Kommentar
09:13 Uhr, 27.11.2014

3 Zentralbanken, 3 ähnliche Programme, 3 vollkommen unterschiedliche Resultate

Die Bilanzen der drei größten Notenbanken haben sich seit 2008 fast verdreifacht. Sie alle haben es auf ähnliche Art und Weise getan, doch die Resultate sind sehr verschieden.

Das US QE Programm und jenes der Bank of Japan (BoJ) sind sich wahrscheinlich am ähnlichsten. Die Fed kaufte vor allem Staatsanleihen und Hypothekenpapiere. Die BoJ kauft darüber hinaus noch Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien (indirekt über Real Estate Investment Trusts). Im Vergleich dazu ist die EZB (noch) deutlich stärker mit konventionellen Methoden unterwegs. Ein Großteil der Bilanz kommt aus konventionellen Refinanzierungsoperationen (ca. 25%).
Unkonventionelle Maßnahmen machen weniger als ein Fünftel der Bilanz aus. Das wird sich in Zukunft ändern. Über ABS Käufe und Kauf anderer verbrieften Papiere dürfte der Anteil auf über ein Fünftel ansteigen.

Während die BoJ- und Fed-Bilanz gut vergleichbar sind, ist es die der EZB nicht ganz. Man kann aber trotzdem guten Gewissens sagen, dass sich die EZB-Bilanz deutlich ausgeweitet hat und sich inzwischen viele Dutzend Milliarden an Wertpapieren (Anleihen, ABS etc.) in der Bilanz befinden. Bei der EZB war es auch schon einmal deutlich mehr als jetzt, Ende 2014, aber das ändert sich gerade wieder. Während die EZB-Bilanz 2013 und 2014 etwas schrumpfte, wird sie kommendes Jahr wieder wachsen. Ebenso wird die BoJ-Bilanz weiter ausgeweitet. Nur die Fed-Bilanz dürfte relativ stabil bleiben.

Die Bilanzausweitung ist nicht mehr neu. Interessant ist aber, was die Bilanzausweitung gebracht hat. Auch Zentralbanken sind Banken und müssen entsprechende Rechnungen vorlegen. Sie müssen zeigen, was sie einnehmen, ausgeben und an den Staat abführen. Betrachtet man die Einnahmenseite der drei Notenbanken, dann zeigt sich ein komplett anderes Bild aus bei der EZB oder BoJ. Die Fed macht die Hälfte der Gesambilanzsumme der drei Banken aus, sie generiert aber über 80% der Einnahmen. Mit über 110 Mrd. USD nimmt die Fed mehr Geld ein als jede andere Großbank. Staatsanleihen bringen etwa 52 Mrd. an Zinseinnahmen pro Jahr. Hypothekenpapiere in etwa noch einmal so viel.

Die BoJ hat zwar inzwischen auch schon deutlich über 2 Billionen USD an Staatsanleihen in den Büchern, allerdings zu absurd niedrigen Renditen. Daher sind die Einnahmen vergleichsweise gering. Die EZB, die am wenigsten Wertpapiere in der Bilanz hat, hat entsprechend geringe Einnahmen. Die Einnahmenseite wiederum bestimmt maßgeblich das, was die Zentralbanken an Gewinn ausschütten können. Die Fed ist dabei eine Geldmaschine. Zwischen 80 und 90% der Einnahmen bleiben als Gewinn übrig. Bei der BoJ beträgt die Quote 50% und bei der EZB ungefähr 20%.
Der Gewinn der Notenbanken fließt fast ausschließlich an die Regierungen zurück. Bei der EZB geht der Gewinn den Umweg über die einzelnen Notenbanken der Mitgliedsstaaten. Wie viel also letztlich vom EZB Gewinn wirklich wieder beim Staat ankommt, ist nicht immer ganz offensichtlich. Bei der Fed und der BoJ ist es offensichtlich. Sie weisen die Beträge eindeutig aus.

In Japan werden 2014 ungefähr 6 Mrd. USD zurück an den Staat fließen. Das ist der überwiegende Teil des Gewinns und mehr als ein Drittel der Gesamteinnahmen. Letztlich spart sich die Regierung dadurch einen Gutteil der Zinszahlungen auf ihre Schulden, aber bei weitem nicht alles. Von 10 Mrd. an Zinseinnahmen aus Staatsanleihen kommen etwa 4 Mrd. wieder zurück an den Staat. Die Zinslast des Staates reduziert sich also um ca. 40% bei den Schulden, die bei der Zentralbank liegen.

Effizienter ist die Fed. 2014 wird sie ungefähr 116 Mrd. einnehmen und davon 100 Mrd. an den Staat abführen. Das ist deutlich mehr als die Fed über Staatsanleihen an Zinsen einnimmt. Die Hälfte der Zahlung kommt aus Hypothekenpapieren. Hier finanzieren sich die Schulden des Staates, die bei der Fed liegen, nicht nur selbst. Der Staat bekommt mehr zurück als er zahlt. 100 Mrd. an Extraeinnahmen, das kann sich sehen lassen. Die Fed finanziert ein Viertel der Zinszahlungen des Staates. Die BoJ finanziert lediglich 5% der Zinszahlungen, wobei sich dieser Prozentsatz in den kommenden Jahren auf ungefähr 15% erhöhen wird. Das ist allerdings noch lange keine Selbstfinanzierung der Schulden, wie es oft in den Medien dargestellt wird.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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