Antriebstechnologien. Insbesondere Wasserstoff gilt als vielversprechende Lösung.

Konzept für einen emissionsfreien Kurzstreckenflieger mit Turbo-Prop Antrieb | Quelle: Airbus

Airbus hat bereits Pläne vorgestellt, bis 2035 ein wasserstoffbetriebenes Passagierflugzeug auf den Markt zu bringen. Boeing verfolgt ebenfalls Projekte in diesem Bereich, setzt aber auch auf die Weiterentwicklung nachhaltiger Treibstoffe (SAF) als kurzfristigere Lösung, um die CO2-Emissionen bestehender Flugzeugflotten zu reduzieren.

Auch die Digitalisierung und Automatisierung werden eine Schlüsselrolle spielen. Künstliche Intelligenz und Big Data ermöglichen effizientere Wartungsprozesse und Flottenmanagement, wodurch die Betriebskosten gesenkt und die Zuverlässigkeit erhöht werden. In der Zukunft könnten autonome Flugzeuge Realität werden, zumindest in bestimmten Bereichen wie Frachtflügen oder militärischen Einsätzen.

Langfristig betrachtet wird die Nachfrage nach Flugreisen vor allem in aufstrebenden Märkten wie Asien, Afrika und dem Nahen Osten weiter steigen. Sowohl Airbus als auch Boeing müssen sich auf diesen Regionen fokussieren, um ihr zukünftiges Wachstum zu sichern. Dabei wird es entscheidend sein, flexible Flugzeugmodelle anzubieten, die auf die Bedürfnisse dieser Märkte zugeschnitten sind – sei es durch niedrigere Betriebskosten, höhere Effizienz oder umweltfreundlichere Technologien.

Ein weiterer wichtiger Faktor in der Luftfahrt der Zukunft ist die Urban Air Mobility (UAM). Elektrisch betriebene, senkrecht startende und landende Fluggeräte könnten den Verkehr in Metropolen revolutionieren. Airbus ist mit seinem Projekt „CityAirbus NextGen“ bereits in dieser Richtung aktiv, während Boeing durch Kooperationen und Partnerschaften ebenfalls in diesen aufstrebenden Markt drängt.

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Chart

Airbus vs. Boeing

Chartvergleich von Airbus und Boeing | Quelle: stock3

Fundamental haben wir schon gesehen, dass sich Airbus schneller als Boeing von der Covid-Pandemie erholte. Auch die Airbus-Aktie lief nach dem Crash deutlich besser als die Boeing Aktie. Während Boeing immer noch über 50 % unter dem Vor-Corona-Hoch notiert, konnte Airbus auf eine neues Allzeithoch ausbrechen und bietet jetzt eine spannende Einstiegschance.

Tradingidee Airbus

Tages Chart von Airbus | Quelle: stock3

Die Airbus-Aktie hat mittlerweile wieder einiges vom Hoch verloren und befindet sich gerade an einer wichtigen Zone, an der die Aktie bereits mehrfach reagierte. Wichtig ist jetzt zunächst den 50-SMA (grüne Linie) und anschließend das wichtige Vor-Corona-Hoch (weiße Linie) zu erobern.

Ein Einstieg bietet sich auf aktuellem Niveau an. Die Aktie arbeitet seit vier Tagen an einem kurzfristigen Boden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auch erst einen Einstieg nach Erobern des 50-SMA erwägen.

Für risikofreudigere und erfahrenere Trader bietet sich ein Zertifikat der DZ Bank (WKN: DQ5VJ8) an. Dieses Knock-Out-Derivat hat eine Knock-Out-Schwelle bei 118,34 EUR, woraus sich ein Hebel von 10,08x ergibt. Der Stop Loss ist hier gleichzeitig der Knock-Out, hier ist gutes Risikomanagement erforderlich, um die Positionsgröße angemessen zu wählen.

Für konservativere Trader bietet sich ein Zertifikat der HSBC (WKN: HS8NQD) an. Dieses Knock-Out-Derivat hat eine Knock-Out-Schwelle bei 81,97EUR, woraus sich ein Hebel von 2,65x ergibt. Auch hier wird der Stop Loss unter die untere Unterstützung bei ca. 118 EUR gesetzt.

Bei beiden Tradingideen ist der Take Profit im Bereich des Allzeithochs. Dennoch sollte die Aktie genau beobachtet werden. Ein mittelfristiger Aufwärtstrend wird erst über dem Hoch bei knapp 143 EUR etabliert.

Fazit

Airbus und Boeing sind die unangefochtenen Giganten der Luftfahrtindustrie, deren Wettbewerb das Rückgrat der globalen Flugzeugproduktion bildet. Beide Unternehmen haben ihre Stärken: Airbus punktet mit finanzieller Stabilität und seiner erfolgreichen A320-Serie, während Boeing trotz jüngster Herausforderungen durch Innovation und Marktpräsenz glänzt. Der Vergleich der beiden Konzerne zeigt, dass Boeing zwar mit höheren Risiken und Volatilität, insbesondere im Cashflow, zu kämpfen hat, aber dennoch eine bedeutende Rolle im Markt spielt.

Die Zukunft der Luftfahrt wird von Nachhaltigkeit, technologischen Fortschritten und der Erschließung neuer Märkte geprägt sein. Sowohl Airbus als auch Boeing stehen vor der großen Aufgabe, umweltfreundlichere Technologien zu entwickeln, den steigenden Anforderungen an Effizienz gerecht zu werden und gleichzeitig geopolitischen Spannungen zu trotzen. Der langfristige Erfolg beider Konzerne wird davon abhängen, wie schnell und effizient sie sich diesen neuen Herausforderungen anpassen können.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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