Wissensartikel
16:08 Uhr, 06.07.2020

Wie steht es eigentlich um Ihre Geduld?

Wer erfolgreich traden will, muss geduldig sein. Hört sich extrem einfach an, ist es für viele aber nicht!

Um erfolgreich an der Börse zu bestehen und das über längere Zeit, müssen viele Zahnräder ineinandergreifen. Eines davon ist der psychologische Aspekt erfolgreichen Tradings und ein Bestandteil dessen wiederum ist das Thema Geduld. Geduld ist eine Charaktereigenschaft die jeder von uns hat. Diese ist bei jedem von uns jedoch unterschiedlich ausgeprägt und das sorgt im Trading immer wieder für Probleme. Fehlende Geduld ist eine Ursache für undiszipliniertes Trading und dies wiederum führt bekanntlich zu Verlusten.

Wo müssen Trader geduldig sein?

Ob man es glaubt oder nicht, als Trader müssen wir ständig geduldig sein. Dies trifft sogar auf den Intraday-Scalptrader zu. Selbst dieser ist dazu verpflichtet, auf seine Setups zu warten. Auch dieser kennt Situationen, in denen es nichts zu handeln gibt und natürlich verstreicht auch selbst beim Scalping Zeit zwischen dem Einstieg und dem Ausstieg, die man geduldig abwarten muss. Ohne Zweifel ist der Scalptrader aber immer noch besser dran, als der Swingtrader oder gar der langfristige Trendtrader. Auch sie müssen auf ihre Setups warten und anschließend einen Trade managen, indem sie ihm Raum und Zeit zur Entfaltung geben. Während der Scalptrader jedoch nur wenige Minuten oder gar Sekunden Geduld aufbringen muss, können beim Investor Monate oder gar Jahre verstreichen. Ich bin nicht umsonst Scalptrader geworden, denn mir persönlich fällt es unfassbar schwer wochenlang oder gar monatelang auf Setups zu warten. Aber auch ich merke, wie wichtig das Thema Geduld ist, selbst im Scalping.

Wo ist das Problem?

Geduld ist also eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Trading. Warum aber fällt es vielen so schwer, diese Geduld aufzubringen? Verantwortlich dafür sind psychologische aber auch technische Effekte. So stehen die Kurse beispielsweise selten still und jede Bewegungen sorgt bei uns für Gefühle und Gedanken, denn schließlich könnte jede dieser Bewegungen bares Geld bedeuten. Wenn wir sehen, wie eine Aktie gerade 100 % steigt und wir sind nicht dabei, sorgt das für Frust. Wenn wir bei einer Aktie eine 100 %-Rally erwarten und zuschauen, wie der Kurs gerade zu steigen beginnt, während aber immer noch kein Set-up haben, um die Aktie laut unserer Strategie kaufen zu dürfen, sorgt dies für Angst den Trade zu verpassen. Wenn wir in einer Aktie die größte Rally des Jahres erwarten und der Kurs fällt 2 % zurück, steigt die Angst falsch zu liegen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

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Diese und andere Entwicklungen sorgen dafür, dass wir ungeduldig werden. Ist die emotionale Belastung zu groß, schmeißen wir unsere Pläne über Bord und handeln undiszipliniert. Achten Sie einmal darauf, wenn Sie Trades ausführen. Wer genau in sich hineinhört, wird sehr schnell erkennen, dass er gerade emotional und nicht rational tradet. Trotzdem nehmen wir oftmals von diesem falschen Verhalten keinen Abstand. Entweder weil wir es einfach nicht bemerken oder weil wir es ignorieren. Im Falle der Ignoranz steckt oft die Tatsache dahinter, dass wir damit ein anderes Problem übertünchen können. Im Grunde wählen wir das kleinere Übel (dazu hatte ich letzte Woche bereits einen kleinen Artikel geschrieben).

Wie können wir reagieren?

Wo ich sie hoffentlich für dieses Thema sensibilisiert habe, stellt sich natürlich die Frage, wie man diesem begegnen kann?

Alles beginnt in meinen Augen mit einer kritischen Selbstanalyse. Sie selbst müssen herausfinden, wann und wo Sie ungeduldig werden. In der Regel zeichnen sich nämlich Muster ab, wann man persönlich Schwierigkeiten bekommt. Bei dem einen ist es dann der Fall, wenn sich zu viele Verlusttrades gehäuft haben, beim anderen, wenn aufgrund von 3 Stunden sinnlosem Rumsitzen während der Intraday-Session Langeweile aufkommt. Wieder andere werden ungeduldig und springen sinnlos in einen Trade hinein, wenn die Märkte volatil in eine Richtung laufen und sie Angst haben etwas zu verpassen. Vielleicht ist es auch ein Mix aus vielen dieser und ähnlicher Beispiele. Was es jedoch genau ist, werden nur Sie selbst mit einer entsprechenden Analyse erfahren. Also horchen Sie in sich hinein. Analysieren Sie Ihre Trades!

Sofern das Problem bekannt ist, lassen sich im Grunde auch meist sehr einfache Lösungsmechanismen implementieren. Schlagworte dabei sind (Selbst-) Kontrolle und „Persönlichkeitsveränderung“.

Der einfachere Schritt für uns ist die Implementierung von Kontrollmechanismen. Das können einfache Checklisten sein, aber auch mehrstufige Entscheidungsprozesse. In ganz harten Fällen könnten Sie beispielsweise Ihre Trades planen, die Umsetzung aber einer zweiten Person überlassen. Nur diese hat Zugang zu Ihrem Konto und wurde vorher von Ihnen ganz klar instruiert, was wann zu tun ist und wann er Ihren Anweisungen nicht folgen darf. Dieser Prozess ist im institutionellen Handel ein fester Bestandteil und hat sich bewährt. Warum soll das für uns private Trader nicht funktionieren? Richtig stark ist es, wenn Sie Ihren Broker diesbezüglich einbinden können.

Der steinigere Weg ist die „Persönlichkeitsveränderung“. Wir können uns natürlich dahingehend trainieren, geduldiger zu werden. Dies kostet jedoch enorm viel Kraft und ist ein langwieriger Prozess. Der Aufwand wird dabei umso größer, umso länger Sie die kritischen Verhaltensweisen schon anwenden. Wer erst zweimal aus Ungeduld einen Trade platziert hat, hat sich dieses Verhalten noch nicht an trainiert. Wer das Problem hingegen schon 20 Jahre mit sich rumschleppt, dürfte enorme Probleme haben, dieses Verhaltensmuster wieder loszuwerden. Und sofern man das Problem in Angriff nimmt, heißt es Üben, Üben und nochmals Üben! Nehmen Sie sich dafür Zeit und setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck. Feiern Sie lieber kleine Erfolge, anstatt sich über jeden Rückschlag selbst zu bestrafen! Versuchen Sie beim nächsten Mal einfach ein paar Minuten länger durchzuhalten!

Mit Blick auf diese beiden grundlegend verschiedenen Lösungswege liegt es natürlich nahe, diese zu kombinieren. Einerseits etablieren Sie Kontrollmechanismen, um Fehlentscheidungen auf Basis ihrer Ungeduld zu vermeiden. Gleichzeitig üben und trainieren Sie ihre Geduld, um langfristig entspannter zu traden und eine Fehlerquelle grundsätzlich zu minimieren bzw. zu eliminieren (im besten Fall). Hierbei wünsche ich Ihnen viel Erfolg und wenn sie diesen Weg nicht allein gehen möchten, schauen Sie doch in meiner Trader-Ausbildung vorbei. Hier gibt es übrigens am Donnerstag ein kleines Webinar-Special mit Überraschung!

Rene Berteit

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