Meistern Sie den DAX (4) - Täglich ein kleiner Vorteil?
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Erwähnte Instrumente
In der vergangenen Woche erhielt ich eine Mail mit der Bitte, den Deutschen Aktienindex aus statistischer Sicht weiter näher zu beleuchten. Hintergrund dieser Bitte waren Stillhaltergeschäfte auf den DAX und das damit verbundene Interesse, besser abschätzen zu können, in welchen Bandbreiten sich der Index täglich bewegen kann. Da dies zur bereits laufenden Serie „Meistern Sie den DAX“ hier auf Godmode passt, komme ich dieser Bitte gerne nach. Heute dreht sich dabei alles um die grundlegende Frage, ob der DAX täglich eher Long oder eher Short gehandelt werden sollte?
Bullischer oder bärischer Tag?
Im ersten Schritt der analytischen Betrachtung machen wir es uns sehr einfach. Bekanntlich haben Aktien und mit diesen natürlich auch der Deutsche Aktienindex langfristig einen Vorteil auf der Käuferseite. Das heißt, der Index hat über Jahre hin größere Chancen zu steigen, denn zu fallen. Da liegt der Verdacht nahe, dass es eventuell mehr positive wie negative Tage geben sollte. Dieser Gedanke kann statistisch belegt werden, wenn der Vorteil auch kleiner ausfällt, als uns als Trader vielleicht lieb ist. So liegt die statistische Chance auf einen höheren morgigen Schlusskurs im DAX bei nur 53 zu 47 %.
Wie knapp dieser Vorteil ist, zeigt auch ein Blick auf die im DAX gelisteten Aktien. Hier liegt die Chance für einen morgigen höheren Schlusskurs bei 49,84 %. Dies wird von den MDAX-Aktien bestätigt. Auch hier liegt die Chance nur bei gerundeten 50 % und ist quasi Zufall.
Dass der Deutsche Aktienindex bzw. Aktien allgemein eine gute Chance haben, langfristig zu steigen, ist allgemein bekannt. Unseren ersten Erkenntnisse zeigen jedoch, dass diese positive Performance nicht unbedingt durch eine überwiegend große Häufigkeit positiver Handelstage erreicht wird. In einem ersten Fazit bleibt deshalb festzuhalten, dass sich daraus auch Intraday (täglich) kein Vorteil ziehen lässt.
Hilft ein Trendfilter?
Eine simple Idee, der Statistik auf die Sprünge zu helfen, ist der Einbau eines Trendfilters. Es klingt nur logisch, dass in Bullenmärkten positive Tage wahrscheinlicher sein sollten, als in Bärenmärkten. Um diese Idee zu prüfen, definieren wir einen Aufwärtstrend, wenn der Kurs über einem gleitenden Durchschnitt der Länge X liegt. Startbasis war ein einfacher gleitender 20iger Durchschnitt und das Ergebnis stimmt vor allem was die Performancekurve anbelangt, optimistisch. Diese (siehe Abbildung 1) sieht gegenüber der ohne Filter deutlich besser aus.
Chart wurde mit Tradesignal erstellt
Leider aber kann auch dieser Ansatz beim genaueren Hinsehen nicht überzeugen. Die Chance auf einen positiven Tag verbessert sich im DAX zwar leicht, liegt aber immer noch bei nur 54,24 %. Um darauf aufbauend einen Tradingansatz zu entwickeln, ein zu kleiner Vorsprung.
Wie immer, wenn mit Indikatoren & Co. gearbeitet wird, sind Optimierungen schnell erledigt. Im vorliegenden Fall ließe sich die Länge des gleitenden Durchschnitts variieren, wobei ein Parameterraum von 20 – 250 Tagen durchgespielt wird. Abbildung 2 zeigt die Verteilung der Gewinnwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der gewählten Periodenlänge an. Unschwer zu erkennen ist, das längere Durchschnitt die Chancen zwar ein wenig erhöhen, aber alles in allem auch bei Wahl anderer Perioden innerhalb des Trendfilters keine nennenswerten Vorteile erzielt werden können.
Chart wurde mit Tradesignal erstellt, Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Fazit
Trader sind immer auf der Suche nach einem Vorteil und was liegt näher, als bei einem Markt, der langfristig deutlich größere Chancen hat zu steigen als zu fallen, auch im Tagesvergleich von einer eher bullischen Tendenz auszugehen. Diese Annahme konnte jedoch nicht bestätigt werden. Es zeigen sich von einem Tag auf den anderen auf der Longseite keine nennenswerten Vorteile. Dies ändert sich auch dann nicht, wenn ein Trendfilter in Form eines gleitenden Durchschnitts genutzt wird. Vielmehr verharren die Wahrscheinlichkeiten um 50 %, was, so weh es auch tut, dies auszusprechen, einem Münzwurf gleichkommt. Die Suche nach einem Vorteil geht also weiter.
Viel Erfolg
Rene Berteit
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50:50 ??
Ich würde hier doch Bayes Theorem zu Hilfe nehmen: die Wahrscheinlichkeit jeden Tag etwas anpassen gegeben die Realisierungen der vorigen Tage. Ein Beispiel: der Dax fällt 5 Tage nacheinander, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Index auch am 6. Tag fehlt
Ich hätte noch ein interessanten Set-Up... DAX auf Wochenbasis. Indikator DSSBR (21.3.8). Bei steigendem und hohem DSSBR (>80) Long und nach 200 PKT oder Wochenschluss raus und bei sinkendem DSSBR und < 20 Short. SL=ATR 12
Danke für diesen Beitrag! Ich finde es oft sehr aufschlussreich zu erfahren, wie viele Köpfe jeden Tag tatsächlich rauchen, um einen signifikannten Vorteil aus den Analyseuniversum abzuleiten und es dann doch irgendwie nicht so richtig einfach schaffen.
Ich stelle fest, dass aktives Trading oft nur mit einem strikten Moneymanagementsystem beherrschbar ist und Trades mit guten CRV's sich lohnen. Wohingegen statisch organisierte Trades nur mit langen Haltedauern rentabel sein können, dann aber mit massiven Verlusten zu rechnen ist. Ebenso können auch Hedgestrategien gut sein - aber am Ende zählen immer drei Faktoren: Moneymanagement, gute Chancen-Risikoverhältnisse und Disziplin/Geduld.
Meinem Dad, der nicht Traden will, sondern investieren, dem riet dazu jeden Monat einen bestimmten Betrag in drei bis vier dividendenstarke Blueships zu investieren. Er sagt das lohnt sich sehr, aber nur wenn man viel Geld hat oder viel Zeit hat.
Rene vielen Dank
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