Kommentar
12:44 Uhr, 29.07.2014

Zwei „Fußkranke“ im renditestarken Doppelpack

Osteuropa hat als Anlageregion längst seinen Zauber verloren. In Kombination mit dem Euro STOXX 50 lockt ein neues Multi-Bonus-Papier Anleger mit einem attraktiven Chance-Risiko-Profil.

Erwähnte Instrumente

  • Capped Bonus Zertifikat auf CECE EUR / EURO STOXX 50
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
    VerkaufenKaufen

Gehörten viele osteuropäische Märkte noch vor der Finanzkrise zu den Geheimtipps und Outperformern unter den europäischen Börsen, so lässt deren Entwicklung seit einigen Jahren deutlich zu wünschen übrig. Selbst der noch immer nicht vom letzten großen Crash wiedergenesene Euro STOXX 50 stellt Indizes wie den russischen RDX oder den CECE Composite Index, der die liquidesten Aktien der Länderindizes Hungarian Traded Index (HTX), Czech Traded Index (CTX) und Polish Traded Index (PTX) enthält, seit drei Jahren deutlich in den Schatten. So kann das breite Euroland-Barometer mit einer positiven Performance auf Jahressicht von knapp 16,5 Prozent und auf 3-Jahresbasis von fast 21 Prozent aufwarten, während der CECE EUR über die vergangenen zwölf Monate mit einem Plus von gerade einmal fünf Prozent zwar noch im grünen Bereich notiert, über drei Jahre aber bereits ein Minus von mehr als 18 Prozent aufweist. Noch schlechter steht der RDX EUR mit einer negativen Wertentwicklung von 10,16 Prozent (1 Jahr) bzw. 25,14 Prozent (3 Jahre) da. Vor dem Hintergrund der sich immer weiter zuspitzenden Ukraine-Krise, bleibt zu befürchten, dass sich z.B. eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland weiter negativ auf den dortigen hochvolatilen Aktienmarkt auswirken könnte und Anleger dabei ein sehr hohes Risiko eingehen. Dagegen bewegt sich der CECE EUR seit zwei Jahren in einer überschaubaren Handelsspanne hin und her.

50 % Rendite, 45 % Puffer

Die österreichische Raiffeisen Centrobank (RCB) macht sich dies bei ihrem neuen noch bis 30. Juli zeichenbaren Euro STOXX 50/CECE Bonus-Zertifikat zunutze, indem sie der bekannten Euroland-Benchmark bei ihrer Bonus-Konstruktion auch noch den CECE-Index über einen „Worst-of“-Mechanismus beipackt. Für den Anleger bedeutet dies von vornherein ein erhöhtes Risiko. Denn sollte nur einer der beiden Basiswerte zu irgendeinem Zeitpunkt während Laufzeit seine Barriere verletzen, wäre der Bonusanspruch sofort verloren, egal wie sich das jeweils andere Underlying parallel dazu entwickelt. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Basket-Produkt, bei dem negative Ausreißer durch positive möglicherweise ausgeglichen oder sogar überkompensiert werden können, genügt hier also bereits der „Fehltritt“ eines einzigen Index. Je unähnlicher sich die verwendeten Basiswerte dabei sind, d.h. je niedriger die Korrelation zwischen beiden ist, desto gefährlicher, aber natürlich auch desto lukrativer wird die Konstruktion für den Anleger. Damit es im vorliegenden Fall gar nicht so weit kommt und ein Schwellenereignis eintritt, haben die Österreicher ihr Euroland/Osteuropa-Produkt mit einem Puffer von 45 Prozent ausgestattet. Aus heutiger Sicht würde dies einer Barriere beim Euro STOXX 50 von lediglich 1.737 Punkten und beim CECE von 929 Punkten entsprechen. Bei aller gefühlten Sicherheit bleibt zu bedenken, dass es insbesondere bei der Osteuropa-Komponente im Falle eines größeren Crashs ziemlich eng werden dürfte, auch wenn das Ausgangsniveau aktuell deutlich niedriger als beispielsweise 2007 kurz vor der Finanzkrise ist. Auf den Zeitfaktor kann man sich bei dem Zertifikat sowieso nicht verlassen, beträgt die Laufzeit doch hier für ein Bonus-Zertifikat ziemlich unüblich stolze fünf Jahre. Dafür zeigt man sich bei der RCB auch bei der Rendite nicht gerade knausrig, winkt dem Anleger doch im Erfolgsfalle bei Fälligkeit Ende Juli 2019 eine Rückzahlung von immerhin 150 Prozent des Nennbetrags von 1.000 Euro. Dies würde ohne Berücksichtigung des 2,5-prozentigen Ausgabeaufschlags einer Rendite von 50 Prozent bzw. 8,45 Prozent p.a. entsprechen. Dagegen würde sich bei einer Schwellenverletzung die Tilgungszahlung wie bei „Worst-of“-Produkten üblich nur noch nach dem am Ende schlechter gelaufenen Index richten.

Der BörseGo Tipp:

Das Produkt vermittelt vom Chance-Risiko-Profil her gerade vor dem Hintergrund der aktuell nicht besonders rosigen Emissionsbedingungen auf den ersten Blick einen durchaus interessanten Eindruck. Doch sollten sich potentielle Anleger genau überlegen, wie hoch sie das Rückschlagpotential insbesondere beim Osteuropa-Index wirklich einschätzen. Dieser weist auf der anderen Seite aber noch viel stärker als der Euro STOXX 50 längst nicht mehr das hohe Niveau wie vor der Krise auf. Dabei muss auch die für Bonus-Zertifikate mit durchlaufender Barriere relativ lange Laufzeit ins Kalkül gezogen werden.

Euro STOXX 50/CECE Bonus-Zertifikat

Emittent/WKN:

Raiffeisen Centrobank / RC0ABS

Laufzeit:

08.08.2022 

Preis: (In Zeichnung bis: 30.07.2014)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 2,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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