Kommentar
16:32 Uhr, 26.02.2020

Zinskurve: Zurück auf Los

Die Zinskurve ist wieder im negativen Bereich. Kommt diesmal die Rezession?

Als einer der vielbeachteten Zinsspreads im Frühling 2019 invertierte, dauerte es nicht lange, bis die US-Notenbank die Zinsen senkte. Erst nach zwei Zinssenkungen normalisierte sich die Lage wieder – bis jetzt. Seit einigen Tagen ist die Differenz der 10-jährigen zu 3-monatigen Anleihen wieder negativ.

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Der zweite, vielbeachtete Spread aus 10-2-jährigen Anleihen befindet sich ebenfalls wieder im Sinkflug. Damit bestätigt sich die damalige Einschätzung, dass die Zinssenkungen der Fed einige Monate Zeit verschaffen würden.

Inzwischen hat sich die Einschätzung des Marktes gegenüber der Zinspolitik der Fed wieder grundlegend verändert. Noch zu Jahresbeginn waren Anleger mit der Midcycle Anpassung zufrieden. Die Notenbank hatte die Zinsen drei Mal in Folge gesenkt und die Anpassung damit für beendet erklärt.

Anleger freundeten sich mit der Erklärung an und unterstützten diese am Ende sogar. Heute ist das wieder anders. Ursprünglich wurde für 2020 nur noch eine Zinssenkung am Ende des Jahres erwartet. Heute wird spätestens für Juni der nächste Schritt nach unten eingepreist. Bis Jahresende wird sogar ein zweiter Zinsschritt erwartet.

Der Leitzins wird nach Markterwartung Ende 2020 bei nur noch 1-1.25 % liegen. Diese Erwartung spiegelt sich auch in den Renditen der Anleihen wider. 30-jährige Anleihen rentieren erstmals in ihrer Geschichte zu weniger als 2 %. Damit befinden sich die Renditen aller Laufzeiten auch unterhalb der Inflationsrate. Bisher kannte man das nur aus Japan und Europa. Jetzt gesellen sich die USA zu der Gruppe an Ländern, in denen es nur noch negative Realzinsen gibt.

Aktuell sehen wir eine Wiederholung dessen, was sich im vergangenen Sommer abgespielt hat. Die Zinskurve invertierte, die Fed zögerte erst und reagierte schlussendlich mit Zinssenkungen. Das hat dazu geführt, dass Marktteilnehmer eine ähnliche Entwicklung wie Mitte/Ende der 90er Jahre erwarteten.

Da die Zinskurve nun wieder invertiert wird dieses Szenario unwahrscheinlicher. Stattdessen sieht es mehr nach dem normalen Prozess vor einer Rezession aus. Die Zinskurve invertiert. Dieser Prozess dauerte entgegen der Vorstellung vieler Anleger viele Monate. Es gibt nicht den einen Tag, an dem die Sache vollkommen klar ist. Es handelt sich um monatelanges Hin und Her.

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Eine Rezession steht allerdings erst vor der Tür, wenn die Zinskurve schon wieder in den positiven Bereich vordringt. Davon sind wir noch einige Zeit entfernt. Zunächst muss die Notenbank die Zinsen erneut senken. Das lässt noch auf sich warten. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich in diesem Jahr jedoch stärker verlangsamen als von vielen erwartet. Wenn die Notenbank nicht bald wieder entschlossen gegensteuert, könnte es zu spät sein.

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1 Kommentar

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  • CharlieMunger
    CharlieMunger

    VielenDank für diesen Aufschlussreichen Artikel.

    "30-jährige Anleihen rentieren erstmals in ihrer Geschichte zu weniger als 2 %. Damit befinden sich die Renditen aller Laufzeiten auch unterhalb der Inflationsrate."

    Rendite minus Inflationsrate = Realzins.

    der Realzins dreht ins negative, mit ein paar Monaten Verzögerung Vorbote für wahrscheinlich sinkende Aktienmärkte.

    19:09 Uhr, 26.02.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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