10-jährige Rendite USA - NN: New normal oder nochmals negativ!
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NN: New normal oder nochmals negativ!
„Bei der 10-jährigen Rendite in den USA erwarten wir 2018 eine „3“ vor dem Komma.“ Mit dieser Vorhersage aus dem letztjährigen Rentenausblick haben wir einen Prognosetreffer gelandet. Darauf ausruhen ist aber der falsche Weg, denn die Entwicklung der letzten beiden Monate verändert auf der Zinsseite vieles. Einen Fingerzeig in diese Richtung liefert die US-Notenbank, die sich in den letzten Jahren als Anhängerin der Technischen Analyse geoutet hat. Schließlich hat die Fed nach dem technischen Leitmotiv „the trend is your friend“ gehandelt und die Fed Funds Rate unter anderem in jedem Dezember der zurückliegenden vier Jahre um 25 bp erhöht. „Der Markt“ preist aktuell aber ein, dass die Erhöhung vom Dezember 2018 die Letzte war, während die US-Notenbank noch zwei Zinsschritte 2019 prognostiziert. Möglicherweise ist dieser stabile Trend somit zu einem Ende gekommen. Charttechnisch extrem schmerzhaft ist in diesem Kontext das „false break“ der letzten beiden Monate bei den US-Renditen. Eine sauber ausgeprägte untere Umkehrformation und der Bruch eines langfristigen Abwärtstrends als entscheidende Voraussetzungen für eine nachhaltige Zinswende lagen hier zweifelsfrei vor. Der anschließende „u-turn“ stellt jedoch eine große Hypothek für das neue Jahr dar.
10-jährige Rendite USA (Monthly)„false break“ sorgt für fallende Zinsen
Das ganze Dilemma bringt der Monatschart der 10-jährigen US-Rendite auf den Punkt. Im September vergangenen Jahres gelang der Sprung über den Kreuzwiderstand aus den Hochs vom Jahresultimo 2012/13 bei 3,04 % und dem seit Anfang der 1980er Jahre bestehenden Baissetrend (akt. ebenfalls bei 3,04 %). Nicht nur, dass damit der langfristige Abwärtstrend zu den Akten gelegt wurde, gleichzeitig lag – definiert durch die historischen Zinstiefs vom Juli 2012 (1,38 %) und vom Juli 2016 (1,32 %) – ein großer Doppelboden vor. Im Fußball ist diese Ausgangslage am ehestens vergleichbar mit einer Situation, in welcher der Stürmer alleine auf das leere Tor zuläuft, den Ball aber dennoch daneben schießt. Für den ausbleibenden Torjubel sorgte im charttechnischen Sinn, dass die 200-Monats-Linie (akt. bei 3,19 %) den Zinsanstieg in der Folge bereits ausbremste. In Schlagdistanz zu dieser Hürde wurden ein „tweezer top“ mit deckungsgleichen Monatshochs sowie ein „bearish engulfing“ ausgeprägt. Die beiden negativen Candlestickmuster waren dann der Wegbereiter für das Rebreak der Nackenzone des o. g. Doppelbodens sowie den Rückfall in den langfristigen Abwärtstrend (siehe Chart 2).
10-jährige Rendite USA (Monthly)2,40 % als Ziel?
Technische Analysten wissen solche versagenden Kursmuster besonders zu schätzen. Als Konsequenz aus einem solchen Fehlausbruch ergeben sich häufig Positionsschieflagen, deren Bereinigung oftmals dynamische Bewegungsimpulse in die entgegengesetzte Richtung nach sich ziehen. Dieses Verhaltensmuster schlägt sich sogar in einer eigenen Tradingweisheit nieder: „false breaks are followed by fast moves!“ Begünstigt wird ein Zinsrückgang in den USA durch den Bruch des steilen Aufwärtstrends seit Sommer 2016 (akt. bei 3,17 %). Einen wichtigen Signalgeber definieren in diesem Kontext die Tiefs vom Juli/August 2018 bei 2,81 %, deren Relevanz durch das 23,6 %-Retracement des gesamten Zinsanstiegs der letzten zwei Jahre (2,80 %) zusätzlich unterstrichen wird. Mit anderen Worten: Ein Abgleiten unter diese Schlüsselmarken sorgt für ein Ausrufezeichen hinter unserem Szenario eines „erneuten Zinsrutsches“. Danach definieren die Jahrestiefs von 2016 und 2017 bei 2,64/2,63 % den nächsten Rückzugsbereich, ehe die verschiedenen Hoch- und Tiefpunkte der letzten zehn Jahre bei rund 2,40 % wieder auf die Agenda rücken. Als „worst case“ sehen wir ein Wiedersehen mit dem zyklischen Tief vom September 2017 (2,02 %) an.
10-jährige Rendite USA (Semi-annually)Zinsanstieg auf die lange Bank geschoben
Investoren können die Implikationen aus dem beschriebenen „reversal“ gar nicht überschätzen. Damit ist ein Zinsanstieg bzw. eine nachhaltige Zinswende auf die lange Bank geschoben. Aus charttechnischer Sicht ist ohnehin ein Sprung über den o. g. Kreuzwiderstand – besser noch eine Rückeroberung der 200-Monats-Linie (akt. bei 3,19 %) – zwingend erforderlich, um wieder über steigende Renditen in den USA diskutieren zu können. Ausgehend von diesem Schlüsselchart wollen wir im Folgenden höhere Zeitebenen beleuchten. Wir verfahren also genau umgekehrt wie Sie es sonst von uns gewohnt sind. Als wichtigen Beleg für das bisher Gesagte werten wir den Halbjahreschart der 10-jährigen Rendite USA. Mit einem „shooting star“ wurde in dieser hohen Zeitebene der Bruch des seit 1981 bestehenden Baissetrends abgelehnt. Auf Schlusskursbasis der 6-Monats-Kerzen blieb Anlegern zudem ein Abschluss des großen Doppelbodens der letzten Jahre verwehrt (siehe Chart 3). Vor allem der bestätigte Mehr-Dekaden-Baissetrend ist Wasser auf die Mühlen eines erneuten Zinsrutsches. Interessant ist noch der Blick auf das angeführte negative Candlestickmuster. Unterhalb der Marke von 2,81 % wäre der „shooting star“ nach unten aufgelöst, wodurch der o. g. Signalgeber erneut bestätigt wird.
10-jährige Rendite USA (Annually)Jahreschart: Intakter Baissetrend
Für den zweiten Signalgeber bei 2,64/2,63 % spielt der Jahreschart der 10-jährigen US-Rendite eine wichtige Rolle. Doch zunächst noch einmal einen Schritt zurück. Die höchste aller möglichen Zeitebenen belegt, dass auch hier der langfristige Baissetrend der letzten fast 40 Jahre (2019 bei 3,23 %) immer noch intakt ist (siehe Chart 4). Gleichzeitig fallen die Hochs der „Hammer“-Kerze von 2016 sowie das des folgenden „inside years“ von 2017 ins Auge. Da beide nahezu deckungsgleich sind, hatten wir dieses Level bereits vor Jahresfrist als wichtigen Katalysator hervorgehoben. Ein Rebreak der Schlüsselmarke würde auch diesen Ausbruch negieren – gewissermaßen „false break“ zum Zweiten! Damit sollten die positiven Implikationen aus dem aufgelösten „Hammer“- bzw. „Innenstab“-Muster endgültig verpuffen, so dass sich die Sichtweise „rückläufiger Renditen“ weiter verfestigen würde. Als einen weiteren Schlüsselchart sehen wir den Kursverlauf des US-T-Note-Future auf Jahresbasis an. Aufgrund der deckungsgleichen Tiefs der letzten fünf Jahre bei knapp 123 hatten wir dieses Niveau als Sell-Trigger im Jahresausblick 2018 ins Feld geführt (siehe Chart 5).
10 Year T-Note Future (Kontrakt Mar 19) (Annually)Schlüsselgröße 123 %
Gemessen an der Tragweite des angeführten Ausstiegssignalgebers kann die Erholung der letzten Monate als Erfolg verbucht werden. Dank dieser Entwicklung notiert der US-T-Note-Future wieder im Dunstkreis des langfristigen Haussetrends seit Ende der 1980er-Jahre. 2019 wird diese Trendlinie bei gut 122 verlaufen. Vor diesem Hintergrund entstünde bei einem Anstieg über 122 bzw. über die letzten Jahrestiefs bei 123 sogar ein erneutes Einstiegssignal von herausragender Bedeutung. Schließlich sorgt ein Spurt über dieses Level auch aus Sicht des Point & Figure-Charts für ein neues Investmentkaufsignal. Eine Rückeroberung dieser Schlüsselzone besitzt darüber hinaus noch eine weitere Dimension: Aus Sicht des Monatscharts würde eine positive Weichenstellung das Doppeltopp – definiert durch die zyklischen Hochs von 2012 und 2016 bei 135 29/32 bzw. 134 08/32 – negieren (siehe Chart 6). Unterstützung erfährt das Rentenbarometer gegenwärtig vor allem durch diverse Indikatoren. Nachdem der Stochastik zuvor bereits eine positive Divergenz ausgeprägt hatte, steht inzwischen ein „handfestes“ neues Einstiegssignal zu Buche. Der MACD arbeitet daran, diesem Beispiel zu folgen und seine Signallinie ebenfalls von unten nach oben zu durchschneiden.
10 Year T-Note Future (Kontrakt Mar 19) (Monthly)MACD: niedrigster Stand seit 1984
Gelingt dem Trendfolger ein positives Schnittmuster, wäre es das erste Kaufsignal seit 2016. Für viel bemerkenswerter halten wir aber das Niveau einer solchen Weichenstellung. Schließlich notiert der MACD auf dem niedrigsten Stand seit über 30 Jahren! Schnittmuster, welche weit entfernt von der Nulllinie generiert werden, besitzen eine besondere Signalgüte. Auf entsprechend fruchtbaren Boden dürfte eine Rückeroberung des charttechnischen Triggers bei 123 fallen. Im Erfolgsfall halten wir ein Wiedersehen mit dem Hoch vom September 2017 bei 128 04/32 fast schon für eine „Pflichtaufgabe“. Die „Kür“ wäre ein Anlauf auf das Hoch vom Dezember 2008 bei 130 26/32. Um die Chancen bei den amerikanischen Zinsfutures zu untermauern, möchten wir nochmals auf verschiedene Renditecharts zurückkommen. Einen zweiten Fehlausbruch haben wir Ihnen nämlich bisher vorenthalten: den bei der 30-jährigen Rendite USA. Auch bei den langfristigen Zinsen standen aufgrund des langfristigen Abwärtstrendbruchs sowie einer idealtypischen unteren Umkehr die Zeichen auf „Renditeanstieg“. Charttechnisch besonders imposant ist der „ultimative Deckel“ bei 3,25 %. In den letzten vier Jahren stieß die „30-jährige“ auf diesem Niveau immer wieder auf Widerstand (siehe Chart 7).
30-jährige Rendite USA (Monthly)Fehlausbruch: Klappe die Zweite
Wenn aus einer solchen Steilvorlage aber kein Kapital geschlagen werden kann bzw. charttechnische Ausbrüche von einer solchen Qualität versagen, dann sollten Anleger hellhörig werden. Für uns ist das Rebreak der alten Ausbruchsmarken bei 3,25 % mehr als ein Warnschuss und stellt für 2019 einen ganz entscheidenden Belastungsfaktor dar. Aufgrund dieser Ausgangslage dürfte das neue Jahr auf der Rentenseite von Beginn an spannend werden. Dazu trägt sicherlich auch die charttechnische Konstellation bei, denn inzwischen ist auch der Erholungstrend seit Juli 2016 (akt. bei 3,14 %) nachhaltig unterschritten. Da sich auf Quartalsbasis in den letzten drei Monaten ein „reversal“ mit markantem Docht ausgebildet hat, liegt aufgrund dieses negativen Chartmusters ein weiterer Belastungsfaktor vor. Die nächsten wichtigen Rückzugszonen ergeben sich bei rund 2,90 % bzw. 2,64/2,62 %. Im Bereich der zuerst genannten Marke entsteht durch das Zusammenspiel diverser Monatstiefs des letzten Jahres (2,95 %), der 38,2 %-Korrektur des Zinsanstiegs seit Sommer 2016 (2,94 %), dem alten Abwärtstrend seit 2011 (2,91 %) sowie der 38-Monats-Linie (2,87 %) eine markante Kumulationsunterstützung.
2-jährige Rendite USA (Quarterly)Kürzere Laufzeiten: Reif für eine Konsolidierung
Die zweite Haltezone ergibt sich indes aus dem Jahrestief von 2017 sowie einem weiteren Fibonacci-Retracement des Zinsanstiegs der letzten Jahre. Auch im langfristigen Bereich müssen sich Anleger also wieder mit rückläufigen Renditen anfreunden. Als „strategischen Stopp“ für dieses Basisszenario definieren wir dagegen einen Anstieg über das Hoch vom vergangenen Dezember (3,34 %), denn dann wäre gleichzeitig auch der ultimative Deckel wieder gelüftet. Wir bleiben bei den Renditen und kommen zu den Kursverläufen der 2- bzw. 5-jährigen Rendite in den USA. Beide Charts spielten in den letzten beiden Jahresausblicken aufgrund abgeschlossener Bodenbildungen eine Schlüsselrolle. Bei der 2-jährigen ging im 4. Quartal 2018 eine Erfolgsserie von neun weißen Quartalskerzen in Folge zu Ende (siehe Chart 9). Zuvor hatte die kurzfristige Rendite den wichtigen Zielbereich von rund 3 % erreicht. Da das Kursziel aus der unteren Umkehr zudem längst ausgeschöpft ist, halten wir eine Verschnaufpause für wahrscheinlich. Dieser Kursverlauf liefert möglicherweise einen Fingerzeig, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank bereits zu Ende gegangen ist bzw. zumindest eine Pause einlegt.
2-jährige Rendite USA (Quarterly)Damoklesschwert: inverse Zinsstruktur
Mit dem Niveau von 3 % hat sich auch die 5-jährige Rendite in den USA zuletzt auseinandergesetzt. Hier ist die Bedeutung dieser Schlüsselzone sogar noch höher als bei der 2-jährigen Rendite einzustufen. Das 50 %-Retracement des gesamten Zinsrutsches seit 2007 (2,89 %) bildet im 5-jährigen Bereich zusammen mit dem ausgeschöpften Kurspotential aus dem Doppelboden der letzten Jahre (2,90 %) sowie diversen Hochs einen wichtigen Zielbereich. Im Dunstkreis dieser Schlüsselzone kam es im 4. Quartal ebenfalls zu einem „reversal“, so dass dem Zinsanstieg seit dem letzten Quartal 2017 eine Konsolidierung droht. Der Aufwärtstrend seit 2016 (im 1. Quartal 2019 bei 2,65 %) bzw. das Jahreshoch von 2011 bei 2,42 % definieren dabei sinnvolle Korrekturziele (siehe Chart 10). Aufmerksamen Lesern dürfte nicht entgangen sein, dass die Zinssätze für 2- und 5-jährige auf dem nahezu gleichen Level notieren. Anfang Dezember rentierten die kurzfristigen Zinsen sogar höher als ihre 5-jährigen Pendants. Dieses als „inverse Zinsstruktur“ bekannte Phänomen wird von vielen Marktteilnehmern als Vorbote einer Rezession interpretiert. Wenngleich diese Anomalie im Vergleich zur 10-jährigen Rendite bisher ausblieb, so ist die flache/inverse Strukturkurve doch ein Indiz für die Herausforderungen auf der Aktienseite (Fortsetzung folgt).
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Autor: Jörg Scherer