Wissensartikel
08:08 Uhr, 03.10.2018

Was hat es mit dem ominösen "R" auf sich?

Immer wieder ist im Internet zu lesen, dass Trader Ihre Geschäfte nicht nur in Euro oder Prozent bewerten, sondern gerne auch mit dem sogenannten R-Vielfachen argumentieren. Was steckt dahinter?

Im Rahmen des von mir betreuten Ausbildungspakets haben Sie als Trader jederzeit die Möglichkeit, mir Ihre ganz konkreten Fragen zum Trading zu stellen. Hier ist eine von diesen:

Hallo Rene !

Was hat die Kenngröße R für eine Bedeutung ?

Wie wird sie berechnet und für welche Auswertungen ist sie wichtig ?

Vielen Dank für Deine Bemühungen !

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Hallo Herr...,

die meisten Trader schauen lediglich auf ihre Performance und entscheiden anhand dieser, ob Sie gut oder schlecht getradet haben bzw. ob ein einzelner Trade gut oder schlecht war. Dies ist jedoch problembehaftet, denn ein reiner Performancevergleich vernachlässigt das damit verbundene Risiko. Wer viel wagt, sollte konsequenterweise auch viel gewinnen. Zudem spielt das Risiko bspw. auch im emotionalen Bereich eine Rolle und sollte dementsprechend beachtet werden. In diesem Umfeld hat sich der Begriff 1 R eingebürgert. Er beschreibt das mit dem Trade (Trading) verbundene Risiko und entspricht dem Betrag, der verloren geht, wenn das Anfangsstopploss ausgelöst wird. Am besten lässt sich dies wie immer an einem Beispiel erklären:

Kauf DAX bei 9.700 Punkten

Anfangsstopploss DAX bei 9.600 Punkten

Risikobetrag: 1 % des Kontos (bei 10.000 Euro Konto = 100 Euro)

Aus diesen Rahmendaten können wir leicht unser Risiko 1R bestimmen. In Punkten beträgt dieses 9.700 - 9.600 = 100 Punkte. In Euro beträgt dieses 100 Euro und in Prozent eben 1 %. Im weiteren Verlauf können wir nun sowohl die potentiellen Gewinne einzelner Trades als auch aller Trades besser bewerten. Weist der aktuelle Trade einen Gewinn von 250 Punkten auf, sind das immerhin schon 2,5R - kein schlechter Trade. Haben wir im Jahr eine Performance von 4.500 Euro erzielt, macht das stolze 45 R Gewinn.

Deutlich wird die Bedeutung, wenn wir uns ein extremes Beispiel anschauen. Nicht selten sieht man Performancekurven, bei denen der Trader für ein Jahr einen Gewinn von bspw. 270 % ausweist. Ein 10.000 Euro Konto schoss bspw. auf 37.000 Euro nach oben. Das hört sich fantastisch an, aber diese Zahl alleine sagt nichts über die Leistung des Traders/Systems aus. Unterstellen wir einmal einen Aktientrader, der in seinen Trades keinen Stopploss setzt (was oftmals zu sehen ist) und stattdessen bereit ist, in fallenden Märkten immer wieder mal nachzukaufen, dann wird es schwer, das Anfangsrisiko zu bestimmen. Hier muss man sich behelfen, indem bspw. geschaut wird, was die einzelnen Trades zwischenzeitlich so im Minus standen und kann daraus bspw. einen Durchschnitt bilden. Angenommen wir errechnen hierbei, dass der Durchschnitt bei 6.000 Euro lag, dann können wir diese Größe als 1R ansetzen und mit einem solchen relativiert sich die Performance von 270 % bzw. das Plus von 27.000 Euro massiv. Gemessen an seinem durchschnittlichen Risiko von 6.000 Euro sind das nämlich nur 27.000 : 6.000 = 4,5 R. Würde unser erster Trader mit seinen 45 R Gewinn das gleiche Risiko gehen, wie Trader 2, dann hätte er am Jahresende nicht nur einen Gewinn von 4.500 Euro, sondern 45 * 6.000 = 270.000 Euro erzielt und sein Konto wäre auf sagenhafte 280.000 Euro bzw. um 2.700 % gestiegen.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, bei Vergleichen nicht nur auf die Performance, sondern auch auf das Risiko zu schauen. Unser erster Trader weist zwar einen wesentlich kleineren Eurogewinn bzw. prozentualen Jahreszuwachs aus, ist aber mit Abstand der bessere Trader bzw. hat die bessere Taktik. Analog zu diesem Umstand ist auch die Bewertung eines einzelnen Trades viel neutraler, wenn wir auf R zurückgreifen. Mit einem Trade 10.000 Euro oder +50 % Gewinn zu machen, lässt keinen Rückschluss auf die Qualität des Trades zu. Hat der Trader hierfür sein komplettes Konto (100 %) riskiert, wäre das lediglich ein 0,5R Gewinn - kein wirklich guter Trade.

Zusammenfassend: R ist die Normierung des Risikos, um sowohl einzelne Trades als auch Gesamtperformances vergleichen zu können und dient dem Trader zudem zur Bewertung dieser.

Ein weiterer Aspekt dieser Denkweise ist die Normierung der eigenen Trades in Verbindung mit der Wahl der Positionsgröße. Nur selten haben wir in den unterschiedlichen Trades die gleichen Stoppgrößen. Mal liegt der Stopp etwas enger, mal etwas weiter weg. Würden wir nun in den einzelnen Trades bspw. immer 100 Stück kaufen, hätte jeder Trade ein anderes Risiko. Der Trade mit dem kleineren Stopp hätte ein kleineres, der mit dem größeren ein größeres Risiko (bei dem einen verliere ich, falls der Stopp ausgelöst wird, weniger als beim anderen). Es wird schnell klar, dass die eher suboptimal sein dürfte, wenn wir uns vor Augen halten, wenn es sich bei beiden Signalen um die gleiche Logik handelt. So könnte in beiden Fällen bspw. eine Schulter-Kopf-Schulter gehandelt werden, nur ist die allgemeine Marktvolatiltät im ersten Trade kleiner und im zweiten größer. Um die ungleiche Gewichtung der Trades zu vermeiden, wird die Positionsgröße nun so bestimmt, dass in beiden Fällen der gleiche Eurobetrag (oder der gleiche Prozentsatz des Kontos) riskiert wird.

Ich hoffe, damit ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

Viel Erfolg

Rene Berteit

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Rene Berteit
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Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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