Zinsentscheidung der Fed im Fokus
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Im Mittelpunkt des Interesses steht in dieser Woche die Zinsentscheidung der Fed. Wir rechnen mit einer (vorläufig) letzten Erhöhung auf 5,0 Prozent. Der Euro setzte seinen Anstieg der jüngsten Zeit fort. Wie erwartet beließ die EZB die Leitzinsen auf ihrer jüngsten Sitzung bei 2,5 Prozent.
US-Notenbank vor letztem Zinsschritt?
Die US-Notenbank wird in dieser Woche aller Voraussicht nach die Zielrate für die Fed Funds um 25 Basispunkte auf 5,0 Prozent anheben. Dies wäre die 16. Zinserhöhung in Folge. Im Juni 2004, bevor die Federal Reserve Bank mit der Straffung der Zinszügel begonnen hatte, lag der Leitzins bei 1,0 Prozent. In Reaktion auf Börsencrash, Terroranschläge und Rezession hatten die US-Währungshüter unter ihrem damaligen Vorsitzenden Alan Greenspan zuvor die geldpolitischen Schleusen weit geöffnet. Die Wirkungen darauf waren wie aus dem Ökonomielehrbuch: Die amerikanische Volkswirtschaft erlebt einen kräftigen Konjunkturaufschwung mit jährlichen Wachstumsraten von jeweils rund vier Prozent, was über ihrem Potenzialwachstum lag. Begleitet wurde die Zunahme der Wirtschaftsleistung von einer allmählichen geldpolitischen Normalisierung, die bei einem Zielzinssatz von 5,0 Prozent vermutlich einen vorläufigen Schlusspunkt findet.
Für weitere Erhöhungen gibt es momentan auch keinen stichhaltigen Grund. Nach allen Prognosen wird sich das Wachstumstempo der US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr etwas verlangsamen. Ausgehend von einem abflauenden Immobilienboom dürfte auch die Konsumfreude unter den amerikanischen Verbrauchern nachlassen. Außerdem scheint sich der Arbeitsmarkt abzukühlen. Entgegen den Markterwartungen, die bei 200.000 neu geschaffenen Stellen für April lagen, betrug die tatsächliche Zahl neuer Beschäftigungsverhältnisse lediglich 138.000. Zudem mussten die Daten aus den beiden Vormonaten leicht nach unten korrigiert werden. Auf der anderen Seite bleibt der Teuerungsdruck weiterhin überschaubar. Die relevante Kerninflationsrate (ohne stark schwankende Nahrungsmittel- und Energiepreise) liegt nach wie vor nur bei knapp über zwei Prozent. Zwar haben, wie dem jüngsten Arbeitsmarktbericht zu entnehmen ist, die Stundenlöhne etwas stärker als prognostiziert zugenommen. Grund zur Besorgnis besteht damit aber aus Sicht des Marktes noch nicht. So zumindest ist die Reaktion des Rentenmarktes auf die jüngsten Zahlen zu interpretieren. Zehnjährige Treasuries rentierten zum Wochenschluss etwas niedriger als zur Wochenmitte. Allerdings dürfte es sich hierbei nur um eine Beruhigung handeln. Anzeichen für eine Gegenbewegung am US-Rentenmarkt in Richtung wieder deutlich niedriger Renditen sind zurzeit nicht zu erkennen.
Euro auf 12-Monatshoch
Stärker als am Rentenmarkt fiel die Reaktion am Devisenmarkt aus. In Erwartung eines verringerten Zinsabstands zwischen den USA und dem Euroraum im Gegensatz zur Fed wird die EZB im Lauf des Jahres noch mehrmals die Leitzinsen erhöhen überquerte der Euro locker die 1,27 US-Dollar-Markte und erreichte mit in der Spitze 1,2765 US-Dollar ein 12-Monatshoch. Auch gegenüber anderen Währungen wie dem Japanischen Yen, dem Kanadischen Dollar oder dem südkoreanischen Won kam der Greenback unter Druck. Allerdings haben die Verschiebungen im internationalen Wechselkursgefüge bislang kein bedrohliches Ausmaß erreicht. Selbst mit 1,28 US-Dollar sollte die europäische Exportindustrie noch gut leben können. Erst bei einem deutlichen und nachhaltigen Überschreiten der 1,30-USD-Marke sollte es hier zu spürbaren Belastungen kommen, da ein erheblicher Teil der europäischen Ausfuhren in den Dollarraum geht. Diesem gehören wegen der Anbindung des Renminbi an den Dollar faktisch auch China und viele andere asiatische Länder an.
EZB verzichtet im Mai auf Zinsanhebung
Was der europäischen Konjunktur schaden könnte, dürfte dagegen der EZB mittelfristig ihr Handwerk erleichtern. Ein stärkerer Euro dämpft die Risiken importierter Inflation und eröffnet so die Möglichkeit, die geldpolitischen Zügel nicht allzu stark straffen zu müssen. An dem Zinstermin im Juni sollte dies aber nichts ändern. Wie erwartet haben die Währungshüter in der letzten Woche den Hauptrefinanzierungssatz bei 2,5 Prozent belassen. Schenkt man den Worten des EZB-Präsidenten Jean Claude Trichet Glauben, was am Markt momentan praktisch alle tun, so ist die Zinserhöhung jedoch nicht aufgehoben, sondern nur auf den Juni verschoben. Vereinzelt wird sogar darauf spekuliert, die EZB könne den Leitzins sogar um 50 Basispunkte statt der bislang üblichen 25 Basispunkte erhöhen gewissermaßen als Abschiedsgeschenk für das ausscheidende Ratsmitglied Otmar Issing, der seit Gründung der EZB maßgeblich an deren Geldpolitik mitgewirkt hat und eher dem Lager der zinspolitischen Hardliner zugerechnet wurde. Die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt stufen wir indes sehr gering ein. Wir rechnen stattdessen mit einer Fortsetzung der 25-Punkte-Schritte und zwar im August und Dezember.
Ausblick:
Nach der Zahlenflut der jüngsten Zeit gibt es in dieser Woche relativ wenig Datenveröffentlichungen. Im Mittelpunkt stehen im Euroraum die ersten BIP-Schätzungen sowie die deutsche Industrieproduktion, in den USA die Einzelhandelsumsätze sowie der Michigan-Index zum Verbrauchervertrauen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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