Wissensartikel
11:19 Uhr, 12.05.2014

ETFs (Exchange Traded Funds)

Der Begriff „Exchange Traded Funds“ (ETFs) wird mit „an der Börse gehandelter Fonds“ übersetzt. Im Gegensatz zu „normalen“ Aktienfonds handelt es sich bei ETFs um eine Art von Fonds, die wie börsennotierte Aktien auf einfache und effiziente Weise während der gesamten Börsenöffnungszeit handelbar sind.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Investmentfonds werden Exchange Traded Funds (ETFs) an der Börse wie Aktien fortlaufend gehandelt, Geld- sowie Briefkurse werden entsprechend der Angebots- Nachfrage-Konstellation während der Handelszeit also kontinuierlich festgestellt.

Die Kurse herkömmlicher Investmentfonds werden hingegen nur einmal täglich gepreist. Nach jedem Handelsschluss kalkulieren die Fondshäuser auf Basis der Schlusskurse der Indexbestandteile den Net Asset Value. Bei diesen ursprünglichen Fonds sind Sie gezwungen, zu einem Ihnen unbekannten Kurs zu kaufen und zu verkaufen. Diesen Ausführungskurs erfahren Sie in der Regel erst am Folgetag. Dies ist einer der Gründe dafür, dass diese Investmentfonds nur begrenzte Trading-Opportunitäten bieten.

Aufgrund der korbartigen Zusammenstellung repräsentieren die ETFs beispielsweise Indizes, wie den Dow Jones Industrial, den DAX oder den EuroStoxx 50. Aber auch Sektoren wie den Philadelphia Semiconductor Index, den Europäischen Automobil- oder Konsumsektor oder Untersektoren wie den amerikanischen Index für Internet Infrastruktur. Doch damit nicht genug: Auch von der Börsenentwicklung ganzer Länder und Kontinente können Sie partizipieren.

Ein ETF fungiert sowohl als ein Investmentfonds, als auch eine individuelle Beteiligung mittels einer Aktie. Genauso wie ein Investmentfonds bestehen ETFs aus einer Zusammenstellung von 10 bis 50 verschiedenen Aktien und bieten eine einfache Möglichkeit zur Diversifikation für viele Marktteilnehmer, die beispielsweise nicht 20 und mehr verschiedene Aktien selbständig auswählen wollen. Gleichzeitig können ETFs – wie Aktien im allgemeinen auch - mit einem Marginkonto gehandelt werden und dies auch intraday.

Man unterscheidet zwei Arten dieser Anlageform: passiv gemanagte ETFs und aktiv gemanagte ETFs.

Die passiven ETFs werden als klassische Indexfonds bezeichnet. Sie sind in ihrer Anlageentscheidung objektiv und frei von Fehlentscheidungen, denn in diesem Fall übernimmt der Markt die Funktion des Fondsmanagers. Die aktiv gemanagten ETFs weisen zwar grundsätzlich die gleichen Vorteile wie die passiven ETFs auf, doch versuchen die Fondsmanager, zumindest mit einer gewissen individuellen Gestaltungsfreiheit bei der Aktienauswahl den Index zu übertreffen.

Kauf- und Verkaufskurse der ETFs beim Börsenhandel sind unterschiedlich. Denn um den fortlaufenden Handel zu ermöglichen, greifen die ETF-Anbieter auf Designated Sponsors zurück. Dies sind in der Regel Großbanken, die auf Basis des tatsächlichen Werts eines Fondsanteils (Nettoinventarwert) verbindliche Kauf- und Verkaufskurse stellen. Der Gewinn der Designated Sponsors liegt im so genannten Spread, also der Differenz zwischen dem aktuell besten Kauf- und Verkaufskurs. Die Höhe des Spreads wird durch Angebot und Nachfrage im Handel mit dem jeweiligen ETF bestimmt. Vor diesem Hintergrund ist der Spread beispielsweise beim DJ EURO STOXX 50 geringer als bei Branchenindizes.

Es gilt: Je geringer der Spread, desto niedriger sind die Kosten.

Mit Hilfe des ständig durch die Börse berechneten indikativen Nettoinventarwerts (iNAV) der ETFs können Sie selbst beobachten, wie weit der vom Designated Sponsor gestellte Kurs vom Nettoinventarwert abweicht. Hat ein ETF einen Spread von beispielsweise 0,1 Prozent, dann liegen der Kauf- und Verkaufskurs um je 0,05 Prozent über beziehungsweise unter dem Nettoinventarwert.

Die ETF-Anbieter legen vorab einen maximalen Spread fest, der im Handel aber deutlich geringer ist. Den maximalen und aktuellen Spread können Sie beispielsweise auf unserem ETF-Portal jederzeit einsehen. So haben Sie die Möglichkeit, die Preise verschiedener ETFs auf denselben Index zu vergleichen.

Bei der Anlage mit Exchange Traded Funds wird normalerweise im Verhältnis 1/10 oder 1/100 in einen bestimmten Index, etwa den DJ EURO STOXX 50, investiert. Der Kurspreis des ETFs, der den DJ EURO STOXX 50 abbilden soll, beträgt dann abzüglich der – äußerst geringen – Verwaltungsgebühren beinahe exakt 1/100 des Indexwerts in Euro. Wie auch bei Aktien können die Kauf- oder Verkaufsorders über die Haus- oder Direktbank unter Angabe von Wertpapierkennnummer (ISIN), Stückzahl und möglichen Limits abgegeben werden.

Um den zugrunde liegenden Index abzubilden, stellt der Designated Sponsor einen Aktienkorb zusammen, dessen Zusammensetzung dem Index 1:1 entspricht. Als Gegenleistung erhält er vom ETF-Anbieter, beispielsweise INDEXCHANGE oder Lyxor, ETF-Anteile im Wert des Aktienkorbs, die er im Markt verkaufen kann (Creation-Prozess). Umgekehrt kann der Designated Sponsor ETF-Anteile an die ETF-Anbieter zurückgeben und erhält hierfür als Gegenleistung Aktien (Redemption-Prozess). Der Vorteil dabei: Die über diesen Prozess dem ETF zu- beziehungsweise abfließenden Mittel müssen nicht vom ETF in Aktien investiert oder liquidiert werden, sondern werden bereits als Aktien ein- und ausgebucht. Damit lassen sich Transaktionskosten für den Fonds – und letztlich für den Anleger – vermeiden, was sich positiv auf die Performance auswirkt.

Die Parteien und Akteure des ETF-Handels

1. ETF-Primärmarkt

Die ETF-Investmentgesellschaft ist Emittent und damit verantwortlich für das Sondervermögen (ETF). Sie ist die Schnittstelle zwischen allen Beteiligten, bei ihr laufen alle Kanäle zusammen. Ihr obliegen der gesamte Prozess der Produktgestaltung sowie das Auflegungsprozedere. Die ETF-Investmentgesellschaft schließt dabei Verträge mit den Indexprovidern (Indexanbietern, zum Beispiel STOXX Ltd.), der Börse und den Market Makern/Designated Sponsors. Sie beantragt die Auflegung und Vertriebszulassung des ETF beim zuständigen Aufsichtsamt sowie die Börsenzulassung. Das eigentliche ETF-Management kann sie dabei allein übernehmen, sie kann aber auch mit einem externen Manager zusammenarbeiten. Letztlich gehen sämtliche Marketing- und Vertriebsaktivitäten von der Investmentgesellschaft aus.

Das ETF-Management versucht, den dem ETF zugrunde liegenden Index möglichst 1:1 abzubilden beziehungsweise eine gleich verlaufende Wertentwicklung zu erzielen. Dazu muss das Management die Informationen des Marktes und des Indexproviders ständig auswerten und zum Beispiel Aktiensplits, Fusionen oder Ausschüttungen entsprechend berücksichtigen. Gerade das Management eines Fonds, dessen zugrunde liegender Index mehrerer Zeitzonen erfasst oder der mit Hilfe eines optimierten Baskets gesteuert wird, bedarf eines Höchstmaßes an Know-how.

Market Maker (Designated Sponsors) veröffentlichen kontinuierlich verbindliche An- und Verkaufspreise der ETFs. Der maximale Spread zwischen Geld- und Briefkurs sowie das Volumen, für das diese Preise gestellt werden müssen (minimales Quotierungsvolumen), werden ihnen dabei von der ETF-Investmentgesellschaft vorgegeben. Um eine Monopolstellung zu vermeiden, sehen die Bedingungen bei der Deutschen Börse für den Handel passiv gemanagter ETFs vor, dass für jeden Fonds mindestens zwei Market Maker benannt werden müssen. Ein Geschäftsabschluss kommt für denjenigen Market Maker zustande, der den für den Investor besten Preis stellt. Die Market Maker stehen somit untereinander im Wettbewerb – dies sorgt für den Anleger für einen fairen Preis zu Marktkonditionen. Eine Schlüsselrolle kommt den Market Makern im so genannten Creation-/Redemption-Prozess zu. Er beinhaltet den Tausch von Aktienkörben gegen ETF-Anteile zwischen Market Maker und ETF-Investmentgesellschaft.

2. ETF-Sekundärmarkt

Die Investoren (Institutionelle und Privatanleger) kaufen oder verkaufen die ETF-Anteile, indem sie ihre Orders in der Regel über ihre Bank oder einen Broker an der Börse platzieren. Die gestellten Geld- und Briefkurse sind hier verbindlich und dem Investor somit bei Ordererteilung bekannt. Es ist jedoch auch möglich, Orders direkt über den Market Maker abzuwickeln. In diesem Fall werden die Kurse zwischen beiden Vertragspartnern verhandelt. Institutionelle Investoren haben zudem die Möglichkeit, ETF-Anteile direkt gegen Sacheinlagen in Form von Aktienkörben zu erhalten.

Banken und Broker – hierzu gehören auch die Market Maker beziehungsweise die Designated Sponsors – nehmen die Aufträge ihrer privaten und institutionellen Investoren entgegen und leiten sie direkt an die Börse weiter oder bedienen die Anleger aus ihren eigenen Handelsbeständen.

ETFs werden an den Börsen jeweils in speziellen Handelssegmenten gehandelt (zum Beispiel bei der Deutschen Börse AG im XTF-Segment). Der Börsenhandel erfolgt einerseits im fortlaufenden Handel (9.00 bis 17.30 Uhr, Orders werden hintereinander zum jeweils besten der von den Market Makern oder einem anderen Marktteilnehmer gestellten Kurs ausgeführt) und andererseits in zwischenzeitlichen Auktionen (Interessenten geben während einer bestimmten Zeitspanne ihre Gebote für Kauf und Verkauf ab, danach erfolgt die Preisfeststellung nach dem Meistausführungsprinzip).

Die Deutsche Börse AG bestimmt beispielsweise alle 15 Sekunden einen indikativen NAV (iNAV). Dieser repräsentiert den fairen Wert des Portfolios in Echtzeit, da jeweils alle Assets zu Marktpreisen aggregiert werden. Der indikative NAV dient zudem den Market Makern zur Kontrolle ihrer Geld- und Briefkurse, den institutionellen Anlegern zur Aufdeckung von Arbitrage-Möglichkeiten und den Privatanlegern zur Beurteilung der Fairness des Börsenpreises.

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