ABOUT YOU – Nicht nur der Kurs fährt Achterbahn
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- ABOUT YOU HOLDING SE - WKN: A3CNK4 - ISIN: DE000A3CNK42 - Kurs: 5,225 € (XETRA)
About You veröffentlichte heute morgen seine Q2 2023/24 Quartalsergebnisse und verkündet stolz, man habe das "Wachstum beschleunigt und die Marge deutlich verbessert". Ob dieser Titel die aktuelle Lage rosiger zeichnet als es ist, sehen wir uns im Folgenden an.
Beginnen wir ganz oben mit dem Top-line-Wachstum. Im zweiten Quartal 2023/24 wuchs der Umsatz von About You um 2,1 % auf 439,6 Mio. EUR (VJ: 430,6 Mio. EUR). Gegenüber dem Q1 23/24, in dem das Umsatzwachstums im YoY-Vergleich quasi stagnierte, ist das nicht wirklich etwas, womit man sich brüsten muss. Der Bruttogewinn von 154,1 Mio. EUR war mit 8,5 % rückläufig. Die Bruttomargen verschlechterten sich im Q2 23/24 um 4,1 Prozentpunkte auf 35,1 %. Die Investitionsausgaben (Capex) wuchsen um 21,6 % YoY und belasteten den ohnehin negativen operativen Cashflow und damit den Free Cashflow, der mit 43,5 Mio. EUR negativ war (bereits vor Abzug der aktienbasierten Mitarbeitervergütung).
Ganz wichtig zu beachten ist bei Unternehmen wie About You oder Delivery Hero, dass hier durchweg mit den diversesten adjustierten Kennzahlen gearbeitet wird, welche sich wiederum hinter diversen Fußnoten verstecken und nicht wirklich transparent sind.
Das adjustierte EBITDA lag bei -12,9 Mio. EUR (VJ: - 42,8 Mio. EUR) und die bereinigte Ebitda-Marge drehte mit -2,9 % wieder in den negativen Bereich, nachdem sie in dem Vorquartal gerade so positiv war. Aber wollen wir mal nicht so streng sein. Zumindest war es eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, wo sie bei -9,9 % notierte. Das operative Kerngeschäft bleibt also weiterhin unprofitabel, und das trotz diverser Anpassungen um die Effekte aktienbasierter Mitarbeitervergütungen, Restrukturierungskosten oder anderen Einmaleffekte.
Dennoch verbessert sich die Profitabilität weiter und laut About You tragen die Kostensparmaßnahmen Früchte. So ist die Steigerung der adjustierten EBITDA-Marge um 7 Prozentpunkte das Ergebnis von Fulfillmentkosten, die um 14,7 % auf 104,5 Mio. Euro sanken, sowie von Marketingkosten, welche um 41,8 % auf 39,7 Mio. EUR zurückgingen. Was man allerdings unterschlägt: Die Materialkosten und Kosten für Mitarbeiter erhöhten sich ebenso gegenüber dem Vorjahr – Letzteres trotz der Reduktion der Mitarbeiterzahl. Die Abschreibungen gegenüber dem Vorjahr wachsen auch nochmal an, möglicherweise dem Inventar geschuldet, welches sich gegenüber dem Vorjahr noch einmal verschlechterte und nahe der Rekordwerte von 548,2 Mio. EUR notiert. Bullen würden sagen, man bereite sich bereits für eine massive Black-Friday-Sale-Offensive vor. Falls nicht, dann birgt dieses Bilanzpotenzial viel Spielraum für weitere Abschreibungen oder einen Abverkauf mit hohem Rabatt und weiteren Druck für die Margen. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten erreichen auch neue Höchstwerte mit 700 Mio. EUR.
Ferner schrumpfte die Gesamtzahl der Orders von 9,6 Millionen auf 9,1 Millionen im Q2 23/24 und stellt damit einen erneuten Tiefstwert seit dem Q4 21/22 dar. Die restlichen Kundenmetriken stagnierten allesamt mehr oder weniger. Die 'monthly user sessions' ging um 2,7 % gegenüber dem Vorjahr zurück.
Im wichtigen TME-Segment (Tech, Media, Enabling) waren die Umsätze im Q1 23/24 bereits mit 3,5 % rückläufig gewesen und schrumpften nun erneut um 3 % gegenüber dem VJ. Dieses Segment ist besonders wichtig, da es nach adjustiertem EBITDA das Segment mit der höchsten Marge von 23,4 % ist.
Im Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023/24 erwartet das Unternehmen nun auf Konzernebene ein Umsatzwachstum in der unteren Hälfte der prognostizierten Spanne von +1 % bis +11 % gegenüber dem Vorjahr. Weiterhin wird erwartet, dass die Gruppe ihre Marge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich verbessert und die Gewinnschwelle auf Basis des bereinigten EBITDA erreicht.
Fazit: Die Profitablität rückt näher, kann bislang allerdings nicht über zwei Quartale hinweg gehalten werden. Während sich einige Metriken deutlich verbessern, verschlechtern sich andere wiederum. Die Aktie von About You bleibt eine sehr spekulative Wette auf einen Turnaround oder ein erfolgreiches Spin-off der Tech-Sparte SCAYLE - mehr dazu hier. Die Zahlen lassen einfach keinen wirklichen Trend erkennen und die finanzielle Lage bleibt angespannt. Die Frage ist und bleibt, wie weit About You Kostensparmaßnahmen forcieren kann, ohne das jetzt bereits non-existente Wachstum komplett abzuwürgen.
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