Zwanzig in Zehn: Die US-amerikanische Energiewende
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In der Rede zur Lage der Nation am gestrigen Dienstag bekräftigte US-Präsident Bush die Unterstützung der Ethanolindustrie. Innerhalb von zehn Jahren soll der Ölverbrauch der Vereinigten Staaten um 20% sinken, ein Ziel, das von Analysten und der Ölindustrie mit scharfer Kritik versehen wurde.
Der neue Plan stehe im Einklang mit einer Rede Bushs aus dem letzten Jahr. Dort bezeichnete er die USA als „abhängig“ vom Erdöl und setzte das Ziel, die Ölimporte aus dem Mittleren Osten bis 2020 um 75% zu senken.
Innerhalb des Plans „Zwanzig in Zehn“ sollen Ethanol und andere Formen alternativer und regenerativer Energieformen gefördert werden – gleichzeitig solle der Verbrauch von Pkw und Lkw gesenkt werden. Die strategischen Erdölreserven sollen in zehn Jahren verdoppelt werden. Bis 2017 sollen 15% des Benzinverbrauchs der USA durch 35 Milliarden Gallonen Ethanol ersetzt werden. Dies entspricht einer Versiebenfachung der aktuellen Ethanolproduktion. Die Regierung peilt für das Jahr 2012 als Zwischenziel eine Ethanolproduktion von 7,5 Milliarden Gallonen an und unterstützt Landwirte, die in die Ethanolindustrie expandieren möchten.
In der Industrie stößt der „Zwanzig in Zehn“-Plan auf Kritik. Um 35 Milliarden Gallonen Ethanol zu produzieren, würde mehr Mais benötigt, als die USA im gesamten letzten Jahr geerntet haben. Das hätte natürlich drastische Auswirkungen auf die Nahrungsmittel- und Viehfutterpreise bei Mais.
Hoffen auf den Durchbruch
Regierungsvertreter fordern einen technologischen Durchbruch. Die Nutzung von Pflanzenfasern und die technologische Weiterentwicklung der Ethanolherstellung müssten deutlich verbessert werden, um eine größere Menge Ethanol aus einer gegebenen Menge Mais herstellen zu können. Im Jahr 2006 wurden in den USA 11,1 Milliarden Scheffel Mais geerntet.
Die Ölindustrie übt sich in Zynismus. „Ethanol ist der neue Heilige Gral im Energiesektor“, so John Felmy, Chefvolkswirt beim American Petroleum Institute. „Wir haben aber bisher nie einen Heiligen Gral finden können.“
„Während Politiker von der politischen Schlagkraft von Ethanol überzeugt sind, wird das amerikanische Volk sich bald den wirtschaftlichen Folgen bewusst werden“, so Charlie Drevna, Executive Vice President der National Petrochemical & Refiners Association.
Analysten rechnen mit deutlichen Preissteigerungen bei Mais in den USA, da große Mengen des Getreides aus dem Ausland importiert werden müssten. Missernten würden dann immer wieder zu schnellen Verknappungen von Mais führen. Bush führte aber auch an, dass neben Sojabohnen für Biodiesel und Mais für Ethanol auch andere Naturrohstoffe zur Generierung alternativer Treibstoffe eingesetzt werden sollen. Darunter falle auch Holz und Gras, so der Präsident.
Ausweitung der strategischen Erdölreserven
Ein weiteres Element des „Zwanzig in Zehn“-Plans des Präsidenten ist eine Ausweitung der strategischen Erdölreserven der USA. Aktuell lagern in unterirdischen Salzbergwerken und Lagerstätten insgesamt 691 Millionen Barrel Erdöl. Sie reichen aus, um die Erdölnachfrage der USA für 55 Tage zu decken. Mit dem Vorschlag des Weißen Hauses würde die Reserve auf 1,5 Milliarden Barrel aufgestockt, was einer Lagerreichweite von 97 Tagen entspräche.
Autor: Jochen Stanzl - Chefredakteur des Rohstoffreports (BörseGo GmbH)
Quelle : Der Rohstoffreport Börsenbrief - Der reichweitenstärkste Börsenbrief in Deutschland mit Schwerpunkt Rohstoffe, Edelmetalle, erneuerbare Energien. Fundamentalresearch und zusätzlich charttechnische Analysen. Melden Sie sich KOSTENLOS an.
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