3M-Euribor erstmals negativ - Kreditverträge prüfen
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Der 3-Monats-Euribor, ein Referenz-Zinssatz im Interbankengeschäft, befindet sich seit Wochen im Rückwärtsgang und ist heute mit -0,002 Prozent erstmals in den negativen Bereich gerutscht. Dies sollte Kreditnehmer veranlassen, die Kreditbedingungen ihrer Darlehen genau zu prüfen. Der Euribor dient häufig als Referenzzins bei variabel verzinslichen Darlehen. Der Kunde zahlt in der Regel Aufschläge zwischen 0,5 und 2 Prozentpunkten. Da die Banken einen negativen Euribor offenbar schon länger nicht mehr ausschließen, haben sie teilweise einen Zusatz in die Kreditverträge aufgenommen: "Sollte der 3-Monats-Euribor unter Null fallen, wird für die Berechnung der Zinsen der Wert Null herangezogen.
Das entspricht faktisch einer Zinsuntergrenze in Höhe des Zinsaufschlags. Der für den Kunden zu zahlende Zins könnte dann jetzt nicht mehr weiter fallen. Als Kunde würde ich diesen Vertragsbestandteil nicht akzeptieren, solange es Alternativen gibt. Denn wenn auf der Oberseite keine Grenze gezogen wird, dann darf es auch an der Unterseite keine geben. Zudem erzielen die Banken bei der Refinanzierung einen Ertrag, wodurch die Marge auch bei einem negativen Euribor konstant bleibt.
Viele Banken refinanzieren sich jedoch nicht am Interbankenmarkt sondern primär über Kundeneinlagen. Und deren Verzinsung ist nach wie vor über null. Banken hätten also die Möglichkeit, sich günstiger zu refinanzieren, tun das aber nicht, um keine Kunden zu verlieren. Genaugenommen müsste Kundengelder dann abgelehnt werden, was langfristig vermutlich keine gute Strategie ist. Die Institute scheuen sich auch (noch) davor, einen Strafzins auf Spareinlagen zu erheben. Wenn der Zinssatz für variable Darlehen jetzt immer weiter sinkt, die Guthabenzinsen aber im Bereich von Null verharren, sinkt die Marge der Bank.
Im Übrigen denken immer mehr Banken tatsächlich über negative Zinsen nach. Im Sparkassensektor werden größere Einlagen vielerorts nur noch zinslos angenommen. Ein Vertreter einer genossenschaftlichen Bank bestätigte mir, dass sie bei bestimmten Anlageprodukten eigentlich auch für Privatkunden und Kleinbeträge negative Zinsen einführen müssten. Sie wollen aber nicht die ersten sein.
Derzeit können die Verluste noch quersubventioniert werden - ewig geht das aber nicht. Bei der Einführung negativer Zinsen für Privatkunden möchte aber keine Bank vorangehen. Sie warten darauf, dass eine andere Bank den ersten Schritt macht. Es könnte daher schnell flächendeckend zu negativen Zinsen kommen, wenn der Anfang erst einmal gemacht ist. Ich halte es sogar für möglich, dass es diesbezüglich Absprachen geben wird. Dies wird aber vermutlich noch einige Zeit dauern. Der Druck auf die Banken ist noch nicht groß genug - er wird jedoch immer größer, je weiter die Zinsen fallen.
Hallo zusammen,
kennt jemand eine Bank die nur 0,5% aufschlägt?
Gruss
Ich sehe es wie Sie Herr Gansneder und kann nur sagen, "höret die Signale" und bringt euer Geld vor den Banken in Sicherheit. Denn wenn die allgemeinen "Strafzinsen" auf Einlagen kommen, dann wird dies, wie Sie schreiben, in einer "Nacht- und Nebelaktion" und bei allen Banken gleichzeitig durchgeführt werden. Wann das allerdings passieren wird, ist schwer zu sagen, da bei einer solchen "dreisten" Maßnahmen selbst in unserem Land des "braven Steuerzahlers und Kopfnickers" sich die Menschen dies vielleicht nicht gefallen lassen und die Politik dieses Thema folglich nicht einfach "aussitzen" kann.
ich teile ihre meinung nicht. Wieso sollte ein bestehender Vertrag, bei dem beide Seiten freiwillig abgeschlossene Vereinbarungen unterzeichnet haben, nun falsch sein? Wenn sich Konditionen zu Gunsten des Bankkunden ändern kann eine Bank auch nicht nachverhandeln.
Bei einem variablen Darlehen, kann er aber natürlich jederzeit sein Darlehen kündigen und zu neuen Konditionen abschließen.