Zinssenkungen zunehmend unwahrscheinlich
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1. Gesamtergebnis: Der EZB-Kompass lag im Juli bei 59,1 Punkten, nachdem der Juni-Wert von 54,0 auf 56,9 Punkte heraufrevidiert wurde. Die Revision ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Die monetäre Analyse überraschte deutlich mit einer sehr kräftigen Zunahme sowohl des M3-Wachstums als auch der Kreditvergabe im Juni. Saisonbereinigt lagen die monatlichen Wachstumsraten der Kreditvergabe in einem Bereich, der zuletzt zu „new economy“-Zeiten gesehen wurden. Sie passen auch zu den starken Pkw-Neuzulassungen, die im Juni in Euroland beobachtet wurden und wiedersprechen zumindest nicht der These, dass die hohe Liquidität den privaten Konsum unterstützt. Erfreulich hat sich auch das Economic Sentiment im Juli entwickelt, das nach den vier Rückgängen von Februar bis Mai bereits im Juni eine Bodenbildung angedeutet hatte und nun sogar deutlicher ansteigen konnte. Die Inflationsindikatoren haben ebenfalls zu dem höheren Kompasswert beigetragen. Hier sind es aber erneut eher die importierten (Energie-)güter, die zu höherem Preisdruck betragen, während inländisch induzierter Preisdruck weiterhin nicht zu erkennen ist.
2. Gewichtung der Analysesäulen des Kompass: Der starke Anstieg der Kreditvergabe im Juni und das weiterhin kräftige Geldmengenwachstum haben dazu geführt, dass die Scores beider Zeitreihen bei über 60 Punkten liegen und damit zehn Punkte höher als der neutrale Wert von 50. Sie geben damit beide deutliche und im Gegensatz zu früheren Phasen konsistente Warnsignale bezüglich der Inflationsentwicklung. Der EZBKompass wurde so konstruiert, dass in diesen Fall das Gewicht der monetären Säule von 20 % auf 25 % ansteigt. Je nach Konsistenz der Signale kann das Gewicht zwischen 15 % und 25 % schwanken. Bislang hatte es lediglich zwischen März und Mai 2000 bei 25 % gelegen.
3. Leitzinsprognose: Die Entwicklung der in den EZB-Kompass eingehenden Indikatoren rechtfertigt, dass die EZB dem Zinssenkungsdruck bislang nicht stattgegeben hat. Für die nächsten Monate erwarten wir für die Scores der wirtschaftlichen und monetären Analyse eine eher rückläufige Tendenz, die insbesondere bei der monetären Analyse eher als Normalisierung zu betrachten wäre. Sie geht auf ein moderateres Economic Sentiment und geringeren Lohnstückkostenanstieg zurück. In Zeiten in denen (insbesondere in Italien) die Europäische Währungsunion als Sündenbock für hausgemachte Probleme herhalten muss, tut die EZB gut daran, wie bisher weiter für Stabilität, Ruhe und Verlässlichkeit in den ihr übertragenen Verantwortungsbereichen zu sorgen. Sie kann dies u.E. nach am besten mit einem auf Jahressicht konstanten Leitzins und einer vielleicht etwas einfühlsameren Kommunikationspolitik tun.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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