Wissensartikel
11:01 Uhr, 09.05.2014

Einführung in die Welt der Optionsscheine

Optionsscheine sind nicht nur beliebt, sondern höchst interessant! Wer diese handelt, sollte jedoch wissen, was er tut! Hier findest Du den richtigen Einstieg ins Thema!

Derivate! Sind das nicht diese von Warren Buffett als Vernichtungswaffen bezeichneten Spekulationsinstrumente? Ja, das sind sie, aber in der modernen Welt der Börse kommt kein Trader an diesen Produkten vorbei. Deshalb ist es so wichtig, die Urväter derivater Produkte, Optionen und Optionsscheine zu kennen und zu verstehen!

Was sind aber eigentlich Optionen?

Optionen sind an einer Terminbörse gehandelte Papiere, welche dem Käufer das Recht einräumen, ein spezielles Wertpapier (Aktien, Futures, Währungen, Zinspapiere) innerhalb einer festgelegten Frist und zu einem genau festgelegten Preis entweder zu kaufen (Calloption) oder zu verkaufen (Putoption). Der Käufer der Option, welcher auch Inhaber genannt wird, hat das Recht zu kaufen oder zu verkaufen aber, und das ist der entscheidende Punkt, nicht die Pflicht dies zu tun.

Investoren setzen Optionen vorrangig aus zwei Gründen ein. Entweder weil sie sich gegen Preisschwankungen absichern wollen oder aber weil sie auf die Entwicklung eines Preises spekulieren wollen.

Ein Beispiel veranschaulicht dies:

Ein Investor besitzt 100 Unzen Gold, welche er zum Preis von 1200 USD/Unze gekauft hat. Er erwartet in den kommenden Jahren steigende Preise und möchte daher dieses Gold behalten. Er hat aber auch die Befürchtung, dass der Preis von Gold eventuell doch viel stärker als von ihm erwartet fallen könnte und sucht nach einer Möglichkeit, in diesem Fall ohne Verlust aus seiner Position aussteigen zu können. Er könnte natürlich jetzt einfach einen Stopp Loss Auftrag platzieren und sobald Gold unterhalb eines von ihm festgelegten Preises fällt würde seine Position automatisch verkauft. Was in der Theorie allerdings so einfach klingt, ist in der Praxis mit einigen Hindernissen gepflastert. Was ist denn, wenn der Preis unter den Stopp Kurs fällt, das Gold wird verkauft und danach steigt der Preis wieder an? Soll der Investor dann wieder einsteigen oder nicht? Was passiert in volatilen Seitwärtsphasen wenn der Preis über mehrere Wochen oder Monate stark schwankt ohne einen klaren Trend auszubilden? Eine Option könnte hier die Lösung sein.

Eine Putoption (Verkaufsoption) gibt dem Käufer das Recht, innerhalb einer festgelegten Zeit und zu einem festgelegten Preis ein Wertpapier oder einen Rohstoff zu verkaufen. Der Käufer hat das Recht zu verkaufen, aber er muss nicht verkaufen.

Unser Goldinvestor kann sich also eine Putoption auf Gold kaufen und sich somit über Wochen oder Monate gegen einen fallenden Preis absichern ohne in die Pflicht genommen zu werden und verkaufen zu müssen. Er kann, aber er muss nicht. Damit kann er volatile Phasen sehr gut überstehen und steht auch nicht vor dem Problem, bei einem wieder ansteigenden Markt nach einem Neueinstieg suchen zu müssen. Er ist damit sehr viel flexibler als ein Investor, der ausschließlich mit Stopp Loss Aufträgen arbeitet und dies ist sicherlich ein Grund, warum gerade auch Investoren wie Warren Buffet Optionen so häufig einsetzen.

Trading mit Optionen

Wie bereits beschrieben, können und werden Optionen vorrangig von Investoren zur Absicherung von Preisrisiken genutzt. Ein Getreideeinkäufer kann sich mit Hilfe von Kaufoptionen (Calls) gegen steigende Preise absichern und erhält somit eine kalkulierbare Preisgrundlage für seine Produkte. Ein Getreideproduzent kann sich dagegen durch den Kauf von Verkaufsoptionen (Put) gegen fallende Preise absichern und somit das Überleben seines Betriebes sichern. Ersetzen wir jetzt Getreide durch Öl, Gold, Silber, Benzin, Kaffee, Kakao, Zucker, Kupfer usw., dann haben wir schon eine ganze Reihe von Märkten, in denen solche kommerziellen Marktteilnehmer aktiven Optionshandel betreiben. Alle diese Marktteilnehmer haben eines gemeinsam, nämlich den Wunsch nach Preisabsicherung und somit der Schaffung einer sicheren Kalkulationsgrundlage.

Und natürlich gilt dies auch für Währungs-, Zins- oder Aktienmärkte. Währungsoptionen werden beispielsweise von Firmen genutzt, welche im globalen Import oder Export von Waren oder Gütern tätig sind. Ein deutscher Automobilproduzent der seine PKW auch in Nordamerika oder Asien verkaufen möchte, muss sich gegen mögliche Währungsschwankungen genauso absichern, wie etwa ein asiatischer Importeur von Maschinen oder anderen Gütern aus dem Euro- oder US-Dollarraum.

Banken sichern sich gegen Schwankungen an den Zins- und Aktienmärkten ab. Je mehr man über diese Dinge nachdenkt, umso mehr werden uns solche Absicherungsideen einfallen.

Warum solltest Du Optionen kennen?

Bevor wir auf die Unterschiede zu diesen anderen Instrumenten eingehen, wollen wir uns zuerst ein Beispiel anschauen, wie ein privater Händler Optionen nutzen kann. Bei den meisten privaten Händlern dürfte weniger der Gedanke der Preisabsicherung im Vordergrund stehen, sondern die Erzielung einer Rendite mit Hilfe von Spekulation. Diese Idee ist grundsätzlich weder falsch noch verwerflich, allerdings scheitern viele Neueinsteiger ins Börsengeschäft schon frühzeitig und „zerlegen“ ihr Konto. Einer der Gründe für dieses Scheitern ist oftmals der zu große Hebel, mit dem der Handel begonnen wird. Der Grund, warum viele Händler mit solch großen Hebeln arbeiten liegt aber nicht im Unwissen oder gar der Gier dieser Neueinsteiger, sondern vielmehr an der oftmals zu geringen Kapitalausstattung. Jeder erfahrene Börsenhändler weiß, dass ein Mindestmaß an Kapital vorhanden sein muss, um im Börsenhandel erfolgreich sein zu können. Aber gerade Neueinsteiger verfügen oftmals nicht über diesen notwendigen Kapitalstock, um beispielsweise mehrere Positionen gleichzeitig und sinnvoll handeln zu können. Um dies auszugleichen, greifen sie dann zu Produkten mit sehr großen Hebeln. Da aber der Hebel immer in beide Seiten wirkt, kommt es dann schnell zu Verlusten, welche das Konto pulverisieren. Könnten da Optionen helfen? Schauen wir uns ein einfaches Beispiel an.

Ein Händler möchte sich in einer Aktie wie Microsoft (MSFT) engagieren. Nun kostet diese Aktie allerdings derzeit um die 32 USD pro Stück. Gerade mit einem kleinen Konto wird er kaum in der Lage sein 50 oder 100 Stück dieser Aktie kaufen zu können. Also doch ein Hebelprodukt? Wie wäre es denn jetzt, wenn er stattdessen eine Option auf MSFT handeln würde?

Aktienoptionen beziehen sich in der Regel immer auf 100 Aktien, d.h. eine MSFT-Option bezieht sich auf 100 Aktien von MSFT. Eine Kaufoption (Call) gibt dem Käufer das Recht (aber nicht die Pflicht) 100 Stk. der MSFT Aktie zu einem im Voraus festgelegten Preis zu kaufen, und zwar innerhalb einer festgelegten Zeit. Eine Verkaufsoption (Put) gibt dem Käufer dagegen das Recht (aber wiederum nicht die Pflicht) 100 Stk. der MSFT Aktie zu einem im Voraus festgelegten Preis zu verkaufen und dies wiederum innerhalb einer festgelegten Zeit. Damit kann ein Optionskäufer sowohl auf steigende (Call) als auch fallende (Put) Kurse bei MSFT setzen.

Angenommen der Händler erwartet steigende Preise bei MSFT in den kommenden 6 Monaten. Er hätte natürlich jetzt die Möglichkeit, einfach die Aktien zu kaufen und zu warten was passiert. Angenommen er kauft 100 Aktien. Das kostet ihn aktuell 3200 USD (32 USD x 100). Hier werden jetzt gleich drei Probleme sichtbar.

  1. Die durchschnittliche Kontogröße viele Neueinsteiger liegt unter 10.000 USD. Sollte man aber über 30% seines Handelskapitals in eine einzige Position stecken?
  2. Was passiert, wenn die Aktie plötzlich stark einbricht?

Würde die Aktie auf 0 USD fallen, dann würde der Händler 3200 USD verlieren. Auch wenn wir wissen, dass dies unwahrscheinlich ist, ist doch der Verlust theoretisch möglich. In der Praxis wird es aber viel öfters vorkommen, dass die Preise um 20% - 30% einbrechen. Was macht unser Händler dann? Setzt er einen Stopploss und verkauft? Wo setzt er den Stopploss und wie viel Geld ist er bereit zu verlieren? Und, was macht er nachdem er ausgestoppt wurde? Dies führt uns nämlich sofort zu Problem Nummer drei...

  1. Was macht der Händler wenn die Aktie ausgestoppt wird und danach wieder ansteigt? Steigt er wieder ein oder nicht, wann, zu welchem Preis, wie? All dies sind Fragen, die sich Händler stellen müssen und die in der Praxis sehr schwer zu beantworten sind.

Wie wäre es dann aber mit dieser Variante?

Der Händler kauft anstatt der 100 Aktien jetzt eine Kaufoption (Call) die ihm das Recht gibt innerhalb der kommenden 6 Monate jederzeit 100 Stk. der MSFT Aktie zum aktuellen Preis von 32 USD per Stk. kaufen zu können. Für diese Option zahlt er einmalig 164 USD zzgl. Gebühren (ca. 2-4 USD insgesamt).

Schauen wir uns nochmals die 3 vorher aufgezeigten Probleme an:

1. Kapitaleinsatz

Es ist wohl keine Frage, dass auch für kleine Konten der Kauf einer Option für 164 USD wesentlich einfacher darzustellen ist als der Kauf von 100 Aktien zu insgesamt 3.200 USD. Der theoretisch maximale Verlust liegt bei beiden Varianten im Kaufpreis. Der Optionskäufer kann also maximal 164 USD verlieren, der Aktienkäufer 3.200 USD.

2. Kurseinbrüche

Bricht der Kurs der Aktie ein, dann besitzt der Aktienkäufer immer noch 100 Aktien, welche jetzt deutlich billiger geworden sind, sein Kapital hat abgenommen. Der Optionskäufer hat immer noch das Recht (aber nicht die Pflicht!) 100 Aktien von MSFT zu 32 USD kaufen zu können, mehr als seine 164 USD die er für den Kauf der Option eingesetzt hat, kann er nicht verlieren. Er muss keinen Stopploss setzen, er kann den Dingen einfach ihren natürlichen Lauf lassen. Im Vergleich zum Kauf der Aktie riskiert der Optionskäufer nur ca. 5% der Summe, die der Aktienkäufer aufgewandt hat. Fällt die Aktie also mehr als 5%, dann hat der Käufer der Aktien schon definitiv mehr verloren als der Optionskäufer. Können Aktien mehr als 5% fallen?

3. Wiedereinstieg

Was passiert, wenn die Aktien 15% fällt und danach wieder ansteigt. Angenommen der Aktienkäufer hatte einen Stopploss bei 10% Verlust gesetzt und wurde ausgestoppt. Er hat 320 USD verloren und muss jetzt überlegen, ob er wieder einsteigt oder nicht. Was ist wenn nach dem Wiedereinstieg die Aktien erneut fallen? Der Käufer der Option hat 6 Monate lang Zeit sich zu entscheiden, ob er die Aktie für 32 USD pro Stück kaufen will oder nicht. Egal ob die Aktie stark fällt oder stark ansteigt, ob dies einmal oder mehrmals passiert, durch den Kauf der Option hat er alle Wahlmöglichkeiten, die es nur gibt. Eine echte „Option“ im Sinne von Wahlfreiheit. Und dies alles für 164 USD.

Dieses kleine Beispiel zeigt, dass Optionen einen wesentlich preiswerteren Handel ermöglichen und es somit auch Inhabern kleineren Konten möglich wird, am „Spiel der Spiele“ erfolgreich teilzunehmen. Zusätzlich besitzen Käufer von Optionen viel mehr Freiheiten bei der Gestaltung von Trades und können kurzfristige (und oftmals sehr teure) Schwankungen an den Börsen wesentlich besser überstehen als Käufer von Aktien oder Futures.

Unterscheidung Optionen & Optionsscheine

Zunächst zu dem wohl wichtigsten Punkt in der Welt der Optionsscheine. Optionsscheine und Optionen sind zwar grundsätzlich ähnliche Produkte, aber dennoch gibt es gravierende Unterschiede.

Optionen werden an Terminbörsen gehandelt (z.B. an der Terminbörse Eurex). Sie können von allen Marktteilnehmern, die an der Terminbörse handeln dürfen/können, gekauft bzw. verkauft werden. Es gibt somit keinen zentralen Emittenten – die Terminbörsen standardisieren lediglich die handelbaren Optionen hinsichtlich der Laufzeiten und Ausübungspreise. Jeder Markteilnehmer kann Optionen verkaufen, ohne sie zu besitzen und wird damit quasi selbst zum Emittenten. Aufgrund dieses Mechanismus ist die Preisbildung ein Resultat der Angebots-und Nachfragestruktur in den jeweiligen Optionen, was ein wichtiger Unterschied zu den Optionsscheinen ist.

Das Verkaufen von Optionen, die man nicht zuvor gekauft hat (also das Leerverkaufen) nennt man „Schreiben“. Das Schreiben von Call-Optionen („covered short call“) auf die selbst gehaltenen Aktien ist eine beliebte Strategie von Aktienbesitzern, die damit auch ein begrenztes Risiko haben (da sie im Ausübungsfall die Aktien aus eigenem Bestand liefern können, ohne am Markt kaufen zu müssen).

Optionsscheine dagegen werden nicht an den Terminbörsen, sondern an den „normalen“ Wertpapierbörsen und auch außerbörslich im Direkthandel gehandelt. Es gibt immer einen Emittenten (eine Bank), dieser stellt fortlaufend An-und Verkaufspreise (sogenannte „bid“ und „ask“-Kurse). Die Preise der Optionsscheine ergeben sich nicht aus Angebot und Nachfrage nach diesen Scheinen! Der Emittent legt die Preise fest und orientiert sich dabei in der Regel an den Preisen an den Terminbörsen für vergleichbare Optionen.

Am Geld, aus dem Geld, im Geld: Was bedeutet das?

Der Basispreis (Strike) ist der Preis, zu dem eine Option ausgeübt werden darf. Wir betrachten den Fall, dass eine Option auf steigende Kurse erworben wird (Call).

  • Liegt der Kurs des Basiswertes über dem Basispreis, so ist die Option „im Geld“. Die Option hat dann einen „inneren Wert“, weil sie den Erwerb des Basiswertes zu einem Preis erlaubt, der niedriger als der Marktwert ist.
    Beispiel: Die BMW-Aktie steht bei 60 EUR, der Basispreis des Calls auf BMW beträgt 40 EUR. Daraus ergibt sich ein innerer Wert von 20 EUR.
  • Sind der Basispreis und der Kurs des Basiswertes etwa identisch, ist die Option „am Geld“. Der innere Wert ist dann nahe Null.
    Beispiel: Die BMW-Aktie steht bei 60 EUR, der Basispreis des Calls auf BMW beträgt auch 60 EUR. Daraus ergibt sich ein innerer Wert von 0 EUR.
  • Liegt der Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis, so ist die Option „aus dem Geld“. Die Option hat dann keinen inneren Wert.
    Beispiel: Die BMW-Aktie steht bei 60 EUR, der Basispreis des Calls auf BMW beträgt 80 EUR. Daraus ergibt sich ein innerer Wert von null (bzw. –20 EUR).

Preisbildung bei Optionsscheinen: Der faire Wert einer Option!

Während die Preisbildung von Hebelzertifikaten und CFDs sehr einfach und transparent ist, gestaltet sich die Thematik bei Optionsscheinen viel komplizierter.

Wer ein DAX-Hebelzertifikat hält, kann davon ausgehen, dass ein Punkt im DAX einem Cent im Zertifikat entspricht. Bei Optionsscheinen dagegen kann es theoretisch sogar passieren, dass man auf die richtige Richtung gesetzt hat, der OS aber an Wert verliert. Warum das?

Lange wusste man gar nicht, wie man den Wert einer Option überhaupt berechnen soll. Bei einer Option tief im Geld kann man zumindest ein Gefühl dafür haben, denn dann ist der innere Wert sehr hoch. Aber wie sieht es aus, wenn eine Option weit aus dem Geld ist? Was ist ein Call auf BMW wert, dessen Ausübungspreis 20 EUR vom aktuellen Kurs der Aktie entfernt ist?

Solche Fragen konnten ab 1973 endlich zumindest näherungsweise beantwortet werden. Denn damals wurde das „Black-Scholes-Modell“ veröffentlicht. Diese Formel war so bahnbrechend, dass die beiden namensgebenden Wirtschaftswissenschaftler sogar den Nobelpreis dafür erhielten. Ohne nun näher in diese nicht gerade unkomplizierte Formel und ihre Annahmen einzusteigen, sei folgendes festgehalten:

Der Wert einer Option hängt nach Black/Scholes neben dem Ausübungspreis und dem Kurs des Basiswertes (was ziemlich einleuchtend ist) auch von der Laufzeit, dem Marktzins und insbesondere von der Volatilität ab. Unter sonst gleichen Bedingungen gilt: Je höher die erwartete (implizite) Volatilität, desto höher der Preis der Option.

Warum man mit Optionen „anders“ spekulieren kann als mit anderen Hebelprodukten

Das ist der entscheidende Unterschied zu CFDs und Hebelzertifikaten. Diese Tatsache ermöglicht es, mit Hilfe von Optionen unter anderem auch auf Veränderungen der Volatilitätserwartungen zu spekulieren.

Die implizite Volatilität könnte man auch als eingepreiste Volatilität bezeichnen. Aus dem Optionspreis kann mit Hilfe der Black-Scholes-Formel die implizite Volatilität iterativ ermittelt werden. Sinkt von einem Tag auf den anderen der Preis einer Option und sind alle anderen Parameter gleich geblieben, dann ist ganz einfach die eingepreiste Volatilität gefallen. Ist diese im historischen Vergleich gerade besonders niedrig, könnte man etwas simplifiziert sagen: Optionen sind „gerade billig“. Der VDAX NEW dient als guter Indikator dafür, wie es aktuell um die Volatilität bestellt ist. Diserer Index wird von der Deutschen Börse berechnet und misst die implizite Volatilität für den DAX, bezogen auf den Zeitraum der nächsten 30 Tage. So erhält man einen Ausblick auf die künftige und die historische Entwicklung dieser Kennzahl.

Die „Griechen“

Die Black-Scholes-Formel brachte außerdem noch einige Kennzahlen mit sich, die die Abhängigkeit des Optionspreises von Änderungen bestimmter Parameter messen. Auf diese (Delta, Gamma, Vega, Theta, Rho, Omega) soll jetzt noch nicht näher eingegangen werden. Einzig das Delta sei kurz erläutert: Es zeigt an, wie sich der Preis einer Option absolut ändert, wenn der Preis des Basiswert um eine Einheit steigt. Haben Sie also einen BMW-Call mit einem Delta von 0,4 dann wird die Option ca. um 40 Cents steigen, wenn BMW um einen Euro steigt.

Vor-und Nachteile von Optionen

Die implizite Volatilität spielt für den Preis einer Option eine große Rolle. Man könnte daraus eine approximative Regel ableiten: Ist die implizite Volatilität im historischen Vergleich gerade sehr hoch, sollte man Abstand von Optionsscheinen nehmen. Denn fällt die Volatilität deutlich, kann man mit einem Engagement in einer Option sogar dann Verluste machen, wenn die Marktrichtung stimmt, auf die man gesetzt hat.

Andersherum macht es mit der gleichen Begründung Sinn, in Zeiten sehr niedriger Volatilität Optionsscheine gegenüber Hebelzertifikaten und CFDs vorzuziehen. Nicht zuletzt deswegen, weil ein Optionsschein nicht „ausknocken“ kann. Er bleibt bis zum letzten Tag der Laufzeit etwas wert und kann auch nach heftigsten Schwankungen noch einen Gewinn abwerfen.

Ein weiterer wichtiger Unterschied von Optionsscheinen gegenüber anderen Hebelprodukten ist das Aufgeld (Agio). Es zeigt an, um wie viel es teurer ist, den Basiswert über die Option statt direkt zu beziehen. Das Aufgeld (Preis des Optionsscheins minus innerer Wert) ist eine schnell einleuchtende Notwendigkeit, ein Abgeld macht keinen Sinn, da dann risikolose Arbitrage möglich wäre. Es ist umso höher, je weiter die Option aus dem Geld ist.

Je weiter eine Option im Geld ist, desto geringer ist auch ihr Aufgeld, desto weniger Sinn macht diese aber auch, da dann der Hebel gegen 1 geht. Auch Hebelzertifikate verfügen über ein Aufgeld, das im Vergleich aber sehr gering ist.

Abschließend kann man festhalten, dass Optionsscheine zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Die Möglichkeit auf Veränderungen der Volatilität zu spekulieren ist ebenso attraktiv wie die Tatsache, dass ein Optionsschein während seiner gesamten Laufzeit nicht wertlos verfallen kann.

Arten von Optionsscheinen

Welche Optionsschein-Arten gibt es? Und wo liegen die Unterschiede? Der folgende Abschnitt stellt die beiden Typen "Call-Optionsschein" und "Put-Optionsschein" vor.

Call-Optionsschein

Der Besitzer eines Call-Optionsscheines hat das Recht, den zugrunde liegenden Basiswert zum Kurs des festgelegten Strike-Preises zu kaufen. Dieses Recht besitzt einen bestimmten Wert, der abhängig ist in erster Linie vom Kurs des zugrunde liegenden Basiswertes. Steigt der Basiswert an, dann wird auch das Recht, zu einem unverändert festgelegten Kurs zu Kaufen, wertvoller, und der Optionsschein legt theoretisch im Kurs zu. An einem einfachen Beispiel soll dies verdeutlicht werden. Angenommen ist ein Kaufoptionsschein mit einem Strikepreis bei 100 Euro. Der zugrunde liegende Basiswert notiert aktuell bei 120 Euro. Ist der Anleger im Besitz eines Optionsscheins, könnte er diesen ausüben und den Basiswert für 100 Euro kaufen, anschließend an der Börse wieder für 120 Euro verkaufen. Die sich daraus ergebende positive Spanne bildet den Wert des Optionsscheines. Es errechnet sich ein Wert von 120 Euro – 100 Euro = 20 Euro. Steigt der Basiswert jetzt auf 140 Euro, so würde auch der Wert des Optionsscheines steigen. Dieser beläuft sich dann auf 140 Euro – 100 Euro = 40 Euro. Der Zweck eines Call-Optionsscheines ist also das profitieren an steigenden Notierungen des Basiswertes. Diese einfache Berechnung allein genügt allerdings noch nicht, um den tatsächlichen Wert eines Optionsscheines während der Laufzeit zu ermitteln. Nur exakt zum Laufzeitende kommt es zu einer Preisbildung, die dieser vereinfachten Berechnung entspricht. Der soeben ermittelte Wert nennt sich auch Innerer Wert des Optionsscheines. Nun ist es problemlos möglich, dass der Basiswert unterhalb des Strike-Preises notiert. Steht dieser beispielsweise bei 80 Euro und der Strikepreis liegt wieder bei 100 Euro, so ist der innere Wert des Optionsscheines 0. Auch wenn der Basiswert exakt auf dem Niveau des Strike-Preises notiert, ergibt sich für den Optionsschein kein innerer Wert. Dennoch ist ein Optionsschein während der Laufzeit auch in diesem Fall nicht wertlos. Wie sich der so genannte Zeitwert zusammensetzt soll in den folgenden Abschnitten noch erläutert werden. Das Profil eines Call-Optionsscheines ist in der folgenden Abbildung dargestellt:

Put-Optionsschein

Ein Put-Optionsschein bildet das Gegenstück zum Call-Optionsschein. Hierbei geht es darum, an fallenden Notierungen des Basiswertes zu profitieren. Bei einem Put-Optionsschein hat der Besitzer das Recht, den zugrunde liegenden Basiswert zu einem bestimmten Preis, dem Strike, zu verkaufen. Angenommen werden soll beispielhaft für die Ermittlung des inneren Wertes des Put-Optionsscheines ein Strikepreis von 120 Euro. Der Basiswert wird an der Börse zu 100 Euro gehandelt. Somit kann der Besitzer des Optionsscheines diesen jetzt ausüben und die Basiswert für 120 verkaufen, gleichzeitig diesen aber an der Börse für 100 Euro aber kaufen. Es ergibt sich somit ein Gewinn von 120 Euro – 100 Euro = 20 Euro. Dieser entspricht dem inneren Wert des Put-Optionsscheines. Bei fallendem Kurs des Basiswertes nimmt der innere Wert des Put-Optionsscheines konstant zu. Notiert der Basiswert bei 80,00 Euro, würde sich der innere Wert des Put-Optionsscheines zu 140 Euro – 80 Euro = 40 Euro berechnen. Wieder handelt sich bei diesem Beispiel nur um den eigentlichen, den inneren Wert des Optionsscheines. Dieser entspricht nicht dem tatsächlichen Kurs, zu dem dieser an den Börsen gehandelt werden. Nur exakt zum Laufzeitende würde der Kurs des Optionsscheines auch tatsächlich dem inneren Wert entsprechen. Und dieser innere Wert kann auch 0 sein. Dies ist der Fall, wenn der Basiswert über dem Strikepreis notiert. Würde der Basiswert im vorgenannten Beispiel bei 140 Euro stehen, könnte dieser an der Börse direkt für 140 Euro verkauft werden. Bei Ausübung des Put-Optionsscheines mit einem Strike bei 120 Euro wäre hingegen nur ein Verkaufspreis von 120 Euro zu erzielen. Eine Ausübung ist zwar in diesem Fall möglich, macht aber kaum Sinn. Wenn der innere Wert des Optionsscheines 0 ist, trifft dies jedoch nicht ebenso auf den Preis des Optionsscheines zu. Dieser setzt sich zusammen aus dem inneren Wert und dem Zeitwert. Das Profil eines Call-Optionsscheines ist in der folgenden Abbildung dargestellt:

Im Gegensatz zu Optionen sind Optionsscheine jedoch keine Terminmarktinstrumente, die überhaupt erst durch die Übereinstimmung eines Angebots und einer Nachfrage zustande kommen, sondern werden von einem Emittenten in verbriefter Form ausgegeben und sind wie Aktien über eine Börse oder im außerbörslichen Direkthandel handelbar. Dadurch sind sie Privatanlegern einfacher zugänglich als Optionen, die nur über eine Terminbörse, wie zum Beispiel die EUREX, gehandelt werden können.

Wie auch viele andere Hebel- und Anlageprodukte sind Optionsscheine Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten und können deshalb einem Ausfallrisiko unterliegen. Im Gegensatz zu Optionen kommt es bei Optionsscheinen bei einer Ausübung oder am Laufzeitende in der Regel nicht zu einer Lieferung des Basiswertes sondern zu einem Barausgleich. Optionen haben eine bestimmte Kontraktgröße. Bei Optionsscheinen ist ein bestimmtes Bezugsverhältnis angegeben.

Betrachen wir nochmal die Grundformen: Calls und Puts

Ein Call gewährt das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Basiswert (zum Beispiel eine bestimmte Aktie) zu einem vorbestimmten Preis (Basispreis) zu kaufen – entweder zu einem beliebigen Zeitpunkt während (amerikanische Option) oder am letzten Tag der Laufzeit (europäische Option). Der Käufer eines Calls rechnet also mit steigenden Kursen des Basiswertes. Der Wert des Calls wird am Laufzeitende die positive Wertentwicklung des Basiswertes oberhalb des Basispreises im Verhältnis 1 :1 nachvollziehen. Während der Laufzeit setzt sich der Preis aus dem Zeitwert und einem eventuellen inneren Wert zusammen.

Der innere Wert berechnet sich als positive Differenz aus dem Kurs des Basiswertes abzüglich des Basispreises. Liegt der Kurs oberhalb des Basispreises, dann hat der Call einen inneren Wert. Man sagt der Call „ist im Geld". Der Erwerb des Basiswertes über den Call würde dann also einen Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Kauf bieten. Wer einen Call hält, muss den entsprechenden Basiswert aber später nicht tatsächlich kaufen wollen, sondern wird in den meisten Fällen einfach den Call zu einem höheren Preis verkaufen.

Der Zeitwert besteht aufgrund der Möglichkeit, dass der Call während der Laufzeit (noch weiter) „ins Geld“ läuft, der Kurs des Basiswertes also steigt und der Call in der Folge einen (noch höheren) inneren Wert aufbaut. Der Rückzahlungsbetrag eines jeden Calls am Laufzeitende kann nur aus dem innerem Wert bestehen, da der Zeitwert bei Verfall null Euro beträgt. Ohne inneren Wert würde der Call also wertlos verfallen. Während der Laufzeit hängt die Zeitwertkomponente von verschiedenen Preisfaktoren wie etwa der Restlaufzeit und der Volatilität ab.

Der Preis eines Calls am Geld oder aus dem Geld besteht also ausschließlich aus einer Zeitwertkomponente. Solch ein Call ist damit günstiger, aber auch riskanter als ein Call im Geld. Calls, die aus dem Geld liegen, haben einen Basispreis, der noch über dem aktuellen Kurs liegt.

Um die Sache etwas anschaulicher zu machen betrachten wir die Aktie der Daimler AG, die am Freitag (20. Oktober 2017) Quartalszahlen bekanntgegeben hat. Ihr Kurs lag wenige Minuten nach 12 Uhr bei 69,20 EUR.

Ein Call Optionsschein von HSBC Trinkaus mit einem Basispreis von 70 EUR, also leicht aus dem Geld mit einer Laufzeit bis zum 13. Dezember 2017 kostete zu dieser Zeit 0,15 EUR. Da das Bezugsverhältnis 0,1 beträgt, benötigt man für den Bezug einer Aktie 10 Optionsscheine. Wir würden also 1,50 EUR bezahlen für das Recht, die Daimler AG Aktie bis zum 13. Dezember für 70 EUR zu beziehen.

Wenn wir uns für einen Bezugspreis von 72 EUR, also weiter aus dem Geld, entscheiden, würde ein solcher Optionsschein 0,078 EUR kosten (insgesamt also 0,78 EUR für den Bezug einer Aktie). Dieser wäre also nur ungefähr halb so teuer wie der erstgenannte Optionsschein, setzt aber einen stärkeren Kursanstieg der Aktie voraus, um mit dem Optionsschein Geld verdienen zu können.

Betrachtet am Laufzeitende wäre hier ein Aktienkurs über 72,78 EUR (entsprechend 72 EUR Basispreis + Preis der 10 Optionsscheine) notwendig.

Für Anleger, die mit fallenden Kursen rechnen, können Puts interessant sein.

Ein Put gewährt das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Basiswert (zum Beispiel eine bestimmte Aktie) zu einem vorbestimmten Preis (Basispreis) zu verkaufen – entweder zu einem beliebigen Zeitpunkt während (amerikanische Option) oder am letzten Tag der Laufzeit (europäische Option). Der Wert des Puts wird am Laufzeitende die negative Wertentwicklung des Basiswerts unterhalb des Basispreises im Verhältnis 1 :1 nachvollziehen.

Lesen Sie dazu auch: So sichern Sie als Privatanleger Ihr Depot ab!

Auch beim Put setzt sich der Preis während der Laufzeit aus dem Zeitwert und einem eventuellen inneren Wert zusammen. Der innere Wert berechnet sich als positive Differenz aus Basispreis minus Kurs des Basiswertes. Liegt der Kurs unterhalb des Basispreises, dann hat der Put einen inneren Wert. Man sagt der Put „ist im Geld“. Nun bietet der Verkauf des Basiswertes über den Put also einen Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Verkauf. Wer einen Put hält, muss den entsprechenden Basiswert aber später nicht tatsächlich verkaufen wollen, sondern wird in den meisten Fällen einfach den Put zu einem höheren Preis verkaufen. Der Zeitwert besteht aufgrund der Möglichkeit, dass der Put während der Laufzeit (noch weiter) „ins Geld“ läuft, der Kurs des Basiswerts also fällt und der Put in der Folge einen (noch höheren) inneren Wert aufbaut. Der Rückzahlungsbetrag eines jeden Puts am Laufzeitende kann nur aus dem innerem Wert bestehen, da der Zeitwert bei Verfall null Euro beträgt. Ohne inneren Wert würde der Put also wertlos verfallen. Während der Laufzeit hängt die Zeitwertkomponente von verschiedenen Preisfaktoren wie etwa der Restlaufzeit und der Volatilität ab.

Der Preis eines Puts am Geld oder aus dem Geld besteht also ausschließlich aus einer Zeitwertkomponente. Solch ein Put ist damit günstiger, aber auch riskanter als ein Put im Geld. Puts, die aus dem Geld liegen, haben einen Basispreis, der noch unter dem aktuellen Kurs liegt.

Um die Sache anschaulicher zu machen, ziehen wir auch hier wieder die Aktie der Daimler AG (bei einem Kurs von 69,20 EUR) als Basiswert heran. Ein Put Optionsschein von HSBC Trinkaus mit einem Basispreis von 70 EUR, also leicht im Geld, mit einer Laufzeit bis zum 13. Dezember 2017 kostete zur Mittagszeit des 20. Oktober 2017 0,24 EUR. Da das Bezugsverhältnis 0,1 beträgt, benötigt man für den Verkauf einer Aktie 10 Optionsscheine. Wir würden also 2,40 EUR bezahlen für das Recht, die Daimler AG Aktie bis zum 13. Dezember für 70 EUR zu verkaufen.

Wenn wir uns für einen Basispreis von 68 EUR, also aus dem Geld, entscheiden, würde ein solcher Optionsschein 0,14 EUR kosten (insgesamt also 1,40 EUR für den Verkauf einer Aktie). Dieser wäre also günstiger als der erstgenannte Optionsschein, setzt aber einen stärkeren Kursverfall der Aktie voraus, damit mit dem Optionsschein Geld verdient werden kann. Betrachtet am Laufzeitende wäre hier ein Aktienkurs unter 66,60 EUR (entsprechend 68 EUR Basispreis - Preis der 10 Optionsscheine) notwendig.

Optionsscheine und Optionen können sowohl zur Absicherung als auch zu Spekulationszwecken eingesetzt werden. Beide Anwendungsfälle betrachten wir im nächsten Teil der Betragsreihe.