Kommentar
11:24 Uhr, 06.11.2002

Activest - Marktausblick Japan

Die letzten Wochen brachten in Japan Bewegung hinter die Kulissen. Den Anfang machte die Bank of Japan. Völlig überraschend kündigte sie an, Aktien von Banken kaufen zu wollen. Dieser Schritt außerhalb des eigenen Aufgabenbereichs verletzte eherne Spielregeln und bedeutete effektiv das Ausrufen einer Krise im Finanzsystem. Der Grund: Das seit Jahren ungelöste Problem
notleidender Kredite in Höhe von offiziell EUR 350 Milliarden. Premierminister Koizumi wurde erst kurz davor telefonisch informiert, der Wirtschaftsminister Takenaka war überrascht. Der Druck auf die Politik erhöhte sich erheblich. Es folgte eine Kabinettsumbildung. Neuer Chef der Bankenaufsicht wurde in Personalunion Wirtschaftsminister Takenaka, der entschiedenste
Reformer im Kabinett. Seine ersten Tage im neuen Amt waren vielversprechend: Keine Bank oder Unternehmen sei zu groß, um Pleite zu gehen. Erste Details über geplante Maßnahmen des Wirtschaftszaren Takenaka sickerten durch, die Erwartungen stiegen weiter. Es folgte der erste Rückschritt: ein angekündigter Zwischenbericht wird von LDP-Granden in letzter Minute verhindert. Takenakas Problem: der parteilose Akademiker verfügt über keinerlei politische Hausmacht. Geschlossener Widerstand kam auch von den Vorständen der Banken. Im Extremfall käme es zu einer Verstaatlichung der Konzerne. Takenaka wurde vorgeworfen, Japan
zerstören zu wollen. Die Folge: sein Paket wurde "weichgespült". Der entscheidenste Hebel um Druck auf die Banken auszuüben, die Behandlung von Verlustvorträgen bei der Berechnung des haftenden Eigenkapitals, blieb vage. Die Initiative bleibt unverändert bei den Banken. Überschuldete Unternehmen mit schlüssigem Konzept sollen von einer neu zu schaffenden Behörde weiter finanziert werden. Bei anderen Maßnahmen fehlen definierte Richtlinien, Zeitrahmen und Konsequenzen. Das Fazit ist enttäuschend, nach hohen Erwartungen wurde nur wenig geliefert. Die Notenbank wird Aktien im Wert 1,1 % der Marktkapitalisierung kaufen. Im jüngsten Anti-Deflationsprogramms wurden Steuererleichterungen in Höhe von 0,2 % des Sozial produkts angekündigt. Takenakas Paket enttäuschte. Es bahnt damit sich eine Wiederholung der Fehler der Vergangenheit an. Die Banken erhalten Gelder ohne bindende Auflagen und Unternehmen bleiben im Markt. In einer anämischen und deflationären Wirtschaft werden sich auch künftig notleidende Kredite schneller bilden, als sie von Banken abgeschrieben werden. Diejenigen, die Japan seit dem Platzen der Bubble-Economy für dauerhaft reformunfähig halten, wurden in den letzten Wochen auf eine harte Probe gestellt - und behielten Recht.

Hohe Risikoprämie für japanische Aktien

Im Gegensatz zu USA und Europa konnten die japanischen Aktienmärkte keine Kurserholung aufweisen. Der Nikkei Index bewegte sich im Oktober in einer Bandbreite zwischen 8.500 und 9.000 Punkten. Die wichtige Marke von 10.000 Punkten konnte bis dato (Stand:25.10.02) nicht wieder erreicht werden. Der japanische Aktienmarkt diskontiert derzeit eine Menge von negativen zyklischen und strukturellen Faktoren. Die aktuelle Risikoprämie liegt derzeit auf einem old time high von 6,17 Prozent und damit um 0,84 Prozentpunkte höher als der steigende Trend seit 1992. Belastend für den japanischen Aktienmarkt wirken dabei nicht nur die heimische Konjunkturschwäche, sondern die deutliche Abschwächung der globalen Wirtschaftsaktivitäten. Zudem haben Ausländische Investoren in den internationalen Portfolios weiterhin Japan untergewichtet. Nach Meinung der Activest
Portfoliomanager ist eine strategische Übergewichtung von Japan erst wieder bei sich verbessernden globalen Frühindikatoren
interessant.

Quelle: Activest

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