Wissensartikel
12:02 Uhr, 10.05.2014

Aktienanleihen

Schon seit den frühen 1990er Jahren bieten Banken Aktienanleihen an. Die Papiere, die auch Reverse Convertibles genannt werden, bieten eine faszinierende Möglichkeit der modernen Geldanlage.

Das Prinzip ist leicht verständlich: Mit Aktienanleihen werden Ihnen hohe, oft zweistellige Jahreszinsen auf den so genannten Basiswert ausgezahlt – eine Aktie oder einen Index. Im Gegenzug dafür behält sich der Emittent das Recht vor, am Ende der Laufzeit über die Art der Rückzahlung zu entscheiden. Je nach Entwicklung des Basiswerts kann er wählen, ob er bei Fälligkeit den Nennbetrag oder eine vorher festgelegte Anzahl von Aktien liefern möchte. Genau genommen sind Aktienanleihen daher nur bedingt als "Anleihen" zu bezeichnen. Bei den Papieren handelt es sich viel mehr um eine Kombination zwischen einer hochverzinslichen Anleihe und einer Inhaberschuldverschreibung.

Der Reiz für den Anleger liegt vor allem im hohen, über dem Marktniveau liegenden Zinskupon. Vor allem bei stagnierenden Märkten dienen die hohen Zinsen auch als Risikopuffer, da sie mögliche Verluste ganz oder teilweise ausgleichen können. Somit stellen Aktienanleihen eine sinnvolle Alternative zur Direktanlage dar.

Aktienanleihen sind einfach und flexibel handelbar. Sie können börsentäglich ge- und verkauft werden. Die Papiere werden in der Regel zu einem Nennbetrag von 1.000 oder 5.000 Euro ausgegeben. Für den Kauf einer Anleihe ist der Kurswert relevant. Anleihen notieren in Prozent des Nennbetrages. 100,00 Prozent entsprechen genau dem Nennbetrag von 1.000 bzw. 5.000 Euro, 99,00 Prozent einem Betrag von 990 bzw. 4.950 Euro.

Der Reiz der Hochprozentigen

Aktienanleihen sind Wertpapiere, die von Banken herausgegeben werden. Sie werden zu einem bestimmten Nominalbetrag, also in einer festgelegten Stückelung angeboten. Jedes Papier bezieht sich auf einen so genannten Basiswert. Dabei handelt es sich in der Regel um Aktien, wie zum Beispiel die Daimler-Aktie oder die Siemens-Aktie. Auch Indizes können als Basiswert dienen. Entsprechend handelt es sich dann um eine Indexanleihe. Wie sich Aktien- bzw. Indexanleihen entwickeln, hängt wesentlich von der Entwicklung des Basiswerts ab.

Die Papiere sind mit einem Zinskupon ausgestattet und verfügen über eine begrenzte Laufzeit. Darin ähneln sie anderen Anleihen. Ein entscheidender Unterschied liegt aber in der Art der Rückzahlung. Denn bei Aktienanleihen erhalten Anleger bei Fälligkeit entweder das Nominal der Anleihe als Geldbetrag zurück oder eine bestimmte, vorab festgelegte Anzahl von Aktien. Liegt der Anleihe ein Index als Basiswert zugrunde, erfolgt die Rückzahlung entweder bar oder in Form von Indexzertifikaten.

Das Wahlrecht über die Art der Rückzahlung liegt bei der Bank. Am Ausübungstag, einige Tage vor Fälligkeit, entscheidet sie sich für die Form der Rückzahlung, die für sie am günstigsten ist. Schließt der Kurs des Basiswerts – beispielsweise der Aktie von Daimler – über dem bei Emission festgelegten Basispreis, erhält der Anleger den Nennbetrag der Aktie in Geld zurück. Liegt er darunter, nutzt die Bank ihre Option und liefert die vorab festgelegte Anzahl von Aktien. Da aber der aktuelle Kurswert dieser Aktien geringer ist als der Nennbetrag der Anleihe, verringert sich Ihre Rendite. Damit ist der Gewinn bei einer Aktienanleihe nach oben begrenzt.

Für Aktienanleihen gilt generell: Dadurch, dass dem Anleger maximal der Basispreis ausbezahlt wird, ist der Gewinn nach oben hin beschränkt. Dafür winkt dem Anleger eine überdurchschnittlich hohe Verzinsung: Abhängig von der Volatilität des zugrunde liegenden Werts und der Laufzeit der Anleihe reicht das Spektrum für den Kupon von fünf bis 30 Prozent.

Mit hohen Zinsen sicher ins Ziel

Was Aktienanleihen für Investoren so interessant macht, ist vor allem der hohe, über dem Marktniveau liegende Zinskupon. Denn aufgrund der hohen Verzinsung kann der Anleger selbst dann Profit erzielen, wenn der zugrunde liegende Aktienkurs sich nur seitwärts bewegt oder sogar leichte Verluste erleidet. Dies wird hier an einem Beispiel verdeutlicht:

Ein Anleger erwirbt für 1.000 Euro eine Aktienanleihe auf die XY-Aktie. Das Papier ist mit einer Laufzeit von einem Jahr ausgestattet und garantiert einen Zinskupon von 12 Prozent. Der Ausübungspreis beträgt 100 Euro. Der Emittent ist also berechtigt, am Ende der Laufzeit die Rückzahlung statt in bar durch die Lieferung von 10 XY-Aktien zu begleichen.

Den optimalen Erfolg erzielt die Aktienanleihe, wenn der Kurs der XY-Aktie sich seitwärts entwickelt. Dann erhält der Anleger am Ende der Laufzeit die 1.000 Euro zurück plus 120 Euro Verzinsung, während er bei der Direktanlage in die XY-Aktie keinen Gewinn erzielt hätte.

Selbst wenn der Kurs der XY-Aktie bei Fälligkeit leicht unterhalb des Ausübungspreises – beispielsweise bei 95 Euro – schließt, bleibt der Anleger in der Gewinnzone: Der Emittent wird seine Option ziehen und die Rückzahlung nicht in Geld, sondern mit der Lieferung von 10 XY-Aktien im Wert von 950 Euro vornehmen. Dazu erhält der Anleger aber auch noch die Verzinsung von 12 Prozent, also 114 Euro. So hat er am Ende insgesamt 1.064 Euro – ein Plus von 6,4 Prozent. Mit der Direktanlage in die XY-Aktie hätte er hingegen einen Verlust von 5 Prozent verzeichnet.

Erst bei sehr stark steigenden Kursen sind Aktienanleihen im Nachteil. Eine Direktanlage in die XY-Aktie ist erst dann vorteilhafter, wenn der Anstieg des XY-Aktienkurses die Verzinsung übertrifft. In dem vorliegenden Beispiel müsste der Kurs der XY-Aktie dazu um 12 Prozent auf 112 Euro klettern.

Verzinsung federt Verluste ab

Mit der Investition in Aktienanleihen kann der Anleger auch Verluste erleiden – nämlich dann, wenn der Kurs des Referenzwertes stark fällt und den Bonus der Verzinsung aufzehrt. Im zuvor genannten Beispiel müsste der Kurs der XY-Aktie dazu um mehr als 10,71 Prozent sinken und unter die Marke von 89,29 Euro rutschen.

Doch selbst in diesem Fall stünde der Anleger am Ende besser da als mit der Direktanlage in die XY-Aktie. Notiert die XY-Aktie bei Fälligkeit bei 85 Euro, hat der Anleger mit dem Direktinvestment 15 Prozent verloren. Hat er hingegen in die Aktienanleihe investiert, werden ihm 10 XY-Aktien im Gesamtwert von 850 Euro geliefert. Zusätzlich erhält er aber noch die Verzinsung. Im vorliegenden Fall sind das 102 Euro. Sein Verlust beträgt dann 48 Euro, also 4,8 Prozent. Das Anlagerisiko einer Aktienanleihe ist damit erheblich geringer.

Mit der Aktienanleihe erzielt der Anleger bei Kursrückgängen nahezu immer ein besseres Ergebnis als mit dem Direktinvestment. Denn selbst wenn die Rückzahlung in Form der Aktienlieferung erfolgt, hat er mit der Aktienanleihe zusätzlich immer die Verzinsung. Erst wenn bei einem Totalverlust die Verzinsung null beträgt, erleidet der Anleger genau so viel Verlust wie mit der Direktanlage.

Dennoch empfiehlt es sich, eine Anleihe auf eine Aktie auszuwählen, der Stabilität zugetraut wird. Idealerweise notiert der Kaufpreis einer Anleihe knapp unter oder um 100% des Nennbetrags. Erhält ein Anleger bei Fälligkeit die Rückzahlung in Aktien, ist es ratsam, die Aktien in das Depot aufzunehmen, um damit auf eine spätere Kurserholung zu setzen.

Aktienanleihen – Was zu beachten ist

  • Setzen Sie auf eine solide Aktie oder einen marktbreiten Index

Befassen Sie sich ein wenig mit dem Aktienmarkt, bevor Sie sich für den Kauf einer Aktienanleihe entscheiden. Wenn Sie eine Aktie nicht kennen oder den Titel als Wackelkandidaten einschätzen, sollten Sie auf den Kauf der Anleihe verzichten. Erwägen Sie den Erwerb einer Indexanleihe, sollten Sie sich am Anfang auf einen bekannten, marktbreiten Aktienindex konzentrieren.

  • Schätzen Sie ein, wie sich die Aktie oder der Index voraussichtlich entwickeln werden

Wichtig ist, dass der Titel Ihrer Wahl bei Fälligkeit über dem Ausübungspreis notiert. Dann wird Ihnen der Maximalbetrag ausbezahlt. Bei einem stark schwankenden Referenzwert drohen Kursverluste.

  • Achten Sie auf den Basispreis und den Anleihekurs

Notiert der ausgewählte Titel bei der Ausgabe über dem Ausübungspreis, schafft dies zusätzliche Sicherheit. Selbst wenn die Aktie oder der Index auf den Ausübungspreis fallen, wird die Anleihe vollständig zurückbezahlt. Beim Anleihekurs ist es am besten, wenn er knapp unter oder um 100 Prozent rangiert. Liegt er deutlich unter 100 Prozent, ist eine Rückzahlung in Aktien sehr wahrscheinlich. Ein Wert über 100 Prozent schmälert hingegen den Ertrag, denn bei Fälligkeit gibt es maximal 100 Prozent.

  • Entscheiden Sie sich beim Kauf von Aktienanleihen für einen Experten

Setzen Sie bei Aktienanleihen auf einen renommierten Emittenten. Der Emittent sollte einen Rund-um-Service anbieten. Dazu gehört, dass Sie die aktuellen Kurse und Daten jederzeit über Internet oder Videotext abrufen können.

  • Halten Sie den Kurs der Aktienanleihe im Blick

Die Kurse der Aktienanleihen werden von der Entwicklung ihres jeweiligen Referenzwerts stark beeinflusst. Sie ändern sich stetig – vom Kauf bis zum Ausübungstag. Beobachten Sie daher regelmäßig die aktuellen Kurse von Zertifikat und Aktie bzw. Index.

Wann Sie auf Aktien-Anleihen setzen sollten

Eine Investition in Aktienanleihen lohnt sich insbesondere dann, wenn die Aktienmärkte sich seitwärts oder leicht steigend bewegen. Dann bieten Sie eine gute Alternative zu klassischen Anleihen und reinen Aktienengagements. Sofern der Kurs des Referenzwerts nicht gravierend einbricht, kann der Anleger leicht eine Rendite von acht, zehn, oder 15 Prozent erreichen. Auch wenn der Referenzkurs eine Talfahrt macht, nimmt der Anleger mit der Aktienanleihe in einem geringeren Ausmaß an den Verlusten teil als der Direktanleger.

Zu kaufen gibt es Aktienanleihen in allen Banken oder Sparkassen. Sie können die Papiere auch über das Internet handeln. Wegen der hohen Renditemöglichkeiten eignen sich Aktienanleihen vor allem als Depot-Beimischung.

Trotz der besonderen Chancen ist – wie beim Handel mit Aktien – ein Verlust bis hin zum Totalverlust nicht ausgeschlossen: Nämlich dann, wenn die zugrunde liegende Aktie wirtschaftlich wertlos wird. Deshalb empfiehlt es sich, vor einem Kauf Beratung in finanzieller, rechtlicher und steuerlicher Hinsicht einholen.

Für Profis und Kenner: Spezielle Aktienanleihen

Mehrere Emittenten haben unterschiedliche Typen von Aktienanleihen entwickelt. Damit können Anleger auf bestimmte Marktsituationen setzen oder Risiken reduzieren. Das Bankhaus Sal. Oppenheim beispielsweise bietet neben herkömmlichen Aktienanleihen – dort entsprechend auch CLASSIC-Aktienanleihen genannt – eine Reihe von Sonderformen:

  • PROTECT-Aktienanleihen: Da die Rendite klassischer Aktienanleihen sinkt, wenn der Kurs des Basiswerts einbricht, sind PROTECT-Aktienanleihen mit einer zusätzlichen Schutzschwelle ausgestattet. Diese garantiert dem Anleger die Rückzahlung in Geld auch dann, wenn der zugrunde liegende Referenzkurs während der gesamten Laufzeit ein bestimmtes, vorab festgelegtes Niveau nicht berührt oder unterschreitet.
  • DOPPEL-Aktienanleihen: Mit diesen Papieren setzen Sie auf zwei Aktien gleichzeitig. Damit können Sie deutlich höhere Zinserträge erzielen als mit klassischen Aktienanleihen. Allerdings gehen Sie auch ein entsprechend höheres Risiko ein. Denn am Ende der Laufzeit entscheidet der Kurs beider Aktien: Liegen beide Werte über dem Basispreis, erfolgt die Rückzahlung vollständig in Geld. Notiert eine Aktie bei Fälligkeit unter dem Ausübungspreis, wird die entsprechende Aktie geliefert. Schließen beide unter ihrem jeweiligen Basispreis, liefert die Bank Ihnen die Aktie, die prozentual am tiefsten gefallen ist.
  • BREAK-Aktienanleihen: sind mit einem so genannten "BREAK-Preis" ausgestattet. Dieser liegt über dem Basispreis. Erreicht oder überschreitet der Kurs des Basiswerts jemals diese Schwelle, wird Ihre Einlage am Ende der Laufzeit auf jeden Fall komplett und bar zurückbezahlt – egal, ob der Kurs danach ins Bodenlose abstürzt oder nicht.
  • PROGARANT-Aktienanleihen: begrenzen das Verlustpotenzial Sie verfügen über einen so genannten PROGARANT-Preis, der unter dem Basispreis liegt. Unterschreitete der Referenzkurs bei Fälligkeit den PROGARANT-Preis, bekommen Sie auf jeden Fall einen vorab festgelegten Prozentsatz des Nominalbetrages zurück.

Da nicht alle Typen von Aktienanleihen zu jeder Zeit am Markt angeboten werden, sollten Sie sich vor einer Kaufentscheidung nähere Informationen zu den Produkten und dem aktuellen Angebot einholen.