Zwei weitere Zinserhöhungen vor der Sommerpause
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1. Gesamtergebnis: Der EZB-Kompass lag im März bei 63,4 Punkten. Der Vormonat wurde von 62,7 auf 63,8 Punkte heraufrevidiert. Insbesondere die Kreditvergabe und das Geldmengenwachstum überraschten erneut mit einer sehr starken monatlichen Dynamik. Das sehr hohe Niveau des EZB-Kompass, der bei 50 einen neutralen Wert aufweist, lässt keinen Zweifel an der Angemessenheit weiterer Zinserhöhungen.
2. Wirtschaftliche Analyse: Der Wert der wirtschaftlichen Analyse lag im März bei 53,0 nach 53,8 im Vormonat. Auf Sechsmonatssicht gehen wir von einer Seitwärtstendenz aus, sodass die wirtschaftliche Analyse im Großen und Ganzen eine neutrale Bewertung ergibt. Da wir aber immer noch ein expansives Leitzinsniveau haben, spricht auch von dieser Seite nichts gegen weitere Zinserhöhungen. Herauszustellen ist, dass die erneut positiv überraschenden Konjunkturindikatoren die Abwärtsrisiken für das Euroland-Wachstum weiter reduziert haben.
3. Monetäre Analyse: Der Score der monetären Analyse blieb konstant bei 93,5 Punkten konstant, nachdem der Vormonat aufgrund der erneut extrem starken Entwicklung der Geldmenge sowie der Kreditvergabe heraufrevidiert wurde. Die Kreditvergabe liegt mit 10,3 % yoy auf dem höchsten Niveau seit September 2000. Das Geldmengenwachstum und die reale Geldlücke liegen mit 8,7 % ggü. Vj. bzw. 6,5 % inzwischen auf Niveaus, die mit dem Maximalwert von 100 in den EZB-Kompass eingehen. Ein weiterer Anstieg des Wertes der monetären Analyse ist daher in Zukunft nur noch bei höheren Werten der Kreditvergabe möglich. Wir gehen allerdings davon aus, dass wir in den nächsten Monaten eher eine Seitwärtsbewegung auf dem nun erreichten hohen Niveau bekommen werden, bevor die Jahreswachstumsrate dann langsam etwas abnimmt.
4. Leitzinsprognose: Die Datenlage und die letzten Reden der EZB-Ratsmitglieder würden eine Zinserhöhung bereits im April möglich machen. Die Weigerung von Präsident Trichet, auf der letzten Pressekonferenz auch nach mehrfacher Nachfrage das Wort "vigilant" in den Mund zu nehmen, sprechen klar dagegen. Schließlich hatte er im Rahmen der letzten Zinserhöhung immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig ihm die Botschaft ist, die er mit diesem Begriff aussenden möchte. Gegen eine Erhöhung im April spricht zudem, dass die EZB angesichts der auch im nächsten Jahr voraussichtlich über 2,0 % liegenden Inflationsrate vor allem die Inflationserwartungen stabil halten sollte. Da sie aber weniger Munition hat, als die Fed es in ihrem Zyklus hatte, muss sie wohl dosiert mit Zinserhöhungen umgehen und ab und zu stattdessen verbal agieren. Ein Zinsschritt im April würde das Signal aussenden, dass sie in erster Linie zusätzlich das Leitzinsniveau so schnell es geht normalisieren möchte, was einen weiteren Absturz der Rentenmärkte zur Folge hätte. Dies ist auch für die EZB kein attraktives Szenario. Sie dürfte durch entsprechend scharfe Formulierungen auf der Pressekonferenz keinen Zweifel an einer Leitzinserhöhung am 4. Mai lassen. Der Mai-Termin ist Issings letzter großer Auftritt und daher eine einmalige Gelegenheit noch einmal eine Zinserhöhung mit der hohen Geldmenge zu begründen. Gegen eine weitere Erhöhung im Juni spricht, dass der neue Chefvolkswirt bis dahin kaum Gelegenheit gehabt haben wird, die Entscheidungsvorlagen für die Ratssitzung mit eigenen Vorstellungen zu bestücken. Auch würden zwei Zinserhöhungen nacheinander erneut zu Panik an den Bondmärkten führen. Stattdessen erwarten wir nun aber, dass die EZB ihre Leitzinsen bis zur Sommerpause weitgehend normalisieren möchte und sie im Juli daher auf 3,0 % erhöht.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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