485 Milliarden Euro "schwarzes Geld" im Ausland
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Die Globalisierung hat die Geldanlage voll erfasst: Deutsche Anleger verstärken im Rahmen ihrer Anlage- und Diversifikationsstrategien ihr Engagement im Ausland.
Das genaue Ausmaß der sog. "Kapitalflucht" ist schwer zu bestimmen, weil sie von regulären Auslandsinvestitionen oft nicht klar zu unterscheiden ist. Die Kapitalflucht allein, in steigendem Maße begleitet von einer realen "Flucht" des Eigentümers selbst, also der Auswanderung, hat viele und oft vielschichtige Gründe. Zunehmend ist aber zu beobachten, dass sie ihre Wurzel in der Enttäuschung über die politische Lage zuhause oder gar in einem tiefen Misstrauen gegen die Regierung oder gesellschaftliche Strömungen im eigenen Lande hat. Die Erkenntnis, dass in Steueroasen häufig Schwarzgeld angelegt wird, ist mittlerweile allgemein verbreitet. Die hohen Vermögensbeträge locken viele schillernde Gestalten an, die dem Investor oft genug völlig unrealistische Zusagen zu Ertragsmöglichkeiten und Sicherheit seiner! Anlagen machen.
Nach bbw-Berechnungen auf der Basis von Schätzungen der deutschen Steuerfahndung, der Deutschen Steuergewerkschaft und der Deutschen Bundesbank liegen aktuell weltweit rund 485 Mrd. € "schwarzes Geld" von Deutschen bei Banken im Ausland. Die höchsten Geldbeträge liegen in der Schweiz, wohin Deutsche bisher mehr als 170 Mrd. € transferiert haben. Es folgen Luxemburg mit 85 Mrd. € und Österreich mit schätzungsweise 70 Mrd. €. Aber auch in anderen Ländern haben die Deutschen gewaltige Summen Schwarzgeld geparkt. Verteilt auf andere sog. Steueroasen wie zum Beispiel die Bahamas, die Cayman-Inseln, die Niederländischen Antillen, die Bermudas oder Liechtenstein dürften als Minimum mindestens nochmals mehr als 150 Mrd. € entfallen.
bbw Marketing hat das Thema "Kapitalflucht" erstmals ausführlich beleuchtet. Es wurden zahlreiche Expertengespräche geführt, Repräsentativbefragungen der deutschen Bevölkerung ausgewertet und eine repräsentative Befragung von 103 Finanzdienstleistungsunternehmen durchgeführt. Die Deutschen Bundesbank hat für die Studie Sonderauswertungen vorgenommen und der Bundesverband Investment und Asset Management e.V. interne Berechnungen zum Thema zur Verfügung gestellt. Die Studie analysiert nicht nur umfassend das Thema "Kapitalflucht" und Geldvermögensbildung im Ausland, sondern untersucht auch intensiv die Situation der ausländischen Finanzdienstleistungen in Deutschland.
Im Ausland finden die Anleger noch das intaktes Bankgeheimnis und den Schutz der Privatsphäre. Weitere Vorteile aus Sicht der Anleger sind: Risikostreuung durch rechtliche Diversifikationen, Kompetenz und hohe Beratungsqualität, steuerliche Vermögensoptimierung sowie ein breites Produktangebot der Banken und der Vermögensverwalter. Längst haben sich die Auslandsbanken auf die Bedürfnisse ihrer ausländischen Kunden eingestellt. Mit ihren international ausgerichteten Wealth Managment- und Private Banking-Strategien decken sie deren Interessen gemäß den gültigen Bestimmungen des jeweiligen Heimatlandes ab - auch in Erb- und Schenkungsfragen rechts- und steueroptimiert. Die neuen Finanzplätze sind: Großbritannien, Malta, Zypern, Barbados, Niederländische Antillen, Bahrain, Quatar, Seychellen, Bombay, Japan, Labuan, Shanghai.
Besonders schädlich für die öffentlichen Haushalte und Sozialkassen ist die strafrechtlich relevante Steuerhinterziehung beziehungsweise "Steuerfl! ucht" durch Kapitaltransfer beziehungsweise "Geldschmuggel" in die weltweiten Steueroasen. Da half auch das "Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit" wenig. Die Einnahmen aus der Steueramnestie waren mir 1,4 Mrd. € anstatt der erwarteten fünf Mrd. € nachgezahlter Steuern gering. Da für vier von fünf befragte Finanzdienstleistungsunternehmen durch einen liberalisierten Kapitalmarkt der Trend zur Kapitalanlage im Ausland gefördert wird und für sogar neun Zehntel der Befragten steuerliche Regelungen einen erheblichen Einfluss auf die deutschen Auslandsanlagen haben, zeigt die Einführung einer einheitlichen Abgeltungsteuer im Jahr 2009 bei den Kapitalanlagen der Deutschen im Ausland keineswegs überraschend bereits jetzt eine für den Finanzstandort Deutschland gefährliche Wirkung. Die bbw-Experten befürchten ein rapides Wachstum der Kapitalflucht ins Ausland, denn die Abgeltungssteuer führt dazu, dass der Geldstrom aus Deutschland heraus stärker wird.
Die Internationalisierung des Anlageverhaltens deutscher Sparer zeigt sich auch deutlich in den inländischen Depots. So erreichen die Fondsvermögen der ausländischen Wertpapierfondsgesellschaften am deutschen Fondsmarkt bereits einen Anteil von 57 %. Bei den inländischen Aktienfonds sind 63 % der Aktienbestände im Ausland angelegt.
In der Summe hatte Deutschland im Jahr 2006 Netto - Kapitalexporte in Höhe von 436 Mrd. € zu verzeichnen. Die statistisch ausgewiesenen Mittelabflüsse gingen damit weit über die Zuflüsse aus der Leistungsbilanz (plus 117 Mrd. €) und der Reduzierung der Währungsreserven (minus 3 Mrd. €) hinaus. Ein erheblicher Teil der inländischen Geldvermögensbildung findet inzwischen im Ausland statt. Dies zeigt sich in einem kräftigen Anstieg des deutschen Netto-Auslandsvermögens. Statistisch erfasst sind rund 2,1 Bio. €, die von deutschen Unternehmen und Privatpersonen im Ausland investiert sind. Die Wertpapierbestände der Deutschen im Ausland sind innerhalb der letzten drei Jahre ! um mehr als 40 Prozent gestiegen.
Autor: Markus Miller
Markus Miller ist Chefredakteur des renommierten Wirtschaftsmagazines „Kapital & Steuern vertraulich“, Herausgeber mehrerer Publikationen und Gründer des Internetportals GEOPOLITICAL.BIZ sowie Herausgeber der kostenlosen Online-Zeitung GEOPOLITICAL-NEWS. GEOPOLITICAL.BIZ ist eine Internet Business-, Marketing und Informationsplattform (rund um das Segment Private Banking und Wealth Management) und ein einzigartiges, interaktives Medien-Informationsnetzwerk in den Bereichen Risikomanagement, Consulting, Recht, Steuern, Vermögen, Immobilien, Wirtschaftsprüfung, Banken, Kapitalmigration, Medien, Marketing und Globalisierung.
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