2015 – das Jahr der großen geldpolitischen Divergenz
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Hohe Kursschwankungen an den Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkten werden im kommenden Jahr die Norm sein und nicht – wie bisher – die Ausnahme. Diese Ansicht vertrat Franz Wenzel, Chefstratege von AXA Investment Managers, heute beim Jahresendpressegespräch von AXA IM in Frankfurt. Als Hauptgrund für die steigende Volatilität nannte Wenzel die Normalisierung der Geldpolitik in den USA nach dem Ende des Quantitative Easing. Die quantitative Lockerung habe bisher die Volatilität der Finanzmärkte unterdrückt. Wenzel rechnet nun mit ersten Zinserhöhungen zur Mitte des Jahres 2015. „Obwohl dies von den Marktteilnehmen erwartet wurde, wird die Normalisierung Auswirkungen auf alle Märkte haben, die von der durch die Fed bereitgestellten Liquidität profitiert haben.“
Die Renditen in den USA dürften steigen – nicht aber die in der Eurozone und in Japan
In anderen Regionen der Welt dürfte die geldpolitische Entwicklung gänzlich anders ausfallen. Wenzel bezeichnete 2015 daher auch als „Jahr der großen geldpolitischen Divergenz“. So müsse die Europäische Zentralbank ihre Bilanz schneller ausweiten als gedacht – und die Ausweitung möglicherweise auch stärker vorantreiben als ursprünglich geplant. Dafür sprächen die dauerhaft niedrige Inflation, das schwache Wachstum und die hohe Verschuldung in Europa. Zudem hat auch die Bank of Japan bereits angekündigt, ihr Quantitative und Qualitative Easing auszuweiten. Bis das Inflationsziel von 2 Prozent erreicht wird, soll die Geldmenge jedes Jahr um 80 Billionen Yen steigen. Die großen geldpolitischen Unterschiede zwischen den USA sowie Großbritannien einerseits und der Eurozone sowie Japan andererseits dürfte sich auch auf die Entwicklung von Staatsanleihen aus den verschiedenen Regionen auswirken, erläuterte Wenzel: „Die Renditen von US-Treasuries und britischen Gilts sollten steigen. Für US-Staatsanleihen ist ein Anstieg auf drei Prozentpunkte eine realistische Schätzung. Dagegen gibt es kaum Spielraum für höhere Renditen in der Eurozone und in Japan, wo die Devise gelten sollte, dass es sich für Investoren nicht lohnt, sich gegen die Politik der Zentralbanken zu positionieren – schließlich sind deren Taschen mit Abstand am tiefsten.“ Dies gelte auch für die Entwicklung auf den Devisenmärkten: Wenzel rechnet damit, dass Euro und Yen weiter abwerten – bis auf 125 Yen/US-Dollar beziehungsweise 1,20 Euro/US-Dollar.
Die Weltwirtschaft dürfte 2015 um 3,4 Prozent wachsen
Größere volkswirtschaftliche Auswirkungen dürfte nach Wenzels Angaben auch der dramatische Absturz des Ölpreises in den vergangenen Wochen haben: „Wir erwarten für 2015 einen durchschnittlichen Preis von 70 US-Dollar pro Barrel für die Ölsorte Brent – nach 100 US-Dollar in diesem Jahr. Diese Entwicklung wird das globale Wachstum antreiben, denn sie führt zu einem Einkommenstransfer von den Produzenten zu den Verbrauchern – und damit zu einer Erhöhung der Nachfrage.“
Das globale Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr schätzt Wenzel vorsichtig auf 3,4 Prozent, nachdem es 2014 mit 3,3 Prozent unter den ursprünglich erwarteten 3,7 Prozent lag. „Sollte der niedrige Ölpreis allerdings über längere Zeit bestehen bleiben, dann ergibt sich darauf zusätzliches Wachstumspotenzial in Höhe von etwa 0,25 Prozentpunkten. Das zwar nicht brillante, aber immerhin robuste Wachstum sollte sich positiv auf die Entwicklung von Aktien und High-Yield-Bonds auswirken – erst Recht deshalb, weil auch die Geldpolitik riskante Assets weiter stützen wird.“
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