Kommentar
19:08 Uhr, 26.08.2008

Aber kann man nicht eigentlich froh darüber sein?

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Der Geschäftsklimaindex ifo ist zu Dritten mal in Folge gefallen. Das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung meldet einen Wert von 94,8 Punkten (Dreijahrestief!)

Dazu müssen Sie wissen: Der ifo-Index beruht auf einer Umfrage unter ca. 7000 Unternehmen diverser Branchen hinsichtlich ihrer Geschäftserwartungen. Er hat sich in der Vergangenheit als recht verlässlich erwiesen. Die realen Daten sind zwar besser, aber vergangenheitsbezogen: Im zweiten Quartal schrumpfte das BIP ggü de. Vorquartal zwar um 0,5%, im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg der Wert aber (bereinigt um die erhöhte Zahl von Werktagen) um 1,7%. Der starke Außenhandel kann hier weiterhin als Ausgleich diesen für einen schwachen Binnenmarkt der auch wenig Grund zu Optimismus gibt.

Die Deutschen Konsumenten sind nicht gerade als ökonomische Optimisten bekannt – und wenn dann die Erwartungshaltung der Unternehmen auch noch negativ und das ganze Rezessionsszenario wie gewohnt medial untermauert wird, dann schnallt man in unserem Land gern den Gürtel noch enger. Davon kann der Einzelhandel ein unschönes Lied singen. Es sind nicht nur Managementfehler, die zu Insolvenzen von Ketten wie Hertie oder Sinn Leffers führen – es ist auch ganz reale Konsumverweigerung, in Erwartung weiter sinkender Reallöhne oder im Angesicht von chronischen Sorgen um den Arbeitsplatz .

Aber kann man nicht eigentlich froh darüber sein? Oder ist es besser, wie in den USA üblich, auf Teufel komm raus auf Kredit zu konsumieren – bei inzwischen negativer Sparquote? Hier treffen zwei völlig unterschiedliche Denkweisen aufeinander. Hier das vorsichtige, vorausschauende und alle Eventualitäten einbeziehende Handeln. Und dort der überschwengliche Optimismus, das Denken und Handeln von Monat zu Monat, maximal von Jahr zu Jahr.

Letztlich ist es für das Funktionieren der Weltwirtschaft nötig, dass die Völker so unterschiedlich sind. Amerikanisches Konsumverhalten in der ganzen Welt? Das würde zu extremsten Boomphasen, abgewechselt von schwersten Depressionen führen. Deutsche Ängstlichkeit weltweit? Der Fortschritt wäre nicht annähernd soweit wie er real ist. Die Mischung machts und sorgt für Glättungen des Konjunkturverlaufs.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch die nun kommende Tiefphase relativ rasch durchschreiten werden. Betrachten Sie alles im richtigen Rahmen – was sind schon ein, zwei Jahre ohne Wachstum (oder gar leichter Schrumpfung) im größeren Kontext eingebettet? Die Emerging Markets sind noch unglaublich weit von unseren Wohlstandards entfernt, es gibt noch so viel Potenzial, dass alle Wachstumsskeptiker sich eigentlich in einen Winterschlaf begeben müssten, der si e in 50 Jahren wieder freigibt. Dann können wir ernsthaft über die Grenzen des Wachstums sprechen.

Daniel Kühn - Redaktionsleitung http://www.tradersjournal.de und CFD&Forex-Report

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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