Wenn Trendtrading zum Problem wird!
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Erwähnte Instrumente
Wer nicht gerade erst heute mit dem Trading bzw. dem Investieren am Aktienmarkt begonnen hat, dem wird das Sprichwort „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“ wahrscheinlich höchst bekannt vorkommen. Der Sinn dahinter ist schnell erklärt: Wer im Rahmen eines Gewinntrades viel verdient, kann sich zwischenzeitlich auch einige Verluste leisten und steht am Ende immer noch als Sieger da.
So gut dieses Prinzip in der Theorie auch ist, so schwer fällt es mir als Tradingcoach, dieses auch pauschal jedem zu empfehlen. Im Grunde beschreibt das Prinzip einen klassischen Trendtrader und machen wir uns nichts vor, nicht jeder ist für den Handel von Trends geeignet. Ich selbst beispielsweise habe nicht die Geduld, viele Kerzen abzuwarten, bevor ich aussteigen darf. Das fällt mir selbst im Minutenchart relativ schwer. Und wie lange der Kurs "zickig" laufen kann, haben wir im DAX in den letzten Monaten gesehen:
Es war eine Achterbahnfahrt mit vielen Kauf- und Verkaufssignalen, einen großen Trend gab es jedoch nicht. Wenn Trendtrader Glück hatten, konnten sie ihre Trades um den Einstiegskurs herum schließen. Wer hingegen zu viel erwartete und zu langsam reagierte, wenn der Kurs gegen einen lief, dürfte mit einer Delle im Konto bestraft worden sein.
Ein kleines und unscheinbares Problem abseits der Tradingnische!
Die Frage, ob man grundlegend für das Trendtrading geeignet ist (ist man in der richtigen Tradingnische?), möchte ich an dieser Stelle aber gar nicht in den Mittelpunkt stellen. Vielmehr möchte ich auf ein großes Problem im Rahmen des Trendtradings aufmerksam machen, welches nicht so offensichtlich ist. Am besten lässt sich dies an einem Beispiel erklären. Betrachten wir zunächst folgenden Intraday-Chart des DAX:
im abgebildeten Ausschnitt sehen wir den Deutschen Aktienindex auf 15-Minutenbasis. Sie können den Chart durch jeden anderen ersetzen, das Prinzip/Problem ist das gleiche. Nehmen wir einmal an, ihre Strategie kauft kleinere Böden. Dabei möchten Sie sehr früh in einen potentiell neuen Aufwärtstrend einsteigen und haben die Hoffnung, dass die Position im Anschluss relativ weit läuft (Sie wollen Trends handeln).
Wenn Sie den obigen Chart genauer betrachten, werden Sie natürlich sehr schnell auf den schönen Aufwärtstrend am Ende des Charts aufmerksam werden. Ein wirklich schöner Trade, der mit einem typischen 123-Muster eingeleitet wurde.
Bei genauerem Hinsehen aber erkennen wir, dass es fast täglich einen Versuch der Bullen gab, einen Trend zu etablieren. Nur haben diese nicht funktioniert. Genau das macht das Trendtrading aus. Die starken Trends sind eher selten, Versuche in diese Richtung gibt es jedoch viele. In Tradingsprache übersetzt bedeutet dies, dass die Trefferquote eher bescheiden ist. (Anmerkung: als einen "Treffer" verstehen wir hier einen deutlichen Gewinn in Bezug auf das eingegangenen Risiko)
Wenn Trendtrading teuer wird!
Fassen wir bisher zusammen: Wer Trends handelt, sollte mit diesem Tradingstil „emotional klar kommen“. Das bedeutet auch, mit einer naturgemäß kleineren Trefferquote umgehen zu können und um unter dieser Bedingung profitabel zu sein, muss man zwangsweise Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen.
Das ist für viele Trader schon eine Herausforderung. Aber es gibt noch einen praktischen Stolperstein, den viele übersehen! Sie können es sich als Trendtrader nämlich nicht leisten, den Trend zu verpassen. Aus vielen kleinen Verlusten wird nämlich dann ein extrem unprofitabeles Trading, wenn Sie die wenigen großen Gewinntrades nicht erwischt haben.
Ein simples Problem mit großen Folgen!
Diese Problematik ist in der Realität ein echtes Problem und wird umso relevanter, umso aktiver das Trendtrading ist. Viele handeln nebenberuflich. Dabei richtet sich die Börse nicht nach ihren Arbeitszeiten im Beruf. Können Sie wirklich sicherstellen, dass Sie die Trends auch wirklich erwischen? Kennen Sie Situationen, in denen Sie mit ihrer Meinung richtig lagen, aber zunächst ausgestoppt worden sind, nur um dann bei der abschließenden Bewegung nicht dabei zu sein?
Denken Sie einmal darüber nach! Wenn Sie sich dem Trendtrading verschreiben, sollten Sie in der Lage sein, dieses konsequent umsetzen zu können. Sie können es sich nicht leisten, die wenigen Gewinntrades zu verpassen!
Mir ist diese Problematik gerade erst wieder gestern und auch heute bewusst geworden, als ich im Dax versucht habe, die eine oder andere Bewegung am Morgen zu erwischen. Leider waren gestern die Eröffnung und der gesamte Vormittagshandel absolut trendlos. Es gab zwar eine leicht fallende Tendenz, lange Zeit aber war der Preisbereich um 15.500 Punkte eine starke Supportmarke. Selbst als diese das erste Mal gegen Mittag gebrochen wurde, blieb ein starker Trend aus. Erst am Nachmittag ab ca. 13:30 Uhr nahm die Abwärtsbewegung an Fahrt auf. Eine Zeit, zu der ich tatsächlich nicht mehr am Markt gewesen bin. Glücklicherweise habe ich relativ früh aufgehört, einem Trend nachzujagen und mich wieder auf kurzfristige Bewegungen konzentriert. Ansonsten wäre der Tag unangenehm geworden.
Für mich war dies wieder einmal eine Bestätigung dafür, beim Scalptrading zu bleiben. Ich kann einfach nicht garantieren, in diesem kurzen Zeitfenster wirklich jedes Signal umsetzen zu können. Zu groß ist die Gefahr zum „ungünstigsten Zeitpunkt“ abgelenkt zu werden und so das einzig wichtige Signal des Tages zu verpassen. Eine Scalpchance hingegen zu verpassen, ist kein Problem. Die nächste könnte schon ein paar Minuten später kommen. Anbei ein weiteres Beispiel im DAX aus vergangenen Tagen:
und natürlich gilt dies auch für Investoren, wie folgendes Beispiel zeigt:
Fazit: Trendtrading ist ein erfolgreicher Handelsansatz. Da die Märkte aber oftmals trendlos unterwegs sind, ergeben sich echte Chancen nur relativ selten. Genau diese Trends sind es jedoch, die den größten Teil der Performance ausmachen und so kann es sich ein erfolgreicher Trendtrader nicht leisten, diese Trends zu verpassen. Ohne diese Ausreißer auf der Gewinnseite wird aus einem höchst lukrativen Tradingansatz eine normale oder gar unterdurchschnittliche Strategie.
Achten Sie in Ihrem Trading also darauf, dafür zu sorgen, echte Bullenmärkte oder Bärenmärkte nicht zu verpassen. Einfache prozyklische Ausbruchssysteme wären beispielsweise ein Garant dafür, im Falle eines Trends definitiv dabei zu sein. Wenn Sie auf einen Bullenmarkt bei Aktien spekulieren, müssen die Kurse steigen und dabei ist es unumgänglich, entsprechende Ausbrüche beispielsweise aus Bodenformationen oder gleitenden Durchschnitten auszulösen. Aber es gibt natürlich auch noch andere Methoden, mit denen Sie im Fall der Fälle investiert sind.
Viel Erfolg
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