Finanzpsychologie (1) – Von ihrer Entstehung bis heute
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Die Finanzpsychologie ist ein relativ junges Teilgebiet der Psychologie. Sie erforscht, wie Menschen sich im Umgang mit Geld oder geldnahen Produkten verhalten und dies erleben. Im Mittelpunkt dieser Wissenschaft stehen vor allem die Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen, die mit Finanzprodukten zusammenhängen.
In der Finanzwirtschaft hat sich dabei das Forschungsgebiet der Behavorial Finance hervorgetan. Entstanden ist dieser Forschungsbereich Anfang der achtziger Jahre in den USA. Behavorial Finance verbindet traditionelle wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungsmethoden mit Fachwissen der Psychologie. Die Forschungsergebnisse der Behavioral Finance können Privatanlegern und Profis helfen, ihre tatsächlichen Beweggründe für Anlageentscheidungen am spekulativen Kapitalmarkt besser zu verstehen. Sie machen deutlich, nach welchen Denk- und Verhaltensmustern die Akteure zumeist agieren.
Behavioral Finance geht davon aus, dass Anleger vor allem auf Grund von unbewussten Verhaltensweisen unlogisch agieren. So lautet ein bekannter Lehrsatz: „Wer schlauer sein will als der Markt, hat schon verloren. Wem sein irrationales Verhalten bewusst ist, der hat eine Chance.“
Dass Börsengeschehnisse nicht ausschließlich durch rationales Verhalten entstehen, beschrieb der bedeutende Wirtschaftstheoretiker John Maynard Keynes schon 1936 in seinem Hauptwerk „The General Theory of Employment, Interest and Money" Die wahren Ursachen für irrationales Verhalten bei Risikogeschäften bewies jedoch 1979 die Forschungsarbeit „Prospect Theory".
Die beiden Wirtschaftswissenschaftler Daniel Kahneman und Arnos Tversky erkannten, dass Menschen Risiko normalerweise nicht mögen – es sei denn, dass sie gerade dabei sind, zu verlieren. Dann lieben sie Risiko. Diese „Prospect Theory" von Kahneman und Tversky, die die Grundlage der modernen Finanzwissenschaften darstellt, wurde 2002 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Weitere vertiefende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Verhaltensökonomie lieferten in den folgenden Jahren vor allem Richard Thaler, Hersh Shefrin, Robert Shiller, Terence Odean und Martin Weber.
Eine weitere maßgebliche Erkenntnis der Behavioral-Finance-Forschung liegt darin, dass spekulativ orientierte Trader sich bewusst oder unbewusst vor allem von ihren Emotionen leiten lassen. Das führt zwangsläufig zu (Fehl-)Entscheidungen. Typische Gefühle sind die Angst, Geld zu verlieren, wenn es schlecht läuft, und die Gier nach mehr Geld, wenn es gut läuft.
Der Mensch hat den Drang, mithilfe seines Wissens die Geschehnisse kontrollieren zu wollen. Am spekulativen Kapitalmarkt ist aber genau das nicht möglich, denn der Verlauf von Börsenkursen ist unkontrollierbar.
Das Einzige, was der Anleger kontrollieren kann, ist er selbst - vorausgesetzt, dass er aktiv daran arbeitet. Da der Trader aber auch hier eher den schnellen Weg bevorzugt, ist er oft nicht bereit, den langen Weg der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu bestreiten. Dieser benötigt in der Regel viel Zeit, manchmal Monate oder gar Jahre. Eindeutig ist jedoch, dass der wesentliche Grund für den Erfolg beim Börsenhandel auf der mentalen Seite zu finden ist.
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