Analyse
14:39 Uhr, 12.10.2017

„21“ – der statistische Vorteil

Lässt sich der Marktverlauf vorhersagen und was hat eigentlich ein Roulettespiel mit der Börse zu tun?

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.963,59 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Kennen Sie den Spielfilm „21“? Dort wird die wahre Geschichte einiger US-Studenten erzählt, die in den 90er Jahren in den Casinos von Las Vegas groß abgeräumt haben. Sie waren erfolgreich, weil sie mit Wahrscheinlichkeiten gearbeitet haben. Sie haben Karten gezählt. Sie waren also keine Zocker, sondern sie haben sich durch Mathematik einen statistischen Vorteil zu ihren Gunsten verschafft.

Black Jack hat eine Vergangenheit. Man merkt sich, welche Karten bisher gefallen sind. Ganz anders sieht es bei „Mensch ärgere Dich nicht“. Der Würfel weiß nicht, wie oft in Folge Sie schon die „Sechs“ gewürfelt haben. Auch bei einem Münzwurf stehen die Chancen immer wieder bei 50:50. Sollte dreimal hintereinander Kopf gefallen sein, steht es bei Wurf 4 wieder 50:50 und das geht so weiter bis in alle Ewigkeit. Betrachtet man jeden Wurf als Einzelereignis, geschieht jedes Resultat rein zufällig; und dabei spielt es keine Rolle was vorher passiert ist.

Viele Spieler (und Trader) lassen sich in die Irre führen. Kommt beim Roulette das dritte Mal schwarz, denken viele, dass nun Rot wahrscheinlicher geworden ist. Hat man 3mal auf Schwarz gesetzt und verloren, entspricht das 3 „Fehltrades“. Beim 4. Versuch setzt man das X-Fache, um sich alles zurückzuholen, denn Rot ist vermeintlich überfällig, der nächste „Trade“ muss ein Gewinner sein. Dann müssen Sie aber häufig wieder mit ansehen, dass erneut Schwarz kommt (Fehltrade 4). Man glaubt dann bereits an eine Verschwörung (der Markt hat es auf mich abgesehen).

Was hat aber ein Roulettespiel mit der Börse und unseren Investments zu tun? Sehr viel!

Denn an der Börse läuft es ähnlich. Steigt man mit einem zufällig ausgewählten Investment in den Markt ein, stehen die Chance 50:50, dass die Aktie um X% steigt oder fällt. Bei uns regiert aber nicht der Zufall, weil wir nicht wahllos irgendeine Aktie auswählen. Wir arbeiten stattdessen mit statistischen Wahrscheinlichkeiten und einem vernünftigen Risikomanagement, mit denen wir unsere Chancen deutlich erhöhen. So knacken wir zwar keinen Spielbank-Jackpot, sorgen aber für relativ sichere schöne Gewinne in unserem Depot.

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4 Kommentare

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  • Martin Chmaj
    Martin Chmaj

    Danke Daniel. Genau diesen Fehler machen die meisten Trader. Sie denken nach 4 Fehltrades: - jetzt muss es doch klappen! Man versucht die Verluste mit höherem Einsetzen ausgleichen zu wollen und riskiert anstatt 1% pro Trade 2, 5 oder gar 10%. Versuchen Sie immer von Trade zu Trade zu denken und nicht in der Gesamtsumme. Das erspart viel Stress und Geld.

    PS: Natürlich liegt die Wahrscheinlichkeit, dass 4 Trades in Folge schiefgehen bei 6,25%. Da bin ich ganz bei Ihnen.

    11:29 Uhr, 13.10.2017
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    Übrigens hier auch die Begründung für den Fall, dass man nicht den einen Wurf isoliert betrachtet, sondern so wie Sie die "Gesamtheit"

    Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kombi 10 mal schwarz und dann rot kommt (in genau der Reihenfolge) ist genau so hoch wie die für 11mal schwarz. Wenn Sie das 11te mal spielen war ja schon 10mal schwarz. Sie machen einen Fehler, wenn Sie an dem Punkt die kumulierte Wahrscheinlichkeit einbeziehen, dass von vornherein die schwarz 11mal kommt.

    Anderes Gebiet, aber auch beeindruckend: Im Lotto ist die Wahrscheinlichkeit für 1,2,3,4,5,6 genauso hoch wie für 3,17,23,28,32,35

    07:16 Uhr, 13.10.2017
  • Ben_Cottage
    Ben_Cottage

    Bei Ihrem Beispiel muss ich widersprechen:
    Sie haben zwar recht, dass bei einem einzeln für sich betrachteten Münzwurf die Wahrscheinlichkeit für eine der beiden Seiten immer 50% beträgt. Betrachtet man aber bei mehreren Würfen die Gesamtheit aller vergangenen Würfe und deren Ergebnisse, dann ist (so komisch das vielleicht klingen mag) beim vierten Wurf (um bei Ihrem Beispiel zu bleiben) die Wahrscheinlichkeit für "Kopf" nur noch 6,25%. Man berechnet hier nämlich wie wahrscheinlich es ist, vier mal hintereinander "Kopf" zu werfen.

    Dasselbe gilt beim Roulette und allen anderen, vom Zufall abhängigen Glücksspielen. Ist 10 mal hintereinander "rot" gekommen, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass beim nächsten Mal "schwarz" kommen wird 99,9622%. Vorausgesetzt, man betrachtet nur genau diese 11 Ereignisse.

    Aber zum Glück haben wir es an der Börse ja nicht mit dem Zufall zu tun. ;-)

    17:20 Uhr, 12.10.2017
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