Zwei Infrastrukturplays für 2020
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- Schaltbau Holding AGKursstand: 34,700 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Vossloh AG - WKN: 766710 - ISIN: DE0007667107 - Kurs: 40,100 € (XETRA)
- Schaltbau Holding AG - WKN: A2NBTL - ISIN: DE000A2NBTL2 - Kurs: 34,700 € (XETRA)
Im November 2019 lief eine hervorragende Reportage über den besorgniserregenden Zustand der deutschen Bahn in der ARD. Ich hatte damals als "geplagter" Berufspendler bereits auf Guidants auf diesen Beitrag hingewiesen. Falls Sie ihn noch nicht gesehen haben, sollten Sie dies in der ARD-Mediathek nachholen. Es lohnt sich! Ob diese Dokumentation den ein oder anderen Politiker in Berlin wachgerüttelt hat, ist nicht bekannt. Fest steht aber seit gestern: Die Bundesregierung will die Bahn wieder auf Vordermann bringen. Und pumpt Milliarden in das marode Netz. Was im Detail beschlossen wurde und welche Aktien profitieren könnten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Man hätte es sich sicherlich schon deutlich früher gewünscht, aber immerhin: Die Bundesregierung hat, nicht zuletzt, um das ehrgeizige Ziel einer Verdopplung der Zugreisenden in Deutschland bis zum Jahr 2030 erreichen zu können, ein milliardenschweres Infrastrukturprogramm aufgelegt. Über die kommenden zehn Jahre einigten sich der Bund und die Deutsche Bahn auf ein Programm mit einem Gesamtvolumen von 86 Mrd. EUR. Dieses soll dazu dienen, unter anderem Signalanlagen, Weichen und Brücken wieder auf Vordermann zu bringen bzw. zu ersetzen. Der Bund übernimmt dabei einen Part von 62 Mrd. EUR, während die Bahn die übrigen 24 Mrd. EUR aus eigenen Mitteln stemmen möchte. Im Detail sollen rund 2.000 Kilometer Gleis, 2.000 Brücken und 2.000 Weichen erneuert werden. In Stellwerkstechnik werden 7 Mrd. EUR fließen. Trotz der beeindruckenden Summen zeigen sich Gewerkschaften wie die EVG enttäuscht. Mit dem Geld lasse sich angesichts des Investitionsstaus der vergangenen Jahre nicht einmal der weitere Verschleiß stoppen.
Dennoch werden die Investitionen natürlich einigen Unternehmen helfen. GodmodeTrader hat zwei mögliche Profiteure identifiziert.
Vossloh - Folgt nun die Erntezeit nach Jahren des Umbruchs?
Vossloh ist ein führender Anbieter von Bahninfrastruktur. Zum Portfolio des Unternehmens zählen unter anderem Schienenbefestigungssysteme, Betonschwellen, aber auch Weichensysteme. Nach Jahren mit großen Expansionsvorhaben traf das Management 2014 die Enscheidung, sich auf den Bereich Bahninfrastruktur konzentrieren zu wollen. Es folgten Jahre des Umbruchs, erst im August 2019 wurde auch der letzte verbliebene Teil des früheren Unternehmensbereichs Transportation veräußert. Es verbleibt damit das Bahninfrastrukturgeschäft, welches sich in die drei Teilbereiche Core Components (Weichenschwellen und Betonelemente), Customized Modules (Signaltechnik und Gleisüberwachungssysteme) und Lifecycle Solutions (Instandhaltung und Wartung von Schienen und Weichen) aufteilt. Die Beispiele zeigen, dass Vossloh zweifelsohne einer der Hauptprofiteure des Bahn-Investitionsprogramms wäre und sogar in allen drei Bereichen Aufträge erhalten dürfte. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Rüdiger Grube, von 2009 bis 2017 Vorstandschef der Deutschen Bahn, in den Aufsichtsrat von Vossloh einziehen und diesen in Zukunft auch leiten wird. Grubes Kontakte über alle die Jahre dürften bei der Auftragsvergabe sicherlich nicht schaden.
Beim Blick auf das Zahlenwerk von Vossloh kommt zunächst Enttäuschung auf. Die Fokussierungsstrategie hat fundamental zu Verwerfungen bei Umsatz und Gewinn geführt. 2019 dürfte ein deutlicher Verlust angefallen sein. Doch Analysten rechnen damit, dass das fundamentale Tief erreicht ist. 2020 könnte der Umsatz wieder die 1-Mrd.-EUR-Schwelle überschreiten. Der Gewinn je Aktie könnte 1,84 EUR betragen und 2021 auf 2,25 EUR je Aktie steigen. Warburg zählen Vossloh sogar zu ihren Favoriten 2020 und erwarten einen positiven Newsflow. Das Unternehmen selbst spricht für 2020 von einer deutlichen Verbesserung des EBITs und der EBIT-Marge, ohne bislang jedoch konkrete Zahlen genannt zu haben. Negativ zu werten ist die hohe Nettoverschuldung von 388,7 Mio. EUR mit Stichtag 30. September 2019. Der Wert soll sich aber schon im Q4 2019 aufgrund einiger Verkäufe signifikant reduzieren. Die Marktkapitalisierung von Vossloh beträgt aktuell gut 700 Mio. EUR.
Jahr | 2019 | 2020e* | 2021e* |
Umsatz in Mrd. EUR | 0,92 | 1,02 | 1,06 |
Ergebnis je Aktie in EUR | -5,29 | 1,84 | 2,25 |
KGV | - | 21 | 17 |
Dividende je Aktie in EUR | 1,00 | 1,00 | 1,00 |
Dividendenrendite | 2,59 % | 2,59 % | 2,59 % |
*e = erwartet |
Aus charttechnischer Sicht bricht der inzwischen wieder im SDAX notierte Wert heute dynamisch über die Marke von 38,40 EUR aus und lässt somit auch eine Abwärtstrendvarante seit dem Jahr 2018 hinter sich. Mit 40 EUR ist die erste massive Hürde im Chart bereits erreicht. Ein Durchbruch auch durch diese Marke würde deutliches Potenzial freisetzen, zunächst in Richtung 44,90 EUR und nach einer Konsolidierung in Richtung des Kreuzwiderstands bei 50,40 EUR. Strategische Absicherungen wären bereits unter dem Tief bei 35,45 EUR möglich.
Schaltbau - Endlich wieder Gewinne!
Fiel bei Vossloh 2019 noch ein Verlust an, hat Schaltbau Verluste bereits hinter sich. Bis 2018 war das Unternehmen deutlich in die roten Zahlen zurückgefallen und hatte mit einer enormen Überschuldung zu kämpfen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Auch 2019 weist man eine Nettoverschuldung von über 100 Mio. EUR aus und kann damit angesichts einer Marktkapitalisierung von gut 300 Mio. EUR nicht zufrieden sein. Hier wird noch viel Arbeit auf das Management zukommen.
Anders als Vossloh ist Schaltbau nicht vollends auf das Thema Bahntechnik ausgerichtet. Zum Unternehmensbereich Stationäre Verkehrstechnik zählen neben der Eisenbahn-Signaltechnik auch akustische und visuelle Warnalagen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste, Antriebstechnik für Schwerlastkräne sowie Signaleinrichtungen für Leuchttürme und Schleusen.
Im zweiten Segment Mobile Verkehrstechnik bietet man unter anderem Türsysteme für Busse und Bahnen an, wie auch Verkehrstechnik, wie beispielsweise diverse Schaltersysteme in Zügen.
Nachdem im Jahr zuvor nach neun Monaten noch ein Verlust von -1,5 Mio. EUR angefallen war, hat Schaltbau mit Stichtag 30. September 2019 einen operativen Gewinn von 14,9 Mio. EUR erzielt. Der Turnaround dürfte folglich auch auf Jahressicht gelungen sein. Analysten gehen davon aus, dass die Gewinndynamik sich 2020 und 2021 sogar verschärfen dürfte. 2,15 EUR pro Aktie seien 2020 drin, 2021 bereits gut 3 EUR je Aktie. Die Historie zeigt, dass Schaltbau in guten Jahren durchaus zwischen 3 und 4 EUR Gewinn je Aktie erzielen konnte. Ein 2021er-KGV von 11 ließe, sollte sich diese Schätzung als richtig erweisen, noch erheblichen Aufwertungsspielraum in der Aktie.
Jahr | 2019 | 2020e* | 2021e* |
Umsatz in Mio. EUR | 487,60 | 509,10 | 548,90 |
Ergebnis je Aktie in EUR | 1,61 | 2,15 | 3,04 |
KGV | 21 | 16 | 11 |
Dividende je Aktie in EUR | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Dividendenrendite | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
*e = erwartet |
Aufgrund des schon deutlich weiter fortgeschritten fundamentalen Turnarounds konnte sich die Schaltbau-Aktie verglichen mit dem Papier von Vossloh schon merklich von den Mehrjahrestiefs absetzen. Eine wichtige Abwärtstrendlinie wurde im Vorjahr überschritten. Ein Projektionsziel notiert bei 36,70 EUR, von dort aus könnte es zu Rücksetzern kommen. Eine langfristige Schaltstelle im Chart befindet sich wiederum zwischen 40,00 und 40,87 EUR. Geht es im Jahresverlauf darüber, wäre die technische Big-Picture-Trendwende endgültig vollzogen.
Strategische Absicherungen müssten spätestens unter 25 EUR im Markt liegen. Im Bereich des Ausbruchsniveaus bei 29,80 EUR laufen inzwischen auch die beiden EMAs 50 und 200 im Wochenchart, womit dort eine regelrechtes Unterstützungscluster notiert.
Fazit: Zwei Aktien, zwei Turnaround-Stories, dazu eine mögliche Sonderkonjunktur in Deutschland durch das massive Investitionsprogramm der Bahn: Kurzum, Vossloh und Schaltbau bieten beide knackige Stories für das Börsenjahr 2020 und sehen auch technisch wieder bzw. weiter ansprechend aus. Einzig die hohen Nettoverschuldungen trüben das fundamentale Bild etwas.
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