Kommentar
12:25 Uhr, 06.11.2002

Activest - Marktausblick Europa

In der Euro-Zone erlahmt der konjunkturelle Aufschwung. Wichtige Frühindikatoren wie der OECD-Frühindikator, der Reuters-PMI und auch die Daten zur Industrieproduktion deuten auf eine schwache Entwicklung des Wirtschaftswachstums hin. In die gleiche Richtung weisen auch der für Deutschland ermittelte ZEW-Konjunkturklima-Index und der Ifo-Index. Das Nichterreichen der 3 Prozent-Verschuldungsquote in Deutschland, Frankreich, Italien und Portugal in diesem Jahr führt zu einer Aufweichung der Maastrichtkriterien und verschärft nach Ansicht der Activest Experten das Vertrauensproblem in Euroland weiter.
In Deutschland wirken zudem die geplanten fiskalpolitischen Maßnahmen der neuen Bundesregierung konjunkturbelastend. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Steuerpolitik wirken abschreckend auf Unternehmen und sind belastend für den Verbraucher. Trotz der höheren Steuerbelastung des Einzelnen dürfte es insgesamt kaum zu höheren Steuereinnahmen kommen, da das Wirtschaftswachstum durch die Maßnahmen nicht angekurbelt wird. Angebotsseitige Maßnahmen zur Verringerung der
Strukturprobleme wurden keine beschlossen. Zudem ist davon auszugehen, dass sich die Situation am deutschen Arbeitsmarkt weiter verschlechtern wird, was den privaten Konsum zusätzlich belastet. Wenig Dynamik ist aufgrund der globalen Konjunkturschwäche auch im Außenhandel zu erwarten.
Die europäische Zentralbank EZB behält ihre abwartende Haltung bei. Die konjunkturelle Lage verlangt nach Ansicht der Activest Experten eine Zinssenkung, diese wird von der EZB aber wohl zu lange hinausgezögert. Dagegen geht die über dem Zielkorridor liegende Geldmengenentwicklung auf Sonderfaktoren und nicht auf eine
gestiegene Kreditvergabe zurück.

Aktienbewertung immer noch attraktiv

Die europäischen Aktienmärkte befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen sich verschlechternden Fundamentaldaten und günstigen Bewertungen. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Euroland wurden in den vergangenen Wochen weiter reduziert. Dementsprechend wurden auch die Gewinnschätzungen der Unternehmen laufend nach unten korrigiert.
Die überdurchschnittlichen Gewinnrevisionen im September waren einer der Gründe für die großen Kursverluste im traditionell schwächsten Börsenmonat. Zusätzlich belastend wirken nach wie vor die Unsicherheit über bevorstehende Maßnahme gegen den Irak und die Angst vor weiteren Terroranschlägen. Mitte Oktober zeigten sich die europäischen Aktienmärkte im Zuge der Erholung der US-Börsen wieder freundlicher.
Die Bewertungen der europäischen Aktienmärkte sind derzeit sowohl im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt als auch zum Rentenmarkt günstig. Voraussetzung ist, dass die Gewinnschätzungen nicht weiter reduziert werden. Die zur Zeit sehr niedrigen Zinsen am langen Ende der Zinsstrukturkurve bieten eine zusätzliche Unterstützung für die Aktienmärkte.
Charttechnisch gesehen zeichnet sich zunehmend ein positives Bild ab. Trendindikatoren, wie der wöchentliche MACD, geben deutliche Anzeichen einer Bodenbildung. Auffallend ist auch, dass die europäischen Aktienkurse zuletzt nicht mehr auf die negativen Konjunkturdaten reagiert haben. Offensichtlich ist bereits viel Negatives in den Kursen eskomptiert.
Die Activest Experten gehen von einer Rückkehr zu historischen Mittelwerten aus, allerdings wird es auf absehbare Zeit keine signifikanten Überbewertungen mehr geben, d. h. die Märkte werden sich unter kleinen Schwankungen parallel zu den Fundamentals entwickeln.

Quelle: Activest

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