Analyse
11:33 Uhr, 13.01.2014

2014: Droht eine neue Öl- und Russlandkrise?

Wenn gute Nachrichten in den Preisen negative Impulse entfalten ist etwas faul. Das sehen wir schon seit mindestens zehn Monaten beim Gold: Keine gute Nachricht vermag es noch zu beflügeln.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)
  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 92,12 $/Barrel (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 92,12 $/Barrel (Indikation)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 106,68 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Volkswirte haben den Vorteil sich auf makroökonomische Daten stützen zu können, wenn sie Konjunkturprognosen erstellen. Analysten sprechen mit Unternehmen und werten Bilanzen aus, um Gewinnprognosen abgeben zu können. Charttechniker erstellen Kursziele, was insofern schwierig ist, da man damit sowohl makro- oder mikroökonomische Entwicklungen vorwegnehmen wie auch die Reaktion der Marktteilnehmer darauf richtig einschätzen muss. Im vorliegenden Fall ist zumindest letzteres schief gegangen.

Ich ging davon aus, dass sich eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation im amerikanischen Erdgas nach oben entfalten wird, da eine nie da gewesene Kälte zu einem erhöhten Verbrauch an Gas führen wird. Während ich auf der Seite des Verbrauchs richtig lag - die Lager sinken 16 % unter dem Vorjahresstand - haben Marktteilnehmer Gas verkauft, als in Chicago tiefere Temperaturen herrschten, als am Südpol. Die inverse SKS-Formation löst sich damit bisher nicht regelkonform nach oben auf:

Henry Hub Natural Gas Chartanalyse
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Die amerikanische Ölsorte WTI verhält sich ähnlich lethargisch. Hier droht eine wichtige Unterstützung bei rund 92 USD/Barrel zu brechen, was weiteres Abwärtspotenzial bis 80 USD/Barrel aktivieren würde:

WTI Öl Chartanalyse
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Wenn gute Nachrichten in den Preisen negative Impulse entfalten ist etwas faul. Das sehen wir schon seit mindestens zehn Monaten beim Gold: Keine gute Nachricht vermag es noch zu beflügeln. Vielmehr sinkt es immer weiter. Ist das eine Entwicklung, die wir im Jahr 2014 bei US-Erdgas und WTI erwarten müssen? Es sieht danach aus. Das erzeugt Probleme.

Die OPEC erhebt einen Mindestpreis für den selbst berechneten OPEC-Rohölkorb (an dem Brent die stärkste Gewichtung einnimmt). Sinkt der Preis darunter, intervenierte die OPEC in der Vergangenheit - sie drohte Fördermengensenkungen an oder setzte solche tatsächlich durch. Dieser Mindestpreis liegt aktuell bei 100 USD/Barrel. Es wird gemunkelt, dass Saudi Arabien - das mächtigste OPEC-Mitglied - diesen Mindestpreis in den vergangenen Jahren ständig erhöhte, um sein wachsendes Haushaltsdefizit zu finanzieren. Wenn die USA mit billigem Öl auf den Weltmarkt drängen, wenngleich auch nur über den Export von relativ günstigen Mineralölprodukten, dann könnte der Mindestpreis von 100 USD/Barrel nicht mehr zu halten sein und schließlich fallen. Das wird wiederum Auswirkungen auf die Öl exportierenden Länder haben. Man denke nur an die heutigen Schwierigkeiten der russischen Wirtschaft - sie wuchs im letzten Jahr nur noch mit 1,4 % nach über 7 % p.a. vor der Krise im Jahr 2008. Wie wird es dort erst aussehen, wenn die Ölpreise deutlich sinken? Ich glaube dieses Risiko wird von den Märkten derzeit noch unterschätzt.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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