3.12. Futures
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Während der Käufer eines Futures die Pflicht zum Bezug des Basiswerts hat, hat der Verkäufer umgekehrt die Pflicht, den Basiswert zu liefern. In der Regel werden Future-Kontrakte allerdings nicht durch die Lieferung des Basiswerts oder Rohstoffes, sondern durch einen finanziellen Ausgleich (Cash-Settlement) beglichen. Future-Kontrakte sind dabei stark standardisiert. Die Details des jeweiligen Vertrages (der als Kontrakt bezeichnet wird) und vor allem der Fälligkeitszeitpunkt können nicht frei festgelegt werden, sondern werden von der Terminbörse festgelegt.
Um Futures handeln zu können, benötigen Anleger ein sogenanntes Marginkonto. Dabei handelt es sich um ein besonderes Handelskonto, auf dem die Sicherheitsleistungen (die Margin) für die eingegangenen Terminkontrakte hinterlegt werden. Dabei muss der Anleger jedoch immer nur einen Bruchteil der tatsächlichen Anlagesumme als Margin hinterlegen. Dies ist auch die Ursache für den Hebeleffekt, der beim Futureshandel zum Tragen kommt. Wenn die hinterlegte Margin für die aktuell gehaltenen Positionen nicht mehr ausreicht, gitb es zwei Optionen: entweder werden die Positionen automatisch vom Futuresbroker, über den das Marginkonto läuft, geschlossen oder es kommt zum sogenannten Margin Call: in diesem Fall wird der Anleger aufgefordert, weiteres Geld auf das Amrginkonto zu überweisen, um das angelaufene Minus auszugleichen.
Rechtlich exakt umschrieben stellt ein Terminkontraktgeschäft, also ein sog. Futures-Kontrakt ("futures-contract", oder kurz: "Futures"; von engl. "future", »Zukunft«) eine gegenseitig bindende Vereinbarung zweier Vertragsparteien dar,
- einen qualitativ genau bestimmten Vertragsgegenstand, den sog. Basiswert ("underlying"), wie z.B. Waren, Devisen, Aktienindizes, Zinstitel oder sonstige Verfügungsrechte
- in einer ganz bestimmten Quantität (konstante Menge an Gütern bzw. Wert des Kontraktumfangs, "Kontraktvolumen")
- zu einem fixierten zukünftigen Zeitpunkt (dem "Termin")
- zu einem konkreten, bereits bei Vertragsabschluss festgelegten Preis (dem Futureskurs)
abzunehmen und zu bezahlen (Kauf des Futures = Long-Futures-Position) bzw. zu liefern (Verkauf des Futures = Short-Futures-Position)
Als Wertausgleich oder Barausgleich ("cash settlement") bezeichnet man einen künftigen Auszahlungsanspruch in Geld an die Gegenpartei eines Termingeschäfts, welcher die Abgeltung des Vorteils aus einer im Wert gestiegenen Position bezweckt, vorzunehmen. Futures zählen somit nicht zu den Wertpapieren, sondern sind normierte Verträge (Finanzkontrakte; allg.: Verfügungsrechte), die an spezialisierten Börsen, den Terminbörsen, notiert und ausgehandelt werden. Im Gegensatz zu den individuell ausgestalteten Termingeschäften (wie etwa Forwards und Forward Rate Agreements, FRAs) sind Terminkontraktgeschäfte (= Futures) also durch Standardverträge begründete, börslich gehandelte Verfügungsrechte über künftige Leistungen.
Lieferung auf Termin
Bei Abschluss von Futures-Kontrakten werden Leistung und Gegenleistung demnach nicht, wie bei einem Direktgeschäft üblich, Zug-um-Zug ausgetauscht, sondern im Vorhinein für einen späteren Zeitpunkt rechtswirksam vereinbart. Handelseinig über den Preis werden sich beide Parteien - von denen eine die Terminbörse wird - zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Die tatsächliche Vertragserfüllung durch Lieferung, Abnahme und Bezahlung des unterliegenden Handelsgegenstandes ("underlying") ist indes erst in der Zukunft ("zum Termin") vorgesehen. Zwischen Vertragsabschluss und Erfüllung von Futures-Geschäften fallen gemeinhin mehrere Tage, zumeist Wochen oder Monate. Diese über technisch bedingte Erfordernisse hinausreichende zeitliche Kluft ist kernbildend für alle Termingeschäfte.
Futures werden in der fachbezogenen Sprache als zweiseitig verpflichtende, börsennotierte "unbedingte Terminkontraktgeschäfte" bezeichnet; denn wer einen Futures-Kontrakt abschließt, ist von Rechts wegen an die dingliche Erfüllung des Vertrages gebunden, sofern später kein Gegengeschäft erfolgt. Dieser Aspekt hebt noch einmal deutlich die Erzwingbarkeit der wechselseitigen Vereinbarung hervor. Zu den "bedingten Termingeschäften" zählen demgegenüber sämtliche Optionsgeschäfte, wonach der Optionsinhaber auch das Recht hat, das Recht aus seiner Option mit Ablauf der Optionsfrist ungenutzt verstreichen zu lassen.
Aus Sicht eines Anlegers oder Traders wäre dagegen folgende Sprachregelung treffend:
Ein Futures repräsentiert eine vertraglich bindende und zeitlich genau befristete Spekulation auf die Entwicklung des Futureskurses, wobei aus künftigen Kursbewegungen erwirtschaftete Gewinne börsentäglich zu vergüten bzw. auflaufende Verluste börsentäglich zu begleichen sind. Je nach Futuresmarkt beinhalten nicht wenige Arten dieser Wetten ab einem ganz bestimmten Zeitpunkt gegen Ende der Wettfrist eine rechtlich durchsetzbare Verpflichtung zur Abnahme und Bezahlung (bei Kauf des Futures = Long-Futures-Position) bzw. zur Lieferung (bei Verkauf des Futures = Short-Futures-Position) eines qualitativ und quantitativ genau bestimmten marktgängigen Vertragsgegenstandes (wie etwa 5000 Scheffel Weizen, 1000 Fass Rohöl, nominal 100000 € von bestimmten Bundesanleihen etc.). Hinzuzufügen ist, dass der Wettende während der vorher festgelegten Laufzeit der Wette seine laufende Wette mit der Gutschrift bzw. Belastung einer letztmaligen ergebnisabhängigen finanziellen Ausgleichszahlung (durch eine Gegenwette) nahezu jederzeit wieder beenden kann.
Der Zweck der Terminbörsen
Terminbörsen ("derivatives exchange") sind hochorganisierte Handelsmärkte für standardisierte Rechte (Finanzkontrakte, Finanzderivate, Terminkontrakte und Optionen auf Waren und Finanzinstrumente). Zweck einer jeden Terminbörse ist die zeitliche und örtliche (jüngst vermehrt auch virtuelle) Konzentration des Handels mit standardisierten Rechten durch Bündelung von Angebot und Nachfrage, daneben die Steigerung der Marktliquidität als eine wichtige Vorbedingung für effizient arbeitende Märkte, sowie der Schutz vor Manipulationen. Fernerhin sorgt der auf internationaler Ebene ausgetragene Wettbewerb unter den einzelnen Derivatebörsen mit der damit verbundenen Publizität des Marktgeschehens für eine spürbare Senkung von Transaktionskosten wie auch für einen Abbau von Informationsasymmetrien, was im Ganzen eine nachhaltige Verbesserung der Markttransparenz zur Folge hat. Regelmäßig publizierte Marktpreise leisten insofern einen nützlichen Beitrag im Hinblick auf eine faire Bewertung von Finanzderivaten mit dem Ergebnis einer spürbaren Steigerung der Risikotransfer- und Informationseffizienz in den Terminmärkten, die sich bis in den realwirtschaftlichen Bereich einer Volkswirtschaft auswirkt. Nicht zuletzt steuert eine marktgerechte Bewertung von Finanzderivaten bei zu einer Lenkung von Risikokapital in eine wirtschaftlich nützliche Verwendung von Ressourcen (Allokationseffizienz).
Mit dem unlängst zu beobachtenden technischen Fortschritt hin zu immer höheren Informationsverarbeitungskapazitäten, neuen Einsichten der Finanzierungsforschung und Ideenreichtum in der Produkt(neu)gestaltung, haben sich auch die Terminbörsen in ihren wesentlichen Strukturmerkmalen verändert: Tatbestände, wie längere Handelszeiten, verbesserte Marktzugangsbedingungen und Vergrößerungen der Märkte durch innovative Produkte mögen als Beleg hierfür dienen. Begünstigt durch den Trend hin zur Schaffung und Vervollkommnung von vollelektronischen Börsen ("Computerbörsen") mit ihren integrierten Clearing- und Settlement-Systemen und den dadurch ermöglichten Kosteneinsparungen, einhergehend mit hohen Transaktionsgeschwindigkeiten bei Handel und Abwicklung, werden sämtliche der eingangs genannten Aufgaben und Ziele von Derivatebörsen tendenziell weiter unterstützt. Computerbörsen ermöglichen ihren Teilnehmern überdies als besonderen Vorteil den standardisierten und dezentralisierten Zugang zum Markt. Einer für Präsenzbörsen erforderlichen physischen Anwesenheit mit Rufhandel ("open outcry") auf einem Börsenparkett bedarf es hierbei nicht.
Der Erfolg von Geschäften mit Futures und anderen Derivaten an den internationalen Terminkontraktmärkten ("futures markets") ist eng mit dem Vertrauen in einen verlässlichen und ordnungsgemäßen Handel verknüpft. Zur Sicherstellung geregelter Handelsabläufe legt jede einzelne Terminbörse im Rahmen der für sie geltenden gesetzlichen Bestimmungen (Börsengesetz) ein einheitliches Regelwerk aus Richtlinien fest (Börsenordnung, "exchange rules"), wonach der Zugang zu gewähren und der Handel mit Finanzderivaten abzuwickeln ist.
Darüber hinaus verbürgt sich eine i.d.R. rechtlich selbständige Institution mit erstklassigem Standing: die Abrechnungsstelle der Terminbörse (Liquidationskasse, "clearing house"), unter strikter Beachtung von Börsengesetz und Börsenordnung für die Einhaltung von Verträgen, sodass die vorschriftsmäßige Abwicklung und Erfüllung von börslichen Termingeschäften zu keiner Zeit infrage steht. Risiken, die in der Person des Marktpartners begründet sind ("counterpart risk"), werden durch minuziös einzuhaltende Regeln und Usancen zum Terminhandel sowie durch immer weiter verfeinerte Kontrollsysteme gegen unredliche, rechtswidrige oder verborgene Handlungen weitestgehend ausgeschlossen ("monitoring"). Eine vorherige Bonitätsprüfung der Marktbeteiligten wird mithin entbehrlich, obwohl sich die eigentlichen Vertragsparteien in den wenigsten Fällen persönlich bekannt sein dürften ("Prinzip der Entpersonalisierung", d.h. der Identität der eigentlichen Gegenpartei kommt für die Eignung als Marktpartner von Börsentermingeschäften keine besondere Bedeutung mehr zu).
Terminbörsen handeln niemals auf eigene Rechnung und erzeugen auch niemals selbst Kurse für die von ihnen angebotenen und dort gehandelten Derivate. Stattdessen gehört es zu den fundamentalen Aufgaben einer jeden Börse, neben der räumlichen und technischen Ausstattung auch den rechtlich-administrativen Überbau bereitzustellen, der nach den Maßgaben aufsichtsrechtlicher Instanzen zur Wahrung eines vorschriftsmäßigen und geregelten Terminhandels erforderlich ist. Auf diesen institutionellen Rahmenbedingungen aufbauend kann sich der Marktprozess frei entfalten und der Preis von Futures und Optionen durch das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage der einzelnen Akteure fortlaufend neu bilden ("price dicovery", Preisbildungsfunktion; Bewertungsfunktion). Die Börsenregeln, deren Einhaltung die zuständigen Börsenaufsichtsbehörden verlangen, legen darüber hinaus fest, dass der Preisbildungsprozess und die Beachtung von Handelsusancen vom Aufsichtsgremium der Handelsüberwachungsstelle einer Börse kontinuierlich zu überwachen ist.
Jede Terminbörse bedarf einer staatlichen Zulassung und untersteht damit automatisch der Börsenaufsicht (Börsenzulassungsrecht). Aber auch der Kreis jener Börsenmitglieder, der zur unmittelbaren Teilnahme am Börsenverkehr berechtigt ist, unterliegt selbst einer strengen Reglementierung. Eine Teilnahme setzt den direkten Zugang zur Infrastruktur einer Terminbörse während der Börsenzeiten voraus, steht faktisch aber nur einer limitierten Zahl von Berechtigten offen. Nach den besonderen Geschäftsregeln der verschiedenen Börsen ist der Kreis der zur Zulassung zum Handel auf dem Börsenparkett bzw. jener zur Nutzung der elektronischen Handelsplattform von Computerbörsen Berechtigten begrenzt auf registrierte und lizenzierte Börsenmitglieder. Alle übrigen Interessentenkreise, die nicht über eine eigene Börsenzulassung verfügen, sind von der direkten Nutzung ausgeschlossen und somit auf die Dienste eines der Börse angeschlossenen Clearing-Mitglieds angewiesen<ref>An der Terminbörse Eurex beispielsweise sind alle jene Börsenteilnehmer, die über keine Clearing-Lizenz verfügen, aufgefordert, ihre Geschäfte über ein sog. General-Clearing-Mitglied abzuwickeln.</ref>. Finanzinstitute (also Banken, Broker und andere Finanzdienstleistungsinstitute), die als Clearing-Mitglieder die ihnen auferlegten strengen Zulassungsvoraussetzungen in jeder Hinsicht erfüllen und als eingetragene Mitglieder dieser Börse geführt werden, verfügen damit über das Privileg eines direkten Zugangs zur Terminbörse. Man spricht in diesem Zusammenhang gewöhnlich von einem "Sitz an der Börse", der nicht selten einen beachtlichen Vermögenswert verkörpert.
Das Haupttätigkeitsfeld eines angeschlossenen Futures-Brokers (allg. Kommissionshandelshaus, oftmals als "commission house", "wire house", "brokerage house" oder, speziell bei Futures-Brokern, auch als "futures commission merchant" FCM bezeichnet) besteht vor allem in der Erfassung und raschen, ordnungsgemäßen Ausführung von Kundenaufträgen (Orders). Die einzelnen Handelshäuser führen hierbei regelmäßig entgegengenommene Transaktionswünsche im eigenen Namen, aber für Rechnung des Kunden aus (= Kommissionsgeschäft). Fernerhin leisteten sie nützliche Dienste bei der Vorbereitung und eigentlichen Durchführung von Termingeschäften, wozu als ergänzende Dienstleistung auch die Bereitstellung von Kursdaten und Marktinformationen gehören kann. Zu den weiteren Aufgaben eines Kommissionshandelshauses gehören die Regelung des Zahlungs- und Dokumentenverkehrs, die vorausgehende Beratung, Unterstützung und Betreuung von Anlage suchenden Kunden durch qualifizierte Mitarbeiter, die prompte Benachrichtigung über wichtige Ereignisse, die Führung von Büchern sowie die regelmäßige Erstellung von Auftragsbestätigungen für den Kunden, aus denen sämtliche Einzelheiten aller durchgeführten Transaktionen eindeutig hervorgehen.
Die Bedeutung von Futures
Futures-Kontrakte zählen, da unverbrieft, weder zu den Wertpapieren noch dienen sie primär der Finanzierung. Vielmehr handelt es sich bei Futures vom Wesen her um durch Standardverträge begründete, zeitlich befristete Rechte über künftige Leistungen. Futures als börsennotierte Zukunftsgeschäfte auf der einen Seite und die ihnen jeweils zugeordneten Teilbereiche bestehender Spotmärkte auf der anderen Seite ergänzen einander in vortrefflicher Weise, indem sie zur Vervollständigung und Vervollkommnung der Finanzmärkte im Hinblick auf real anzutreffende Rendite/Risiko-Profile der einzelnen teilnehmenden Akteure beitragen. Der Nutzen der Marktbeteiligten steigt damit insgesamt.
Futures erlauben spezifische Informationen und Erwartungen über (zumeist kurzfristige) Kursentwicklungen in den Terminmärkten (Wissensvorsprünge, z.B. aufgrund einer Fundamentalanalyse) auf einfache und kostengünstige Weise in sinnvolle Markthandlungen zu umzusetzen. Erfolgreiche Spekulationen sind hierbei hauptsächlich auf das frühzeitige Erkennen und Ausnutzen von Chancen aufgrund vermuteter Fehleinschätzungen des Marktes über aktuelle Bewertungen zurückzuführen (Informationsineffizienzen). Verwirklichen sich anschließend die Erwartungen über die Zukunft und korrigiert der Markt diese vermeintlichen Fehleinschätzungen, resultieren daraus Spekulationsgewinne; für die Marktgegenseite indes entsprechend hohe Vermögensverluste. Dieser Marktprozess der bestätigten und enttäuschten Spekulationserwartungen mit den davon ausgehenden Signalen und Anpassungsentscheidungen anderer wiederholt sich als unumkehrbarer Prozess ständig. Der Erfolg einer spekulativen Positionierung in Futures hängt somit entscheidend von der Güte der Prognosefähigkeit über die künftige Marktentwicklung und deren Folgen ab.
Spekulativ ausgerichtete Teilnehmer in den Terminmärkten sind demnach offenbar weniger an einer Finanzierung oder Vermögensanlage im klassischen Sinne interessiert als vielmehr an einer kurzfristigen, durch das "Timing" bestimmten Positionierung zur Ausnutzung der wahrgenommenen Chancen in Erwartung einer anschließenden Korrektur von mutmaßlichen Fehlbewertungen durch den Markt, woraus ihnen dann die erhofften Spekulationsgewinne zuwachsen. Die von zahlreichen Spekulanten in den Terminmärkten ausgehenden enormen Beträge an Risikokapital bewirken fernerhin eine Konzentration finanzieller Mittel auf ausgewählte Terminkontrakte (einschl. Optionen) und leisten hierdurch einen entscheidenden Beitrag zu einer Erhöhung der Liquidität im Marktsegment der Zukunftsmärkte. Nicht selten übersteigt das konsolidierte Handelsvolumen in den Futuresmärkten jenes der Spot- bzw. Kassamärkte, auf die sie sich beziehen, um ein Vielfaches, womit Futures letztlich zur treibenden Kraft hinsichtlich der Preisentwicklung werden ("lead and lag"-Beziehung). Folglich ist eine an aktuelle Informationen ausgerichtete Bewertung und ggf. eine zweckentsprechende Umverteilung von isolierten Preisrisiken mithilfe handelbarer Finanzderivate in den Zukunftsmärkten oftmals leichter möglich als im jeweiligen Spotmarkt des Basisinstruments selbst.
Ein komfortabler und flexibler Börsenhandel mit Terminkontrakten ist jedoch schwerlich ohne Transaktionskosten sparende Standardisierung der Geschäfte vorstellbar. Der Vorteil eines liquiden und flexiblen Börsenhandels geht deshalb in den meisten Fällen unweigerlich einher mit einem Verzicht auf die an individuelle Bedürfnisse der Vertragspartner orientierten bilateralen Vereinbarungen, wie sie beispielsweise außerbörslich (OTC) ausgehandelte Swap- oder Forward-Geschäfte (kurz: "forwards") erlauben.
Obwohl die an den Börsen festgestelleten Futureskurse nicht zwingend und zu jedem Zeitpunkt ihren theoretischen Konkurrenzgleichgewichtspreisen zustreben werden, so geht die herrschende Meinung dahin, dass Terminpreise zumindest in den liquiden, effizient arbeitenden Märkten sich doch auf dem fairen, tatsächlichen Wert des zugrunde liegenden Marktgegenstandes ("underlying") in bestmöglicher Weise einpendeln; denn sämtliche Informationen über die aktuell bestehende bzw. zu erwartende fundamentale wirtschaftliche Angebots- und Nachfragesituation fließen als Ergebnis des Markthandelns sofort in die Kursbildung mit ein (Preisermittlungsfunktion, Signalfunktion und Bewertungseffizienz). Die hierbei zutage tretende Transparenz des Preisgeschehens erleichtert die faire Bewertung von Terminkontrakten und damit auch die Entscheidung, ob und wenn ja, in welchem Umfang Risiken getragen respektive abgegeben werden sollen.
Die zur Verfügung stehende Produktpalette an derivativen Finanzinstrumenten erweitert das Entscheidungsfeld der Marktakteure um zahlreiche bedarfsgerechte zusätzliche Anlagealternativen, die ohne die Existenz von Zukunftsmärkten kaum oder gar nicht realisierbar wären. Der besondere (einzelwirtschaftliche) Vorteil von Finanzderivaten besteht darin, dass sich derivative Instrumente exakt ausrichten lassen zum einen auf die jeweils vorherrschende Markterwartung und zum anderen auch auf die persönliche Einstellung gegenüber Unsicherheiten (Risikoneigung des Disponierenden).
Fazit: Die Existenz von Finanzderivaten ist zu einem großen Teil auf ihre Versicherungswirkung zurückzuführen, die hiermit oftmals billiger zu bewerkstelligen ist, als mit alternativen Instrumenten. Erst dadurch, dass ein zielgerichteter Einsatz derivativer Instrumente es dem Anwender gestattet gegebene Risiken zu steuern und zu überwälzen, gelingt eine sinnvolle Umverteilung knapper Ressourcen auch auf gesamtwirtschaftlicher Betrachtungsebene. Hervorzuheben ist hierbei insbesondere die Fähigkeit von Futures zur Bewältigung kurz- bzw. mittelfristiger Preisrisiken aus effektiven Waren- bzw. Finanzgeschäften (Kurssicherungsfunktion, Hedging), indem realwirtschaftlich gegebene Risiken gegen eine angemessene Renditeerwartung gebündelt auf die Gruppe der weniger risikoscheuen Spekulanten übertragen werden (Marktfähigkeit spezifischer Risiken). Demnach spiegelt sich in der Effizienz, mit der sich einzelne Risiken über Märkte bewerten und zu deren Bewältigung sich Kurssicherungsgeschäfte mit Hilfe von Futures und anderen derivativen Instrumenten durchführen lassen, ohne Zweifel die zentrale ökonomische Bedeutung des Terminmarkt für eine Volkswirtschaft insgesamt wider.
Anwendungsmöglichkeiten von Futures und anderen Finanzderivaten
Futures, "traded options" und andere Kernderivate haben in den vergangenen drei Dekaden an den internationalen Börsenplätzen bei einem rapiden Anstieg des Umsatzvolumens eine zunehmende Akzeptanz erfahren. Zurückzuführen ist die Dynamik dieses Entwicklungsprozesses von Derivaten vor allem auf den Wunsch zahlreicher weltweit operierender Institutionen und multinationaler Unternehmungen nach wirksamen Kurssicherungsinstrumenten infolge der merklich gestiegenen Preisvolatilitäten in und zwischen den verschiedenen Güter- und Finanzmärkten. Hinzu tritt seit jüngster Zeit die rasante Entwicklung im Bereich der Finanzinnovationen, einschließlich Zertifikate oder ähnliche derzeit modische Hebelprodukte, die nicht zuletzt in der Absicht geschaffen wurden, zusätzliches Gewinnpotenzials abzuschöpfen. Durch das verstärkte Engagement von sogenannten Hedge-Fonds und institutionellen Marktakteuren<ref>"Institutionelle Anleger" sind im Gegensatz zu Hedge-Fonds vorwiegend an der Erzielung eines langfristigen und stetigen Einkommens interessiert. Zu den institutionellen Anlegern gehören Geschäftsbanken, Lebensversicherungsgesellschaften, Pensionskassen, sog. "private-equity"- und Investmentfonds, einige multinationale Unternehmungen, Stiftungen sowie sonstige Kapitalsammelstellen.</ref> ist ein weiterer Zuwachs des Umsatzvolumens an den globalen Derivatemärkten in naher Zukunft heute schon absehbar.
Im Wahrnehmungsfeld der breiten Öffentlichkeit werden Börsentermingeschäfte oftmals pauschal als eindeutig zu riskant abgeurteilt. Jene Form von Börsengeschäften wird vielfach in einem Atemzuge genannt mit Spekulanten, die von bloßer Gewinnsucht beherrscht ihr Geld in moralisch anrüchiger Weise investieren und dabei nicht selten Preistreibereien Vorschub leisten, alles in der Hoffnung auf schnelle Kurssteigerungen. Eine solche ins allgemeine Bewusstsein gedrungene Auffassung stützt sich hauptsächlich darauf, dass die Verlusthöhe bei gewissen Arten von Termingeschäften (gemeint sind im Besonderen singuläre Short-Positionen in Futures und Short-Positionen in Optionen als (singuläre) "Outrightgeschäfte"), nach einer Fehleinschätzung der künftigen Kursentwicklung theoretisch bis ins Unermessliche reichen kann. Hierzu entsprechende Berichte über immense Verluste in den Terminmärkten gibt es in der Wirtschaftspresse zur Genüge. Offensichtlich stellen aber nicht die einzelnen Finanzderivate an sich das Risiko dar, vielmehr werden erst mangelndes Fachwissen, unzureichende Sicherungsvorkehrungen gegen technisches oder menschliches Versagen und der unsachgemäße, meist durch Spielfreude gelenkte Umgang mit ihnen zur Gefahr. Sachkundige Anwender sind sich dieser Tatsache bewusst und in der Folge darauf bedacht, potentielle Verlustrisiken durch den Einsatz von ausgeklügelten Techniken bereits im Vorfeld zu begrenzen.
Versierten Marktteilnehmern erschließt sich über den Einsatz von Finanzderivaten eine ihrer jeweils individuellen Markteinschätzung und Risikoneigung gerecht werdende Positionierung in den Güter- und Finanzmärkten, die ohne die Existenz solcher Instrumente nicht denkbar oder nur sehr schwer zu realisieren wäre. Der Vorteil von Finanzderivaten besteht allgemein darin, dass sich ein gewünschtes Risikoprofil verwirklichen lässt, ohne hierbei dem Erfordernis ausgesetzt zu sein, die sonst fälligen, nicht unerheblichen Summen für den Erwerb und die physische Bestandhaltung der einzelnen unterliegenden Vermögenswerte zu finanzieren. Planvoll eingesetzt, lässt sich mit Hilfe von Futures und Optionen im Zusammenspiel mit anderen Formen der Geldanlage (d.h. im Rahmen der Ausrichtung eines Gesamtportefeuilles) mit vergleichsweise geringem Mitteleinsatz somit nahezu jede beliebige Risiko-Rendite-Kombination verwirklichen.
Folgende Anwendungsfälle mögen noch einmal exemplarisch die Einsatzmöglichkeiten von Finanzderivaten illustrieren: So lassen sich durch ausgewählte (und durch die moderne Finanzierungsforschung noch stetig verfeinerte) Methoden der Risikosteuerung Index-Terminkontrakte einem bestehenden Aktien-Portfolio beisteuern, um auf diese Weise kostengünstig an erwarteten Kurssteigerungen im Aktienmarkt überproportional zu partizipieren. Daneben vervollständigen Futures, Optionen und andere Derivate bestehende Finanzmärkte mit Blick auf die Versicherbarkeit von Risiken: Bequem lassen sich hiermit Versicherungen nachbilden, leistungswirtschaftliche Risiken von finanzwirtschaftlichen Risiken trennen oder systematische Risikenaus Wertpapierportfolios mithilfe von Futures reduzieren bzw. im Extremfall sogar gänzlich ausschalten. Fernerhin werden Derivate namentlich von institutionellen Investoren (s.o.) häufig zum Zwecke einer Index-Arbitrage, unlängst aber auch zur Schaffung neuartiger (sog. strukturierter) Produkte ("synthetic securities") sowie zur Kosten sparenden Duplizierung bereits vorzufindender Kapitalanlageformen eingesetzt. Auch zur Verstetigung von Renditen, und zwar weitgehend unabhängig von der allgemeinen Marktentwicklung, hat sich der Einsatz von derivaten Instrumenten bewährt. Kurzum: Aufgrund ihrer breit gefächerten Nutzungsmöglichkeiten zählen Finanzderivate, wie Futures, Optionen und Swaps, heutzutage fraglos zu den unabdingbaren Bestandteilen eines soliden, modernen und flexiblen Portfolio- und Risikomanagements.