Kommentar
14:50 Uhr, 28.12.2021

4% Zinsen gefällig? Hier gibt es sie!

Null- und Negativzinsen muss man als Anleger oder Sparer nicht hinnehmen. Es gibt Alternativen.

Der Inflationsanstieg der letzten Monate drängt Notenbanken zur Zinswende. Einige Notenbanken sind dabei schneller als andere. Die EZB ist besonders langsam. Sie hält ihre Augen fest verschlossen. Sparer können in der Eurozone vorerst nicht mit positiven Zinsen rechnen.

Stattdessen müssen Sparer eher ihr Geld vor Negativzinsen in Sicherheit bringen. Immer mehr Banken geben den negativen Einlagensatz der EZB weiter. Für Sparer wäre es schon ein Gewinn, wenn der Einlagensatz nicht mehr bei -0,5 % läge. So werden größere Sparbeträge zumindest nicht mehr durch Negativzinsen bedroht.

In der Eurozone lassen positive Zinssätze vermutlich noch viele Jahre auf sich warten. In den USA rückt ein erster Zinsschritt näher, in Großbritannien ist er bereits erfolgt. Noch schneller ist die Tschechische Notenbank. Hier wurde der Leitzins gerade erst auf 3,75 % erhöht. Der Zins wurde in einem Schritt gleich von 2,75 % auf 3,75 % angehoben. Zimperlich ist man nicht.

Der Leitzins ist damit bereits wieder so hoch wie vor der Finanzkrise. Tatsächlich ist es der höchste Zins seit 20 Jahren (Grafik 1). Die Zinsdifferenz zur Eurozone ist damit erheblich und liegt bei 4,25 %. Das ist eine riesige Differenz, die Anleger nutzen können.

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Einen Leitzins von fast 4 % gibt es aktuell nicht einmal in Ländern wie dem Tschad, Kongo, Indonesien oder Algerien. Dabei sind diese Länder eher für hohe Zinsen bekannt, um die Währung zu stabilisieren. Man kann gar nicht oft genug betonen wie außergewöhnlich das Zinsniveau in Tschechien ist.

Die Inflationsrate ist höher als in der Eurozone oder in Deutschland. Sie liegt bei 6 %. Das ist mehr als die 5,2 % in Deutschland. Man kann allerdings nicht behaupten, dass die Inflation in Tschechien mehr außer Kontrolle ist als in Deutschland, zumal die Notenbank auch etwas dagegen tut – im Gegensatz zur EZB.

Die Inflationsdifferenz liegt bei 0,8 Prozentpunkten, die Zinsdifferenz jedoch bei 4,25 Prozentpunkten (Grafik 2). Der Inflationsanstieg verlangsamt sich in Tschechien zudem. In Deutschland ist das noch nicht der Fall.

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Von den höheren Zinsen kann man relativ einfach profitieren. Anleger können einfach tschechische Kronen kaufen. Anständige Broker sollten einen Großteil der Zinsen weitergeben. Man setzt sich damit allerdings einem Währungsrisiko aus.

Da kommt es gelegen, dass die tschechische Krone zum Euro einen relativ stabilen Wechselkurs hat. Die Bandbreite liegt seit vielen Jahren bei ±5 % (Grafik 3). Der tschechischen Notenbank ist zudem an einem stabilen Wechselkurs gelegen. Das Wechselkursrisiko ist den höheren Zins wert. Persönlich halte ich inzwischen nicht investiertes Geld zum Teil in tschechischen Kronen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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