Analyse
08:30 Uhr, 29.11.2022

10 Year T-Note Future (Kontrakt Mar 23) - Kurzfristig: Gesundes Luftholen!

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Kurzfristig: Gesundes Luftholen!

Angelehnt an die gute alte Dow-Theorie lieferte die 10-jährige Rendite USA zudem immer wieder (aufwärts-)trendbestätigende Signale in Form steigender Hoch- und steigender Tiefpunkte. Mit anderen Worten: Gemäß der Dow-Theorie liegt ein intakter Haussetrend vor. Mit dem zyklischen Zinshoch bei 4,34 % wurde dieser im Oktober sogar nochmals mit einem Ausrufezeichen versehen. Im Moment gönnt sich die 10-jährige Rendite USA allerdings eine kleine Atempause, was sich im November bisher in einem sog. Innenstab niederschlägt. D. h. die aktuelle Hoch-Tief-Spanne verbleibt innerhalb des Pendants des Vormonats. Charttechnisch gibt es dafür auch einen Grund: Von 1998 bis 2010 hat das Zinsbarometer im Dunstkreis der Marke von 4 % immer wieder wichtige Hoch- und Tiefpunkte ausgeprägt. Ein Durchatmen kommt also nicht unbedingt überraschend und ist solange als „konstruktiv“ zu bezeichnen, wie die bereits o. g. alten Hochs von 2018, 2014 und 2013 bei 3,26 % bzw. 3,04/3,01 % nicht unterschritten werden. Knapp darunter verläuft mit der 200-Tages-Linie (akt. bei 2,98 %) eine weitere wichtige Unterstützung.

10 Year T-Note Future (Kontrakt Mar 23) (Monthly)

Chart 10 Year T-Note Future (Kontrakt Mar 23)

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

5-Jahreschart 10 Year T-Note Future (Kontrakt Mar 23)

Chart 10 Year T-Note Future (Kontrakt Mar 23)

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

S-K-S-Kursziel abgearbeitet

Im längerfristigen strategischen Kontext stellen indes die 200-Monats-Linie und der gebrochene Basisabwärtstrend (2,62/2,53 %) einen massiven Rückzugsbereich dar. Wir gehen allerdings davon aus, dass diese Bastion im neuen Jahr nicht unterschritten wird. Auf der Oberseite möchten wir nochmals auf die Widerstandsmarke bei gut 4 % zurückkommen. Das bereits diskutierte Kursziel von 4,70 % – abgeleitet aus der oben bereits diskutierten Tradingrange zwischen 1,30 % und gut 3 % – lässt perspektivisch auf ein neues Zinshoch schließen. Jenseits des bisherigen Jahreshochs von 2022 bei 4,34 % stecken die Hochs von 2006 und 2007 bei 5,26/5,33 % das nächste Anlaufziel ab, ehe die verschiedenen Hoch- und Tiefpunkte bei 5,50 % wieder ins Blickfeld rücken. Im nächsten Schritt analysieren wir zusätzlich noch die Entwicklung im längerfristigen Laufzeitbereich, denn die Tragweite der historischen Trendwende des Jahres 2022 schlägt sich auch bei der 30-jährigen Rendite USA nieder. Das bisherige Jahreshoch bei 4,42 % – gleichbedeutend mit dem höchsten Stand seit 2011 – liegt im Vergleich zur „10-jährigen“ auf vergleichbarem Niveau. Damit wurde das Kursziel aus der im Frühjahr vervollständigten Schulter-Kopf-Schulter-Formation von 4,30 % ausgeschöpft (siehe Chart).

30-jährige Rendite USA (Monthly)

Chart 30-jährige Rendite USA

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

5-Jahreschart 30-jährige Rendite USA

Chart 30-jährige Rendite USA

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

4,79 % und 5,44 % als nächste Anlaufziele

Trotz der aktuellen Verschnaufpause ist der Aufwärtstrend bei den Renditen absolut intakt. In dessen Verlauf markiert das Hoch vom Februar 2011 bei 4,79 % das nächste Anlaufziel. In diesem Dunstkreis hat die 30-jährige Rendite zuvor bereits in den Jahren 2008, 2009 und 2010 wichtige Hochpunkte ausgeprägt. Danach definiert das Hoch vom Juni 2007 bei 5,44 % einen weiteren Widerstand. Unter Money Management-Aspekten sollte die 30-jährige Rendite auf der Unterseite dagegen nicht mehr unter die Schlüsselmarke von rund 3,50 % zurückfallen. Auf diesem Level hat die langfristige Rendite seit 2009 in schöner Regelmäßigkeit immer wieder wichtige Hoch- und Tiefpunkte ausgeprägt. Ein Rebreak der angeführten Signalmarke würde zumindest eine Pause in laufenden Zinsanstiegsszenario implizieren. Auf der Aktienseite gibt es das alte Börsenbonmot, wonach wir in Deutschland eine Lungenentzündung bekommen, wenn die Amerikaner einen Schnupfen haben. Diese Leitfunktion besitzen die USA auch auf der Rentenseite. Deshalb haben wir unseren Zinsausblick 2023 ganz bewusst mit dem Blick über den großen Teich begonnen, zumal das „skizzierte Bild“ derzeit besonders gut passt.

30-jährige Rendite USA (Monthly)

Chart 30-jährige Rendite USA

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

Die „wirkliche“ Volatilität!

Und damit kommen wir endlich nach Deutschland. Unserer grundsätzlichen Herangehensweise verpflichtet, starten wir traditionell auch hier mit einer sehr hohen Zeitebene: Konkret mit dem Halbjahreschart der 10-jährigen Rendite Deutschland. Vor Jahresfrist titelten wir aufgrund einer abgeschlossenen Keilformation und einer möglichen Bodenbildung „diesen Trigger sollten Sie kennen“. Gemeint war die Schlüsselzone bei -0,20/-0,10 %. Als dieser Deckel der letzten Jahre gelüftet wurde, schoss die Rendite hierzulande von -0,18 % bis in der Spitze auf 2,53 %. Unsere Datenhistorie für die 10-jährige Rendite D reicht bis ins Jahr 1957 zurück, doch niemals zuvor musste das Zinsbarometer eine vergleichbare Schwankungsintensität hinnehmen. Niemals zuvor mussten Investorinnen und Investoren im Rentensegment eine derartige Volatilität aushalten. Charttechnisch spiegelt sich diese Entwicklung im Bruch des Abwärtstrends seit 1981 (akt. bei 1,22 %) wider (siehe Chart). Der flache Baissetrend seit Ende 1997 (akt. bei 2,70 %) steckt derzeit die nächste Hürde ab, ehe das 2005er-Tief bei 3,00 % in den Fokus rückt. Zuletzt ist der Zinsanstieg aber etwas ins Stocken geraten.

10-jährige Rendite Deutschland (Annually)

Chart 10-jährige Rendite Deutschland

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

Kreisel- und „doji“-Muster legen Korrektur nahe

Die beschriebene Atempause schlägt sich besonders gut im Monatschart der 10-jährigen Rendite Deutschland nieder. Während die letzten drei Monatskerzen jeweils markante Dochte aufweisen, verfügen die jüngsten beiden Muster sogar über sehr geringe Differenzen zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs. In der Konsequenz entsteht ein idealtypischer „Kreisel“ und ein sog „shooting star“. Beide Kerzenformationen signalisieren, dass die Luft bei 2,5 % kurzfristig dünner wird. Für „mehr“ ist allerdings ein Rebreak des Zinshochs vom Juni bei 1,93 % nötig. Da dann auch die Hochpunkte von 2014 und 2013 erneut unterschritten wären, dürfte dieser Trigger eine größere Zinskorrektur nach sich ziehen. Wenn es noch eines weiteren Beweises für die Bedeutung der Schlüsselzone um 2 % bedurft hätte – der Wochenchart der 10-jährigen Rendite liefert ihn. In der kürzeren Frist ist der unterstützende Charakter der horizontalen Kernzone genauso zu erkennen wie die negative Divergenz seitens des RSI. Da der Oszillator das jüngste Zinshoch nicht mehr bestätigt hat, liefert dieser Betrachtungswinkel Anlegerinnen und Anlegern ein zusätzliches Argument in Sachen „aktueller Verschnaufpause“. Der alte Abwärtstrend der letzten 40 Jahre stellt aber eine massive Unterstützung dar.

10-jährige Rendite Deutschland (Semi-annually)

Chart 10-jährige Rendite Deutschland

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

Nie dagewesenes Kursmuster als Katalysator

Zum Abschluss unseres Rentenausblicks stellen wir mit dem Euro-BUND-Future das Spiegelbild der 10-jährigen Rendite auf den Prüfstand. Im vergangenen Jahr hoben wir an dieser Stelle einige ganz besondere Kerzenkonstellationen hervor. Auf Jahresbasis verblieb die Handelsspanne von 2020 innerhalb des Pendants von 2019 und die Schwankungsbreite von 2021 wiederum innerhalb derer von 2020, sodass sich ein doppeltes „inside year“ ergab. Apropos „inside candles“: Das beschriebene Phänomen wurde damals durch den Quartalschart spielend getoppt. Hier lag sogar ein vermutlich nie dagewesenes Chartmuster vor: Die im 1. Quartal 2020 gesteckten Leitplanken hatten sieben Quartale lang Bestand – sieben Quartale verharrte der Euro-BUND-Future innerhalb der damaligen Grenzen (siehe Chart). Die Schnittmenge zwischen beiden Zeitebenen und den dortigen Innenstäben war der Sell-Trigger bei rund 168. Die Auflösung der jeweiligen „inside candles“ nach unten hat ihre Wirkung nicht verfehlt! Auch beim Euro-BUND-Future waren beispiellose Kursverluste die Folge, in deren Verlauf auch der Basisaufwärtstrend seit 1991 (akt. bei 141,92) gebrochen wurde. Nach einem Kursverfall von 170 auf unter 135 drängt sich die Frage nach dem „Wann ist es genug“ auf.

Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22) (Quarterly)

Chart Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22)

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

5-Jahreschart Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22)

Chart Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22)

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

Indikatoren mit Knalleffekt

Bei der Beantwortung dieser Frage liefert der Monatschart des Zinsbarometers eine wichtige Orientierungshilfe. Auf Basis der Kombination aus dem Tief vom September 2013 bei 136,60 und dem 61,8 %-Fibonacci-Retracement des Hausseimpulses von 2008 bis September 2019 (136,43) „arbeitet“ der Euro-BUND-Future an einer Stabilisierung. Der markante obere und untere Schatten der Oktoberkerze bzw. der Innenstab im bisherigen Novemberverlauf liefern Indizien, dass die Rentenbullen diese Bastion nicht kampflos aufgeben werden. Der zuvor beschriebene Kursverfall hat darüber hinaus historisch überverkaufte Indikatoren zur Folge. So zeigt der Monats-RSI tief in seiner unteren Extremzone inzwischen eine divergente Entwicklung, während der trendfolgende MACD in diesem Zeitfenster sogar so tief wie niemals zuvor in der Historie seit Anfang der 1990er-Jahre gefallen ist (siehe Chart). Da der Abstand zwischen oberem und unteren Bollinger Band (akt. bei 185,96/135,81) ebenfalls auf das höchste Niveau der letzten 30 Jahre angewachsen ist, ergibt sich aus dieser Extremkonstellation bei den Indikatoren unseres Erachtens ein kurzfristiger Rettungsanker.

Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22) (Monthly)

Chart Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22)

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

(Trading-)Kaufgelegenheit?

Jedes der beschriebenen Indikatorensignale begünstigt für sich genommen eine technische Gegenbewegung. Aber besonders die durch die Bollinger Bänder angezeigte extrem hohe Volatilität legt eine Marktberuhigung nahe. Das kommende Jahr sollte deshalb nicht mehr die Schwankungsintensität von 2022 mit sich bringen – bei dieser Aussage handelt es sich aber möglicherweise, um den „einfachen Teil“ der Prognose. Die 50 %-Korrektur der o. g. Aufwärtsbewegung (144,69) bildet im Rahmen einer temporären Erholung ein erstes Anlaufziel. Charttechnisch wichtiger ist aber die Kombination aus der 200-Monats-Linie (akt. bei 145,89) und den Hochs von 2012/13 bei rund 147. Aufgrund des grundsätzlichen Regimewechsels von 2022 und einer (bisher) fehlenden unteren Umkehr dürfte es sich bei einer Gegenbewegung (zunächst) lediglich um eine Bärenmarktrally handeln. In der Folge gilt es vielmehr, die o. g. Bastion wieder bzw. die Hochs vom August 2010 (134,77) und Januar 2009 (126,53) im Auge zu behalten. Die zuletzt genannte Rückzugsmarke harmoniert dabei bestens mit einem weiteren Fibonacci-Level bei 126,21.

Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22) (Monthly)

Chart Euro-BUND-Future (Kontrakt Dez 22)

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

Fazit und Fahrplan 2023

Das um 180 Grad gedrehte Sentiment begünstigt zusammen mit der stärksten Zinsbewegung der Geschichte zunächst eine temporäre Verschnaufpause. Die 3 %-Marke (USA) bzw. das Level von 1,22 % (D) stellen dabei wichtige Unterstützungen dar. Übergeordnet ist der Bruch 40 Jahre alter Abwärtstrends ein äußerst seltenes Phänomen, welches die Statik der Rentenmärkte nachhaltig verändert. Die „Rückkehr des Zinses“ ist deshalb absolut real. Anders ausgedrückt: Die alte „Null-Zins-Welt“ kommt so schnell nicht zurück. Dazu passt die fundamentale Fragestellung: „was, wenn die Inflation weniger stark und weniger schnell zurückgeht als von der Mehrheit der Markteilnehmer angenommen?“ Im weiteren Jahresverlauf dürften die Renditen dies- und jenseits des Atlantiks neue Zinshochs im Bereich von 3 % (D) und 5 % (USA) anpeilen. Trotz eines weniger spektakulären Jahrgangs als 2022 bietet dieses Ablaufmuster aktiven Anlegerinnen und Anlegern attraktive (Trading-)Chancen. Frei nach Goethe: „Nach dem Zins drängt, am Zins hängt, doch alles“. Auch im Jahr 2023 dürfte die Rentenmarktentwicklung große Auswirkungen auf die anderen Assetklassen besitzen. Ein erfolgreicher Zinsausblick ebnet den Weg zu weiteren Prognosetreffern!

10-jährige Rendite Deutschland (Weekly)

Chart 10-jährige Rendite Deutschland

Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang

5-Jahreschart 10-jährige Rendite Deutschland

Chart 10-jährige Rendite Deutschland

Quelle: Refinitiv, tradesignal²

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Autor: Jörg Scherer

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Über den Experten

Jörg Scherer
Jörg Scherer
Leiter Technische Analyse bei HSBC Deutschland

Jörg Scherer, Diplom-Kaufmann und Certified Financial Technician (CFTe), ist Gewinner des 2007er Awards der „Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands“ (VTAD) und der Verfasser des kostenfreien täglichen Newsletter HSBC Daily Trading, einem der meist gelesenen Trading-Newsletter Deutschlands. Ebenfalls analysiert Jörg Scherer auf mehreren Terminen im Jahr auf Seminaren in ganz Deutschland und in Webinaren für Privatanleger und institutionellen Investoren den nationalen und internationalen Aktienmarkt, die Rentenseite, Währungspaare und Rohstoffe.

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