Die Besonderheiten des Marginhandels bei CFDs
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Der Handel auf Margin ist eine Waffe mit unheimlicher Durchschlagskraft. Doch wie bei jedem anderen gefährlichen Utensil ist es besser, wenn es nicht in falsche Hände gerät. Doch mit passender Vorbereitung ist der „Hebel“, wie der englische Ausdruck Margin gewissermaßen eingedeutscht wurde, ein unverzichtbares Werkzeug.
Marginhandel ist eine effektive Nutzung des Kapitals, da Sie nur einen kleinen Teil des Wertes Ihrer Position bereitstellen, um den Handel durchzuführen. Dabei sind Sie im Markt zu 100 % investiert. Dies bedeutet, dass sich Ihre eventuelle Rendite, durch Ausnutzung des Hebeleffektes (Margintrading), vergrößert.
Margin Trading erlaubt es Ihnen, Ihr Kapital freizusetzen, indem nur ein geringer Teil des Handelswerts in Ihrem Konto plaziert wird. Gewinne und Verluste werden je nach Martktbewegung Ihrem Margin-Konto gutgeschrieben oder von ihm abgebucht. Margen betragen typischerweise 10 % oder weniger für CFD-Anteile und 1% bei Index-, Rohstoff- und Währungs-CFDs.
Die Initial Margin
Sie brauchen nicht den vollen zugrundeliegenden Wert einer CFD – Transaktion zu bezahlen. Jedoch müssen Sie vor einem Handel eine Sicherheit – einen ‘Anfangseinschuss – Initial Margin’ – hinterlegen. Die Sätze für Anfangseinschüsse variieren sich je nach Aktie und werden als ein Prozentsatz des Gesamtwertes eines Handels berechnet, normalerweise zwischen 1% und 10%. Sollte es sich um ein Produkt handeln, das ein 5%iges Margin erfordert, so können Sie Positionen mit einem Gesamtwert von 100.000 € handeln und dabei lediglich 5.000 € hinterlegen. Sie würden also einen zwanzigfachen Hebel auf Ihre bereitgestellten Sicherheiten erhalten. Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass Sie bei dem Handel mit kreditfinanzierten Wertpapieren einem viel größeren Risiko ausgesetzt sind, da der Verlust bedeutend höher sein kann als die Mittel die eingesetzt worden sind.
Die Kalkulation der Margin
Margin bedeutet, dass Sie nicht das gesamte Kapital für die vollständige Position einbringen müssen, sondern nur einen Bruchteil davon. Das heißt, dass bereits mit einem kleinem Geldeinsatz riesige Summe bewegt werden können – und das ganz ohne Einkommensprüfung oder Bürgen. Mit dem Marginhandel wird dem Trader ermöglicht weit größere Positionen einzugehen, als sein Depot diese eigentlich zulassen würde.
Ein Bespiel:
- Sie möchten 3.000 CFD-Aktien zu je 1,50 € kaufen
- Die CFD-Aktie hat eine Margin-Pflicht von 5%
- daruas folgt der Wert Ihrer Position mit 3.000 x 1,50 € = 4.500 €
- zum Kauf Ihrer Position brauchen Sie also eine Margin von 4.500 € x 5% = 225 €
Mit anderen Worten: Um die Position zu halten, müssen Sie als Anfangseinschuss 225 € hinterlegen.
Die Auswirkungen der Margin auf die Handelskosten
Das untenstehende Beispiel macht deutlich, wie das Trading eines CFD Ihre Handelskosten verglichen mit dem konventionellen Aktienhandel dramatisch reduzieren kann. Das Beispiel zeigt mit der Aktie XY mit einer Notierung von 15,00 / 15,02 €. Sie beabsichtigen 1.000 CFDs zu 15,02 € – in der Annahme, dass der Kurs steigen wird - zu kaufen. Der Kurs der Aktie XY steigt auf 15,30 €.
Ist der Marktpreis und der Preis des CFD identisch, können Sie beide jeweils zu 15,02 € kaufen. Wenn sie die Aktien kaufen, kosten sie pro Anteil 15,02 € multipliziert mit 1000, also insgesamt 15020,00 €. In Folge des Margincharakters einer CFD würden Sie lediglich 5% des Handelsvolumens zu deponieren haben: der Betrag von nur 751 € ist alles, was sie für den Kauf der 1000 Aktien-CFDs der Aktie XY aufbringen müssen.
Steigt der Wert des Basiswertes um 28 Cents. Multipliziert mit 1.000 Aktien ergibt sich eine Bruttorendite von 280 €. Da CFDs zu günstigen Gebühren zu handeln sind, fallen z.B. 0,05 % Transaktionsgebühren vom gehandelteten Betrag für die Ausführung pro Transaktion an. Für Kauf und Verkauf fallen somit Transaktionsgebühren von 15,16 € an. Bei einem konventionellen Broker/ Bank würden Sie in der Regel ein Vielfaches der Provision zahlen.
Der Handel mit CFDs ist mit einer Finanzierung verbunden. In dem obigen Beispiel wurde die Transaktion über Nacht prolongiert, was mit einer Gebühr von z.B. 4,58 € verbunden ist. Dies hätte nicht bezahlt werden müssen, wenn sich die Anteile in Ihrem Besitz befunden hätten. Transaktionsgebühren und Finanzierungskosten haben den Gewinn des Aktienhandels um 19,74 € auf 260,26 € reduziert, während beim Handel der Aktie und einer angenommenen Transaktionsgebühr von 0,25 % pro Kauf oder Verkauf Gebühren in Höhe von 75,80 € anfallen würden. Die anfängliche Margin von 751 € mit einer Rendite in Höhe von 260,26 € entspricht einem return on Investment von 34,65 %.
Doch nicht bei allen Instrumenten müssen Sie 5% Margin hinterlegen. Die Margin-Anforderungen sind von Basiswert zu Basiswert unterschiedlich. Alleine bei dem Segment der Aktien kommt es zu Abweichungen. Aktien aus Europa (inkl. UK) und USA können Sie mit einer Sicherheitsleistung von 5% handeln. Aktien aus Australien, Japan und Neu Seeland werden mit 10% Margin angeboten. Bei Indizes und Sektoren ist prinzipiell nur 1% Margin zu hinterlegen (einzige Ausnahme: S&P500 mit 5%). Das bedeutet, dass Sie mit € 1.000 Basisinvestment die Summe von € 100.000 im Markt bewegen. Es wird somit ein Hebel von 100 angesetzt! Bei diesen Größenordnungen sollte man seine eigene Positionsgröße entsprechend anpassen, um das Depotrisiko zu begrenzen. 1% Margin wird auch bei dem Handel mit Anleihen, Gold oder Silber veranschlagt. Bei allen anderen Rohstoffen, wie etwa Reis, Weizen oder Öl wird eine Hinterlegung in Höhe von 3% der gewünschten Position erforderlich.
Für sehr aktive Trader ist vor allem der Kostenvorteil von CFDs interessant. Im Gegensatz zu Zertifikaten fallen bei den meisten Index-CFDs – z.B. auf den DAX – keine Kauf- oder Verkaufsgebühren an. Diese können je nach Anzahl der Trades eine beachtliche Summe im Jahr ausmachen. Mittlerweile sind die Spreads durch den Wettbewerb zugunsten der Anleger geschrumpft. Bei vielen CFD-Anbietern liegt z. B. der Spread für den DAX bei unter 1 bis 2 Punkten.
Risiken: Totalverlust und Nachschusspflicht
Dieser Vorteil von CFDs kann sich aber auch sehr schnell zu einem Nachteil umwandeln. Viele Trader wissen nicht, dass die Margin nur einen Teil des investierten Kapitals darstellt. Nehmen wir an, ein Trader hat 7000 Euro auf seinem Konto. Der Trader kauft 20 CFDs im DAX, das bedeutet, er gewinnt und verliert 20 Euro pro 1 Punkt Veränderung. Dafür muss er bei einem DAX von 7000p. x 20 CFDs x 1% = 1400 Euro an Margin hinterlegen. Der Trader hat aber nicht 20% seines Geldes investiert, sondern bewegt am Markt 7000p. x 20 CFDs = 140.000 Euro
Das ist das Zwanzigfache seines Kapitals. Das kann dazu führen, dass Trader ihr Depot schnell überhebeln und damit ein sehr hohes Risiko eingehen. Unter Umständen kann innerhalb eines kurzen Zeitraumes – im schlimmsten Fall sogar innerhalb von Minuten – das gesamte investierte Kapital verloren gehen. Dieses Risikos sollte man sich auf jeden Fall bewusst sein, bevor man in CFDs investiert.
Es ist außerdem darauf zu achten, dass es bei einigen wenigen Brokern eine Nachschusspflicht geben kann. Eine vorhandene CFD-Position wird nicht automatisch geschlossen, sobald der Trader mehr als das investierte Kapital verlieren würde, sondern der Trader ist vertraglich verpflichtet, nachträglich Geld auf das Konto einzuzahlen, um den Verlust auszugleichen. Die Nachschusspflicht führt dann dazu, dass mehr Kapital verloren gehen kann als man zunächst investiert hat. Achten Sie daher unbedingt auf die Konditionen der Broker im Hinblick auf die Nachschusspflicht. Fragen Sie bei Ihrem Broker nach, wie bei einer Nachschusspflicht verfahren wird. Viele Broker stellen die Positionen automatisch glatt, wenn ein gewisser Betrag auf dem Konto unterschritten wird.
Finanzierungskosten bei "Overnight"-Positionen
Margin-Anforderungen beim Trading mit CFDs sind relativ gering: Grob gesprochen müssen Sie lediglich 1% für Indizes und Währungen, 5% bei Aktien und i.d.R. 3% auf Rohstoffe der gesamten Positionsgröße als Margin hinterlegen.
Was bedeutet das? Angenommen ein Index, den Sie handeln möchten, notiert heute auf 4500 Punkten. Sie entscheiden sich zum Kauf von 10 Index- Kontrakten. Ein CFD auf diesen Index kostet exakt ein Hundertstel (1%) von €4500. Die Formel lautet somit: 10 x 4500 x 1% = €450. Mit einem Investment von €450 bewegen Sie somit €45.000 an der Börse.
Eine Bewegung von €50 im Index auf 4550 Punkte bewirkt somit, dass das gehebelte Investment von €45.000 auf €45.500 ansteigt. Dies entspricht einer Performance auf Ihr Initialinvestment von mehr als 100% - vorausgesetzt die Position wurde in die „richtige“ Richtung eröffnet. Sonst hätten Sie bereits einen Margincall erhalten, da das Initialinvestment von €450 mit einer Gegenbewegung von €500 ausradiert worden ist.
Angenommen Sie können den Gewinn von €50 mit 10 CFDs mitnehmen. Der Index benötigte 5 Tage um diesen Kursgewinn zu erzielen. Jetzt kommen die Finanzierungskosten ins Spiel.
Was sind Finanzierungskosten?
Wenn Sie 1% für Ihre Position hinterlegen, so übernimmt Ihr CFD-Broker die restlichen 99%. Im obigen Beispiel werden die offenen €44.550 für die 10 CFDs natürlich nicht aus der Luft gezaubert, sondern vom Market-Maker ausgelegt. Sie nehmen sich deshalb einen kleinen Kredit auf. Dieser Kredit will natürlich auch finanziert werden. Sie bezahlen somit Zinsen, wie auch bei jedem anderem Kredit. Die Finanzierungskosten werden auf die gesamten 100% der Positionsgröße berechnet. Das bedeutet, dass Sie im obigen Beispiel Zinsen auf €45.000 zu bezahlen haben. Natürlich sind die Zinsen nicht auf das ganze Jahr zu bezahlen, sondern werden täglich abgerechnet. Angenommen der aktuelle Zinssatz liegt bei 6% p.a. so ergibt sich folgendes Szenario:
Die Formel lautet: (€45.000 x 6%) / 365 = €7,40. Wenn Sie diese Long-Position über Nacht halten, so werden Ihrem Konto rund €7,40 abgebucht.
Wie ermittelt man den Zinssatz?
Bei vielen CFD-Borkern wird in Europa der EONIA als Bezugswert für die Zinsberechnung herangezogen. EONIA (Euro OverNight Index Average) ist der Zinssatz, zu dem unbesicherte Ausleihungen in Euro von einem Tag auf den nächsten gewährt werden. Berechnet wird dieser von der Europäischen Zentralbank. Zum EONIA werden für die effektiven Finanzierungskosten 4% hinzugerechnet. Bei Rohstoffen und US-Aktien wird der US-Tageszinssatz angewendet– auch hier werden 4% addiert. Die EONIA und Tageszinssätze sind auf Internet-Finanzportalen oder Finanztageszeitungen zu entnehmen.
Bei short ist das Spiel anders rum
Finanzierungskosten tragen Sie nur, wenn Sie long im Markt positioniert sind. Bei Leerverkäufen, sprich wenn Sie short gehen, erhalten Sie die Zinsen. Dazu verwenden Sie auch den EONIA oder den US-Tageszinssatz und subtrahieren 4% um den effektiven Zins zu ermitteln. Das aktuelle Zinsniveau ist jedoch zu nieder, um mit short Positionen Geld zu verdienen.
Fazit
Bedenken Sie, dass Sie diese Finanzierungskosten nur zu tragen haben, wenn Sie die Position über Nacht halten. Wenn die Position intraday wieder geschlossen wird, so sind keine Zinsen an den Market-Maker zu entrichten. Es empfiehlt sich daher zu vergleichen, ob eine Positionsschließung mit einer erneuten Öffnung am nächsten Tag trotz Spread nicht billiger kommt.