Nachricht
06:41 Uhr, 12.06.2024

Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen

DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen

Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.

SCHULDENBREMSE - Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) aufgefordert, die Schuldenbremse zu Gunsten höherer Verteidigungsausgaben aufzugeben. "Im Prinzip sind Fiskalregeln wie die Schuldenbremse eine gute Idee. Aber sie sind kein Selbstzweck. Die Ukraine aufzugeben, um die Schuldenbremse zu retten, wäre verantwortungslos", sagte Schularick der Rheinischen Post. "Man braucht auch den Pragmatismus und das Selbstvertrauen, um in Ausnahmesituationen wie derzeit mit dem Ukraine-Krieg, der Energiewende, der Digitalisierung, den antidemokratischen Tendenzen zu sagen, wir machen die Ausnahme von der Regel. Wir wissen aus unserer Geschichte, dass die politische Krise nicht der Moment ist, in dem der Staat sparen sollte", sagte der IfW-Chef. "Wenn wir aus diesem Jahrzehnt mit einer intakten Demokratie und einem friedlichen, geeinten Europa herausgehen und der Preis dafür ist, dass die Staatsschuldenquote 10 Prozent höher ist als heute, dann würde ich diesen Preis dafür gerne bezahlen", fügte der Ökonom hinzu. (Rheinische Post)

RENTENPAKET II - Der Ökonom Moritz Schularick hat die Bundesregierung aufgefordert, das Rentenpaket II komplett aufzugeben. "Das Rentenpaket verhöhnt die junge Generation, die dafür sorgen soll, dass die Älteren noch einmal für zwei oder drei Wahlperioden ein gutes Rentenniveau haben", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) der Rheinischen Post. "Dass wir bei der in der Vergangenheit stark gestiegenen Lebenserwartung in einem umlagefinanzierten Rentensystem länger werden arbeiten müssen, ist evident. Ich habe Probleme zu verstehen, wie man sich überhaupt politisch so verrenken kann, um sich dagegen zu stemmen. Das Rentenalter muss an die Lebenserwartung gekoppelt werden, keine Frage", sagte Schularick. Mit dem Rentenpaket will die Ampelkoalition das derzeitige Rentenniveau von 48 Prozent auch für alle künftigen Rentner bis zum Jahr 2039 festschreiben. (Rheinische Post)

WIRTSCHAFT - Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, warnt vor einem fortschreitenden Abstieg der deutschen Wirtschaft und fordert eine Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik. Zur Bild-Zeitung sagte Adrian: "Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in eine Schieflage. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist in Gefahr." Schuld daran seien wachsende Bürokratie, lange Planungsverfahren, fehlende Digitalisierung. Nötig sei ein Paradigmenwechsel und "eine Trendwende für die Zukunft". Ansonsten werde Deutschland im globalen Wettbewerb abgehängt. Konkret mahnte Adrian einen raschen Bürokratieabbau an. "Die Vielzahl an umfassenden Regelungswerken aus Berlin und Brüssel sind vor allem für mittelständische Betrieben eine starke Belastung. Und sie behindern in vielen Fällen die Transformation der Wirtschaft Richtung Klimaneutralität." (Bild)

BANKEN - Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank fordern Großbanken auf, sich besser gegen globale Gefahren zu wappnen. "Cyber-Risiken, Klima- und Umweltrisiken oder geopolitische Risiken haben an Intensität zugenommen", sagte EZB-Bankenaufsichtschefin Claudia Buch zur Eröffnung einer Notenbankkonferenz. "Dieses neue Risikoumfeld stellt eine große Herausforderung dar, da wir nicht sinnvoll auf historische Datenreihen und Modelle zurückgreifen können, die bisher gut funktioniert haben", sagte Buch und sprach von einem "Paradoxon der Risikobewertung". Gerade in einer Zeit, in der vorausschauende Risikoeinschätzungen erforderlich seien, seien die bestehenden Modelle nicht sehr nützlich. "Deshalb brauchen die Banken alternative Ansätze, um diese neuartigen Risiken zu quantifizieren und einzudämmen." (Süddeutsche Zeitung)

MITBESTIMMUNG - Immer mehr Unternehmen vermeiden die gesetzliche Mitsprache der Beschäftigten. Das geht aus einer Studie des Instituts für Mitbestimmung (IMU) hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Demnach hatten im Jahr 2022 39 Prozent der Großunternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten keinen voll mitbestimmten Aufsichtsrat, in dem zur Hälfte Vertreter der Arbeitnehmer saßen. Drei Jahre zuvor waren es nur 32 Prozent. Die Studie nennt zahlreiche Beispiele wie Tesla Deutschland, Biontech, Aldi, Zalando, Rossmann oder Tönnies. 2022 hatten demnach 2,5 Millionen Beschäftigte keinen voll bestimmten Aufsichtsrat, obwohl sie in Großunternehmen tätig sind. (Süddeutsche Zeitung)

- Alle Angaben ohne Gewähr.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/cbr/mgo

Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.