2023 könnte ein Jahr der Wendepunkte werden
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Deutsche Investoren und Finanzmarktexperten halten die Inflation, den Ukraine-Krieg und die Entwicklung der Energiepreise für die drei größten Risiken, denen sich die europäische Wirtschaft 2023 stellen muss. Das ist das Ergebnis einer TED-Umfrage im Rahmen der gestrigen Outlook-Investmentkonferenz der Amundi Deutschland GmbH. Für 57 % der Befragten steht die Inflation dabei an erster Stelle, dicht gefolgt von dem Krieg in der Ukraine (56 %) und den Energiekosten (55 %). Für immerhin 47 % der Befragten stellt auch der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen in Europa dar. Weniger kritisch werden inzwischen dagegen die Situation in China (33 %) und Probleme mit den Lieferketten (21 %) betrachtet.
Die Outlook-Investmentkonferenz von Amundi Deutschland fand unter dem Motto „Licht am Horizont? Was Investoren 2023 wissen müssen“ statt. An der virtuell durchgeführten Veranstaltung nahmen etwa 1.200 Kundinnen und Kunden aus den Bereichen institutionelle Investoren, Wholesale und Retail des Asset Managers teil.
Die Verfassung der europäischen Wirtschaft und das Vertrauen der Investoren lassen sich auch am Anleihemarkt ablesen. So gilt etwa der Renditeunterschied zwischen 10-jährigen italienischen Staatsanleihen und Bundesanleihen an den Finanzmärkten als wichtiger Gradmesser dafür, ob die Staatsfinanzen gesund sind. Er zeigt an, wie die Investoren das Risiko einschätzen, und gibt auch einen Hinweis auf die Positionierung der Anleger. In den letzten Monaten sind die Spreads von 2,5 % auf aktuell 1,8 % gefallen. Die Finanzmärkte sehen somit derzeit geringere Risiken für Italien als zum Zeitpunkt der Meloni-Wahl, und Investoren kaufen verstärkt italienische Staatsanleihen.
Die Hälfte der Amundi-Befragten hält den aktuellen Renditeunterschied am Anleihemarkt zwischen Italien und Deutschland jedoch für zu niedrig. Aus dieser Perspektive wäre also mit einer Verschlechterung der Situation in Italien zu rechnen – ein Risiko, das die Finanzmärkte demnach nicht ausreichend eingepreist hätten. Fast ebenso viele Umfrageteilnehmer sind allerdings der Meinung, dass der aktuelle Renditeaufschlag von 1,8 % gerechtfertigt ist. Nur 7 % halten diese Spanne für zu hoch.
Maßstab für die Aussichten der Weltwirtschaft ist nach wie vor die Entwicklung der US-Konjunktur und damit auch der US-Zinspolitik. Der Fed-Sitzung Anfang Februar kommt deshalb eine Signalwirkung zu. Welche Auswirkung erwarten die Umfrage-Teilnehmer für die weitere Wirtschaftsentwicklung in den USA?
Die Antwort fällt eindeutig aus: 63 % gehen nicht von einer tiefen Rezession in den USA aus, sondern halten ein „Soft Landing“ für wahrscheinlicher, also lediglich eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Signifikante Gewinneinbrüche oder Entlassungswellen der Unternehmen würden in diesem Szenario damit ausbleiben. Diese Einschätzung vertreten auch die Investment-Experten von Amundi. Zwar kann eine US-Rezession aufgrund des hohen Zinsanstiegs noch nicht ausgeschlossen werden; sie dürfte sich jedoch frühestens im vierten Quartal 2023 einstellen. Von den Teilnehmern der gestrigen Befragung erwarten nur 20 % einen stärkeren Einbruch der US-Wirtschaft – fast ebenso viele gehen von einer schnellen Erholung der Konjunktur aus, nämlich 17 %.
Christian Pellis, CEO von Amundi Deutschland, erläutert: „2023 könnte ein Jahr der Wendepunkte werden. Viele Fragen, die Investoren derzeit beschäftigen, sind noch nicht entschieden. Europa steht vor großen konjunkturellen und strategischen Herausforderungen. Gleichzeitig scheint sich die Stimmung seit Jahresanfang wieder etwas aufzuhellen. In dieser turbulenten Zeit suchen Anlegerinnen und Anleger nach Orientierung und Beratung. Aus unserer Sicht können Multi-Asset-Produkte die Chancen im Markt durch eine sinnvolle Kombination von Anleihen, Aktien und zunehmend auch alternativer Anlageklassen erschließen.“
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