Kommentar
11:12 Uhr, 14.01.2011

„Zweifach-Memory“ jetzt auch bei Edelmetallen

Erwähnte Instrumente

  • Duo Memory Express Zertifika
    Aktueller Kursstand:  

Es ist immer dasselbe an der Börse, der Anleger scheint einfach nicht aus seinen Fehlern zu lernen. Steigen die Kurse wie in den vergangenen Monaten stark an, denkt er angetrieben durch die Prognosen der sogenannten Experten von immer neuen Höchstständen, es wird immer so weitergehen und er wird dadurch selbst immer risikofreudiger und gieriger. Wenn schließlich das „Kind in den Brunnen" sprich die Kurse tief in den Keller gefallen sind, will er nur noch eins, schnell wieder raus aus den riskanten Papieren und rein in den sicheren Hafen, obwohl sich gerade dann die besten Anlagechancen ergeben würden.

Spiegelbildlich lässt sich dieses Verhalten ausgehend von der Volatilität als Risikomaß besonders eindrucksvoll immer wieder am Zertifikatemarkt beobachten, wenn in Zeiten stark zurückgekommener Schwankungen wie zuletzt oder auch noch vor der Finanzkrise die Rendite-Chancen immer weiter zusammenschrumpfen. Um sich bei vielen Strukturen in solchen Phasen die gewohnt hohen Gewinn-Möglichkeiten zu sichern, wird vom Anleger deshalb bei den Produktausstattungen einfach einen oder sogar gleich mehrere Gänge rauf geschaltet, indem beispielsweise durch die Wahl eines geringeren Puffers die Rendite-Chance, damit aber leider auch das Risiko entsprechend erhöht wird. Emittenten, die ihren Kunden stets möglichst attraktive Papiere anbieten möchten, verfahren ähnlich prozyklisch und stricken dabei Produkte, auf die sie im Nachhinein vielleicht lieber verzichtet hätten. Ein besonders gutes Beispiel sind die hier immer wieder erwähnten Papiere mit zugrundeliegender Rainbow-Struktur, die sich gleichzeitig auf mehrere Underlyings beziehen, wobei die Wertentwicklung des schlechtesten Basiswertes nach dem „Worst-of"-Prinzip das Schicksal des jeweiligen Zertifikats bestimmt. Noch vor zwei Jahren u.a. im Hinblick auf die letztmöglichen steuerfreien Renditen vor der Steuerreform in riesiger Zahl emittiert, führte diese Auflagepraxis in ein Fiasko – man denke da nur an Produkte auf mehrere Solarwerte o.ä. - da der mit der Insolvenz von Lehman verbundene Kurssturz in der nur noch kurzen Zeit bis Mitte 2009 nicht mehr wieder wett gemacht werden konnte. Wer damals in entsprechende Express-Zertifikate investiert hatte, sitzt womöglich noch heute auf Papieren, die den größten Teil ihres Nennwertes noch immer nicht wieder einspielen konnten.

Das Bedauerliche daran ist, dass dieses traurige Kapitel in der bisherigen Zertifikate-Geschichte, zu dem auch die hohe damalige Ausfallquote bei Bonus-Produkten gezählt werden kann, aktuell weiter fortgeschrieben wird, zu sehen beispielsweise an den wieder mehr und mehr emittierten Multi-Aktienanleihen diverser Anbieter. Die Société Générale hat sogar ihr bislang sehr bewährtes eher defensiv ausgestaltetes Memory-Express-Konzept vor ein paar Monaten um Multistrukturen erweitert, um nach eigener Aussage „Produkte mit höheren Kupons, niedrigeren Memory-Schwellen und kürzeren Laufzeiten anbieten zu können". Dies ist aber nur die halbe Wahrheit, denn auf das damit verbundene erhöhte Risiko wurde in diesem Zusammenhang nicht hingewiesen. Im Einzelnen wurde nach diversen „Duo-Memories" auf jeweils zwei Werte zuletzt auch ein gleich auf drei DAX-Werte bezogenes Trio-Memory-Produkt auf den Anleger losgelassen.

Auch der Rohstoffmarkt blieb von dieser „Multiplizierung des Risikos" nicht verschont. So legten die Franzosen kurz vor Heiligabend Anlegern ein Duo-Memory-Express-Papier auf Gold und Silber unter den Weihnachtsbaum. Das maximal bis Dezember 2013 laufende Papier funktioniert im Prinzip wie herkömmliche „Memories" mit der einzigen Ausnahme, dass beide Basiswerte an den jährlichen Stichtagen einzeln für sich betrachtet werden. Somit erfolgt auch hier bereits dann die Zahlung des 8-prozentigen Kupons, wenn keines der beiden Edelmetalle am Bewertungstermin unter der bei 70 Prozent des jeweiligen Emissionsniveaus fixierten Barriere notiert. Sollten beide „Schätzchen" dabei sogar ihre Startlevels behaupten können, kommt es zur vorzeitigen Tilgung. Scheitern sie dagegen bereits an der Barriere, ermöglicht der „Memory"-Mechanismus eine vollständige Nachholung ausgefallener Kupons in einer späteren Periode. Sollte es also z.B. in den nächsten beiden Jahren zu einer massiven Korrektur bei Edelmetallen kommen, die sowohl bei Gold und Silber unter die 70-Prozentmarke (961,45 bzw. 20,43 US-Dollar) führt, würde es für die bezogen auf den Nennwert von 100 Euro maximal erzielbare Ausbeute von 24 Euro bereits genügen, wenn die beiden Basiswerte bei Endfälligkeit zumindest wieder die Barriere verteidigen könnten. Ansonsten bekäme der Investor wie üblich die tatsächliche Wertentwicklung des schlechteren Edelmetalls seit Emission ausgezahlt, wobei der Wechselkurs zum US-Dollar hier keine Rolle spielt.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Das neue Memory-Produkt kann als Alternative zu bislang vor allem auf Aktien bezogenen Papieren gesehen werden und eignet sich speziell für Anleger, die bei beiden Edelmetallen nicht mit Korrekturen von mehr als 30 Prozent in den nächsten drei Jahren rechnen. Die durchaus vorhandene positive Korrelation zwischen Gold und Silber dürfte ebenso wie das Stichtags-Prinzip und der Rückhol-Effekt als Stütze zum Erfolg des Investments beitragen.

Gold/Silber Duo-Memory-Express-Zertifikat (quanto)

Emittent/WKN:

Société Générale / SG1XEG

Laufzeit:

06.01.2014

Preis: (11.01.2011)

Geld / Brief: 99,06 € / 100,06 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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