Kommentar
20:30 Uhr, 15.07.2019

Zinskurven zeigen wieder nach oben: Perfekte Bullenfalle?

Die US-Zinskurven zeigen wieder nach oben. Das bedeutet, dass der Markt wieder Licht am Ende des Tunnels sieht. Aber ist das für Anleger eine Entwarnung?

Die gute Neuigkeit zuerst: In den USA kommt vom Zinsmarkt ein positives Signal. Der Zinsspread der 10-jährigen Anleihen zu den 3-monatigen Bills ist wieder positiv. Inzwischen kann man mit einer gewissen Zuversicht davon sprechen, dass es eine Trendwende gibt. Auch der Hauptspread der 10- und 2-jährigen Anleihen dreht wieder nach oben.


Die Trendwende ist nicht vom Himmel gefallen. Anleger rechnen fest damit, dass die Notenbank die Zinsen Ende des Monats senken wird. Damit sind die Zinsen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve (Anleihen mit kurzer Laufzeit) gefallen. Am langen Ende, also Anleihen mit längeren Laufzeiten, haben sich kaum bewegt. Der Spread wird daher positiver.

Das deutet darauf hin, dass sich die Wirtschaft zukünftig wieder erholen kann. Das wird nicht sofort geschehen, denn es hängt davon ab wie schnell die Zinssenkung im Markt ankommt. Das dauert oft Monate. Es hängt auch davon ab, wie häufig die Fed nun die Zinsen senkt. Belässt sie es bei einem einzigen Zinsschritt, wird das nicht reichen, um das Blatt zu wenden.

Aktuell aber blickt der Markt zuversichtlich in die Zukunft und erwartet eine wirtschaftliche Trendwende. Das hat in den USA bei vielen Aktienindizes für neue Allzeithochs gesorgt. Man feiert. Nun aber kommt die schlechte Nachricht.

Kurzfristig feiert der Markt immer, wenn eine Zinssenkung kommt. Mittelfristig hat das jedoch kaum Bedeutung. Tatsächlich beginnt die Trendwende des Aktienmarktes erst Monate nachdem die Zinskurve gedreht hat. Diese Trendwende ist dabei keine positive, sondern eine negative (Grafik 2).

Wenn die Zinskurve bereits wieder steigt und bessere Zeiten ankündigt, beginnt der Markt erst zu fallen. Es ist daher ganz normal, dass wir aktuell noch Feierlaune haben. Der Kater kommt erst noch. Das ist von zentraler Bedeutung. Der Markt fällt erst, wenn die Zinskurve wieder positiver wird.

Genau an diesem Punkt befinden wir uns derzeit. Der Markt kann sich also durchaus noch ein paar Wochen lang auf hohem Niveau halten und weiterhin ansteigen. Das ist die perfekte Bullenfalle. Obwohl alles auf einen Abschwung hindeutet, steigen die Kurse. Viele halten das nervlich nicht aus und steigen in den Markt ein. Dann kommt der „unerwartete“ Abschwung.

Es gibt keine Garantie dafür, dass es sich dieses Mal genauso verhält wie in der Vergangenheit. Der Aktienmarkt ist immer wieder für Überraschungen gut. Bisher war die Zinskurve als Indikator jedoch sehr zuverlässig. Als Anleger geht man ein hohes Risiko ein, wenn man das Signal ignoriert.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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