Kommentar
15:34 Uhr, 19.09.2006

Zunehmende Argumente für regionales Engagement

In einem kürzlich veröffentlichten White Paper "Regionales Engagement: Ist der richtige Zeitpunkt gekommen oder bereits vorbei?" setzt sich Michael Hughes, Chief Investment Officer bei Baring Asset Management (Barings) mit den zunehmenden Argumenten für ausgewählte regionale Engagements in Asien auseinander. Dabei stützt er sich auf seine Einschätzung, dass die Welt derzeit an der Schwelle einer neuen Ära steht, die durch unterschiedliche Entwicklungen verschiedener Finanzmärkte geprägt sein wird.

Nach Ansicht von Michael Hughes findet die während der letzten Jahrzehnte weltweit zu beobachtende Annäherung von Aktien- und Anleihebewertungen allmählich ein Ende. Verschiedene Faktoren werden zukünftig in den Vordergrund rücken und die Unterschiede zwischen den Märkten zunehmend offen legen. Die statistische Analyse von Barings favorisiert insbesondere die asiatischen Finanzmärkte. Grund hierfür ist vor allem das Potenzial, das Asien in Bezug auf Neubewertungen und Überschussrenditen bietet. Weniger Bedeutung wird Asien als Frühindikator für die Performance der globalen Märkte beigemessen.

Laut Hughes gibt es für die gegenwärtige Investment-Ära kein historisches Beispiel. Der derzeitige Grad der Kapitalmobilität, das Verhältnis von Wachstum und Inflation sowie die Industrialisierung der aufstrebenden chinesischen und indischen Volkswirtschaften ergeben ein makroökonomisches Bild, für das Aktienmarktexperten ein historischer Vergleichsmaßstab fehlt. Die Auswirkungen auf das Anlageverhalten sind nach Ansicht von Barings jedoch deutlich geworden. Weltweite Anlagemöglichkeiten haben die Ausrichtung großer Pensionsfonds auf den Heimatmarkt verringert, und die höhere Korrelation zwischen den Märkten erhöhte das Interesse an Diversifizierung durch neue Asset-Klassen und fachlichen Qualitäten.

An der Entstehung dieses Umfelds waren mehrere Faktoren beteiligt. In den letzten 20 Jahren gingen viele Zentralbanken aus Gründen der Inflationskontrolle zu einer restriktiveren Geldpolitik über, die zu einem Rückgang und einer Annäherung der internationalen Anleiherenditen führte. Flexible Wechselkurse und zunehmender Handel haben zu diesem deflationären Umfeld beigetragen, wobei in den meisten Volkswirtschaften während der letzten zwei bis drei Konjunkturzyklen eine Verbesserung des Verhältnisses von Wachstum und Inflation zu beobachten war. Dieses Verhältnis ist ein Hauptfaktor für die KGV-Bewertungen an den Aktienmärkten, so dass sich im Zuge einer allgemeinen Verbesserung die Kurs/Gewinn-Verhältnisse weltweit angenähert haben.

Zukünftig werden sich die Zentralbanken jedoch mehr darauf konzentrieren, die inländische Inflation über längere Zeiträume hinweg zu kontrollieren, als sie die derzeitigen Inflationsziele abdecken, und sich stärker damit befassen, ob einer Gefährdung der finanziellen Stabilität angemessen entgegengewirkt werden kann. Für die Anleihemärkte wird weniger die Inflation, sondern vielmehr das Niveau der Staatsverschuldung von Bedeutung sein. Im Gegensatz zur aktuellen Lage werden in den Ländern mit dem höchsten Verschuldungsgrad die höchsten Renditen erzielt werden. Darüber hinaus haben die Märkte den Umfang der letztendlichen Dollarkorrektur gegenüber den asiatischen Währungen sowie deren nachfolgende Auswirkungen deutlich unterschätzt, und eine weitere Anpassung wird folgen.

In dem zukünftigen, von größerer Divergenz gekennzeichneten globalen Umfeld werden nach Einschätzung von Barings die Chancen zur Erzielung von Alpha in Asien besonders attraktiv sein. Voneinander abweichende demografische Profile, die sich beträchtlich auf den realen Wert inländischer Vermögenswerte, die Wirtschaftswachstumsraten und das Sparverhalten auswirken, werden in den Vordergrund treten. Zwischen den asiatischen und den westlichen Volkswirtschaften ist das Ausmaß der demografischen Veränderung besonders ausgeprägt.

Michael Hughes, Chief Investment Officer, bemerkt hierzu: "Bislang haben die Anleger die Entwicklung in Asien hauptsächlich durch deren Auswirkung auf die Weltwirtschaft über Rohstoffengagements ausgenutzt. Rohstoffe werden weiterhin eine interessante Anlage darstellen, da die Nachfrage der aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien nicht allzu bald nachlassen dürfte.

Allerdings raten wir Anlegern, sich im Zuge der Neubewertung der Region allmählich stärker auf eine Ausnutzung der möglichen Überschussrenditen durch Alpha- Strategien zu konzentrieren. Die Entwicklung in Asien in den kommenden fünf Jahren wird die Weltmärkte entscheidend beeinflussen. Die spannendsten Chancen für Anleger bieten sich jedoch in Asien selbst."

Quelle: Baring Asset Management

Baring Asset Management ist ein internationales Investmenthaus das mehr als 29,1 Mrd. Euro (Stand: 30.09.2005) für Kunden aus aller Welt verwaltet. das Leistungsspektrum umfasst eine große Palette von international anlegenden Aktien- und Rentenfonds sowie Publikumsfonds und das Management von Spezialfonds. Baring Asset Management gehört seit 1995 zur ING Gruppe.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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