Wissensartikel
13:06 Uhr, 10.12.2013

Die Fehler der Anleger – und warum Charttechnik Abhilfe schaffen kann

Die menschliche Psyche spielt auch an der Börse eine große Rolle: Nicht wenige Privatanleger machen beim Anlegen immer wieder dieselben Fehler. Die Charttechnik unterstützt Anleger dabei, ihre persönliche Gefühlslage auszutricksen.

Beispiele für irrationales Verhalten gibt es zur Genüge. Fast jeder Anleger dürfte sich in einem der folgenden Punkte wiederfinden:

Gier: Die Hoffnung auf große Kursgewinne verleitet viele dazu, die Risiken zu unterschätzen. Dabei werden Renditen der Vergangenheit in die Zukunft fortgeschrieben und hochgerechnet. Diese Aussicht auf Gewinne überwiegt bei der Investitionsentscheidung. Die Risiken finden zu wenig Beachtung oder werden gar ganz ausgeblendet.

Trends: "The Trend is your friend". Diese Börsenweisheit bekommt man immer wieder zu hören. Dies gilt jedoch in erster Linie für Anleger, die bereits investiert sind. Man sollte deshalb darauf achten, nicht zu spät auf den Zug aufzuspringen. Die "Mode-Industrien", die in allen Börsenblättern zu finden sind, sind oft schon die Trends von gestern. Sie finden meist nur deshalb so viel Beachtung, weil sie bereits gut gelaufen sind. Dies gibt jedoch keine Garantie für die Zukunft. Zudem sind die Bewertungen in den meisten Fällen schon recht ambitioniert.

Selbstüberschätzung: Viele Anleger überschätzen ihr eigenes Können. Oft wird dieses Phänomen schon durch wenige Erfolgserlebnisse ausgelöst. Dabei wird allerdings nicht hinterfragt, ob die Kursgewinne vielleicht nur auf die allgemein freundliche Börsenentwicklung zurückzuführen sind und ob die Kaufentscheidung überhaupt aus eigener Überzeugung heraus stattgefunden hat oder aufgrund einer Empfehlung. Anleger neigen gerade nach mehreren erfolgreichen Aktiengeschäften dazu, Fehler zu begehen. Es wird vorschnell und unüberlegt gehandelt und man verliert den Blick für das richtige Timing.

Aussitzen: Anleger können oft keine Fehlentscheidungen eingestehen. "Die kommen wieder", heißt es dann oft. Die Risiken werden nicht mehr berücksichtigt. Dies führt unweigerlich zu den sogenannten Depotleichen, die sich teils zigfach in den Wertpapierdepots der Anleger finden lassen. Studien bestätigen dies. Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman fand heraus, dass der Mensch weniger riskieren will, wenn er sich auf der Gewinnerseite befindet. Hofft er dagegen, einen Verlust wettzumachen, geht er eher Risiken ein. Das ist jedoch genau die falsche Strategie. Denn damit trennen sich Anleger eher von Gewinner- als von Verliereraktien.

Falscher Einstiegszeitpunkt: Der Mensch ist ein Herdentier. Dies spiegelt sich kaum wo besser wider als an der Börse. So handeln viele nach dem Prinzip, "was alle gut finden, muss auch gut sein". Wenn jedoch bereits alle investiert sind, fehlen die Anschlusskäufe, die den Kurs noch weiter nach oben treiben können. Die zwangsläufige Folge ist ein Kursrückgang. Die Anleger lassen sich dabei zu sehr von ihren Gefühlen leiten. Die Angst, einen Kursanstieg und damit Gewinne zu verpassen, spielt hier eine große Rolle. Dieses Verhalten spiegelt sich auch in der Statistik des BVI Bundesverband Investment und Asset Management e. V. zum Mittelaufkommen der Publikumsfonds wider. Demnach flossen den Aktienfonds, der dem BVI angehörigen Investmentgesellschaften, im Jahr 2000 – also zum Zeitpunkt der Internetblase – 65,752 Milliarden Euro zu. Der zweithöchste Wert wurde im Jahr 1999 mit 31,591 Milliarden Euro erreicht. So hoch waren die gesamten Mittelzuflüsse seit 1950 nicht. Im Vergleich dazu lag das Netto-Mittelaufkommen in Aktienfonds im Jahr 2003, als der Dax den tiefsten Stand der Korrektur erreicht hat, lediglich bei 3,82 Milliarden Euro.

Fehler kosten Rendite

Die oben beschriebenen Fehler hinterlassen auch bei der Rendite deutliche Spuren. Die Amerikaner Terrance Odean und Brad Barber von der University of California haben in einer Studie herausgefunden, dass die Aktien, die Privatanleger kaufen, im Nachhinein schlechter abschneiden als jene, die sie verkaufen. Zwischen 1991 und 1996 haben sie das Anlageverhalten von 66.000 Haushalten untersucht. Dabei kamen diejenigen, die Aktien kauften und liegen ließen zu einer jährlichen Rendite von 18,5 Prozent. Die aktiven Händler erzielten hingegen nur einen Zugewinn von 11,4 Prozent. Zum gleichen Ergebnis kommt eine Untersuchung des Instituts für Quantitative

Finanzanalyse (IQF) in Kiel im Zeitraum 30.04.1998 bis 30.04.2003. Aktien wird ein langfristiges

Renditepotenzial von rund 10 Prozent zugesprochen. Nach Auswertung der Daten zeigte sich jedoch, dass sich Aktienfondsanleger mit erheblich weniger zufrieden geben müssen. Das IQF kam in der Studie zu dem Ergebnis, dass Anleger durch ihre ungeschickte Wahl ihrer Einzahlungszeitpunkte knapp 4 Prozent an Rendite verloren.

Das psychologisch bedingt, zum Teil irrationale Verhalten vieler Anleger, wird auch durch die beigefügte Grafik veranschaulicht. Demnach beeinflusst das Gefühl den Anleger so massiv, dass oft die falschen Entscheidungen getroffen werden.

Die-Fehler-der-Anleger-und-warum-Charttechnik-Abhilfe-schaffen-kann-Jochen-Stanzl-GodmodeTrader.de-1

Fehler vermeiden und Gefühle ausblenden

Die persönliche Gefühlslage auszutricksen ist nicht einfach. Es macht daher Sinn, sich an konkreten Indikatoren zu orientieren. Hier kommt die technische Analyse ins Spiel. Die Charttechnik gibt eindeutige Signale, wann sich ein Einstieg lohnen könnte und wann man noch abwarten sollte. Persönliche Stimmungen und Gefühle fließen damit nicht mehr aktiv in die Kaufentscheidung bzw. den Einstiegszeitpunkt ein. Stattdessen liefert die Charttechnik eindeutige Signale, die man bei seinen Investitionen berücksichtigen sollte.

Der nachstehende Chart zeigt die Entwicklung des Dax seit 1980. In dieser Abbildung ist erkennbar, dass man mit Hilfe der Charttechnik keine Rallye verpasst und vor langfristigen Abwärtstrends gewarnt wird.

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Beispiele für irrationales Verhalten gibt es zur Genüge. Fast jeder Anleger dürfte sich in einem der folgenden Punkte wiederfinden:

Gier: Die Hoffnung auf große Kursgewinne verleitet viele dazu, die Risiken zu unterschätzen. Dabei werden Renditen der Vergangenheit in die Zukunft fortgeschrieben und hochgerechnet. Diese Aussicht auf Gewinne überwiegt bei der Investitionsentscheidung. Die Risiken finden zu wenig Beachtung oder werden gar ganz ausgeblendet.

Trends: "The Trend is your friend". Diese Börsenweisheit bekommt man immer wieder zu hören. Dies gilt jedoch in erster Linie für Anleger, die bereits investiert sind. Man sollte deshalb darauf achten, nicht zu spät auf den Zug aufzuspringen. Die "Mode-Industrien", die in allen Börsenblättern zu finden sind, sind oft schon die Trends von gestern. Sie finden meist nur deshalb so viel Beachtung, weil sie bereits gut gelaufen sind. Dies gibt jedoch keine Garantie für die Zukunft. Zudem sind die Bewertungen in den meisten Fällen schon recht ambitioniert.

Selbstüberschätzung: Viele Anleger überschätzen ihr eigenes Können. Oft wird dieses Phänomen schon durch wenige Erfolgserlebnisse ausgelöst. Dabei wird allerdings nicht hinterfragt, ob die Kursgewinne vielleicht nur auf die allgemein freundliche Börsenentwicklung zurückzuführen sind und ob die Kaufentscheidung überhaupt aus eigener Überzeugung heraus stattgefunden hat oder aufgrund einer Empfehlung. Anleger neigen gerade nach mehreren erfolgreichen Aktiengeschäften dazu, Fehler zu begehen. Es wird vorschnell und unüberlegt gehandelt und man verliert den Blick für das richtige Timing.

Aussitzen: Anleger können oft keine Fehlentscheidungen eingestehen. "Die kommen wieder", heißt es dann oft. Die Risiken werden nicht mehr berücksichtigt. Dies führt unweigerlich zu den sogenannten Depotleichen, die sich teils zigfach in den Wertpapierdepots der Anleger finden lassen. Studien bestätigen dies. Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman fand heraus, dass der Mensch weniger riskieren will, wenn er sich auf der Gewinnerseite befindet. Hofft er dagegen, einen Verlust wettzumachen, geht er eher Risiken ein. Das ist jedoch genau die falsche Strategie. Denn damit trennen sich Anleger eher von Gewinner- als von Verliereraktien.

Falscher Einstiegszeitpunkt: Der Mensch ist ein Herdentier. Dies spiegelt sich kaum wo besser wider als an der Börse. So handeln viele nach dem Prinzip, "was alle gut finden, muss auch gut sein". Wenn jedoch bereits alle investiert sind, fehlen die Anschlusskäufe, die den Kurs noch weiter nach oben treiben können. Die zwangsläufige Folge ist ein Kursrückgang. Die Anleger lassen sich dabei zu sehr von ihren Gefühlen leiten. Die Angst, einen Kursanstieg und damit Gewinne zu verpassen, spielt hier eine große Rolle. Dieses Verhalten spiegelt sich auch in der Statistik des BVI Bundesverband Investment und Asset Management e. V. zum Mittelaufkommen der Publikumsfonds wider. Demnach flossen den Aktienfonds, der dem BVI angehörigen Investmentgesellschaften, im Jahr 2000 – also zum Zeitpunkt der Internetblase – 65,752 Milliarden Euro zu. Der zweithöchste Wert wurde im Jahr 1999 mit 31,591 Milliarden Euro erreicht. So hoch waren die gesamten Mittelzuflüsse seit 1950 nicht. Im Vergleich dazu lag das Netto-Mittelaufkommen in Aktienfonds im Jahr 2003, als der Dax den tiefsten Stand der Korrektur erreicht hat, lediglich bei 3,82 Milliarden Euro.

Fehler kosten Rendite

Die oben beschriebenen Fehler hinterlassen auch bei der Rendite deutliche Spuren. Die Amerikaner Terrance Odean und Brad Barber von der University of California haben in einer Studie herausgefunden, dass die Aktien, die Privatanleger kaufen, im Nachhinein schlechter abschneiden als jene, die sie verkaufen. Zwischen 1991 und 1996 haben sie das Anlageverhalten von 66.000 Haushalten untersucht. Dabei kamen diejenigen, die Aktien kauften und liegen ließen zu einer jährlichen Rendite von 18,5 Prozent. Die aktiven Händler erzielten hingegen nur einen Zugewinn von 11,4 Prozent. Zum gleichen Ergebnis kommt eine Untersuchung des Instituts für Quantitative

Finanzanalyse (IQF) in Kiel im Zeitraum 30.04.1998 bis 30.04.2003. Aktien wird ein langfristiges

Renditepotenzial von rund 10 Prozent zugesprochen. Nach Auswertung der Daten zeigte sich jedoch, dass sich Aktienfondsanleger mit erheblich weniger zufrieden geben müssen. Das IQF kam in der Studie zu dem Ergebnis, dass Anleger durch ihre ungeschickte Wahl ihrer Einzahlungszeitpunkte knapp 4 Prozent an Rendite verloren.

Das psychologisch bedingt, zum Teil irrationale Verhalten vieler Anleger, wird auch durch die beigefügte Grafik veranschaulicht. Demnach beeinflusst das Gefühl den Anleger so massiv, dass oft die falschen Entscheidungen getroffen werden.

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1 Kommentar

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  • Zeljko Jezdic
    Zeljko Jezdic

    Nur kurze Info: Der Text unterhalb dem Bild (DAS Kreuzungspunkt...) mit Gier, Trends... ist doppelt drin. Sollte man kurz löschen und dann auch mein Kommentar am besten. :-) LG

    10:31 Uhr, 06.11.2014

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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