Zyklischer Hochpunkt ist noch nicht erreicht
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Externe Quellle: Unicredit
Der Rückenwind durch steigende Geschäftserwartungen und positive Gewinnrevisionen hält an. Die globalen Frühindikatoren zeigen weiterhin klar nach oben und unterstützen somit eine Fortsetzung des Aufwärtstrends am Aktienmarkt. Die Erwartungskomponente des ifo Geschäftsklimas ist im Januar das 13. Mal in Folge gestiegen und das auf hohem Niveau verharrende Wachstum der Geldmenge M1 (Dezember 2009: 12,3% ggü. Vj.) weist noch nicht auf einen unmittelbar bevorstehenden oberen Wendepunkt hin. Vor diesem Hintergrund sind die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte weiter als intakt einzuschätzen. Auch die Impulse von Seiten steigender Schätzungen für die Unternehmensgewinne stellen eine markante Unterstützung für den Aktienmarkt dar. In den letzten 3 Monaten sind die 2010er Konsens-Gewinnschätzungen für den STOXX 600 um 3,4% angehoben worden (2011: 3,2%). Die 12M FWD Konsensgewinnschätzungen sind im gleichen Zeitraum um 8,9% gestiegen und befinden sich nun um 16% über ihrem zyklischen Tiefpunkt. Solange die 2010er und 2011er Schätzungen stabil bzw. leicht nach oben tendieren, werden weiter steigende 12M FWD Gewinnschätzungen einen deutlichen Rückenwind für den europäischen Aktienmarkt darstellen (aktuelles STOXX KGV 12M FWD: 12,2; 2011E: 10,2). In den USA zeichnet sich ebenfalls eine Fortsetzung der positiven Gewinnrevisionen ab. Nachdem inzwischen gut die Hälfte der S&P 500 Unternehmen berichtet haben, konnten 76,3% die Erwartungen übertreffen während nur 14,0% sie verfehlt haben. Dieses Ergebnis liegt sehr nahe an dem in der Berichtssaison für Q3/09 erzielten Rekord in der Beat Ratio von 79,5 zu 13,1.
Von der sehr günstigen relativen Bewertung geht eine markante Unterstützung für europäische Aktien aus. Die Bewertung europäischer Aktien ist nicht nur absolut als attraktiv einzuschätzen, sondern auch relativ zu Fixed Income Investments. So liegt die Dividendenrendite des Euro STOXX 50 aktuell erstmals seit Juli 2009 wieder über der Rendite 30-jähriger Bundesanleihen. Dazu haben insbesondere auch die weiter steigenden Preise der dabei zugrunde gelegten Dividendenfutures beigetragen. Dieser Trend dürfte sich noch weiter fortsetzen, da für 2011ff weiterhin kaum Steigerungen in den Dividenden eingepreist sind, was im starken Gegensatz zu der deutlichen Erholung in den Gewinnschätzungen steht.
Für den Aktienmarkt ist auf Sicht der nächsten Wochen entscheidend, dass die Spillover-Effekte der Sovereign- Risiken auf den Corporate Credit Markt begrenzt bleiben. Die in den letzten 4 Monaten zu beobachtende Handelsspanne des Euro STOXX 50 liegt in etwa auf dem Durchschnitt der in den Jahren 2004 bis 2007 markierten Range. Unterstützt durch eine günstige Aktienmarkt-Bewertung sowie die bislang moderat gebliebene Reaktion der Corporate CDS blieb der Kursrückgang der Aktienmärkte bislang verhalten. Demgegenüber handeln die impliziten Volatilitäten aktuell in der Nähe der in den Jahren 2004 bis 2007 markierten Peaks. Die Anleger gehen folglich für die nächsten Monate bereits von einem uneinheitlicheren Aktienmarktumfeld aus. Ähnlich wie 2004 könnte sich diese Sichtweise jedoch als zu pessimistisch herausstellen, als sich ein ähnliches Bild präsentierte. Eine mögliches Szenario für 2010 könnte daher sein, dass trotz hoher Mikro-Volatilität aufgrund von Nervosität, die effektiven Handelsspannen vergleichsweise niedrig ausfallen. Dies müsste jedoch auf der Makro-Seite mit einem sehr geringen Surprise-Momentum korrespondieren (keine großen Wachstumsschwankungen, geordneter Exit der Geld und Fiskalpolitik, begrenzt bleibende Echo-Effekte der Kreditkrise).
Fazit: Trotz der aufgekommenen Risiken überwiegen derzeit weiterhin die Faktoren, die für eine Fortsetzung der mittelfristigen Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten sprechen. Wir sehen den zyklischen Hochpunkt in den Aktienindizes noch nicht als erreicht an und erwarten, dass dies in H1/2010 erfolgen wird. Die dabei von uns als erreichbar genannten Niveaus (STOXX: 275 Punkte, Euro STOXX 50: 3250 Punkte, DAX: 6500 Punkte, S&P 500: 1210 Punkte) sehen wir nach wie vor als realistisch an. Die weitere Entwicklung der Spannungen in der EWU sollte sorgfältig beobachtet werden.
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