Kommentar
12:16 Uhr, 14.05.2004

Zinsangst und Ölpreis drückt die Kurse

USA: Die weiterhin anhaltenden Spekulationen um eine US-Zinserhöhung, die aufgrund der positiven Arbeitsmarktdaten vom Freitag verstärkt wurden, der hohe Ölpreis, der nicht aufgrund gedrosselter Fördermengen, sondern Versorgungsengpässen in den USA, der Unsicherheit im Irak und der boomenden Nachfrage Chinas begründet wird, haben am Montag die US-Börsen auf das niedrigste Niveau seit Dezember gedrückt. Am stärksten waren vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen des Russell2000 betroffen, weniger die Großindizes, die sich noch relativ gut halten konnten. Nachdem Saudiarabien eine Erhöhung der Fördermenge für das OPEC-Treffen am 3. Juni in Aussicht gestellt hat, hat sich der Ölpreis wieder etwas erholt und mit ihm die US-Börsen, die in einer Gegenbewegung zur überkauften Lage des Marktes vom Montag eine Konsolidierungsphase einleiteten und die Verluste bis zum Donnerstag teilweise aufzuholen vermochten.

Für nächste Woche - einer Optionsverfallswoche - erwarten wird den S&P500, sofern die Marke von 1070 gehalten wird in der Spanne von 1080-1120.

Europa: Zu Beginn dieser Woche orientierten sich die europäischen Börsen ganz an den US-Börsen. Diese hatten aufgrund der am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten sowie des hohen Ölpreises starke Verluste hinnehmen müssen. Die europäischen Börsen machten daher die Abwärtsbewegung geschlossen mit. Ab Dienstag begann jedoch eine Konsolidierungsphase, da die Sorgen um eine US-Zinserhöhung für übertrieben gehalten werden und die Zinssensibilität für die Zukunft geringer sein dürfte. Der Markt konzentrierte sich daher wieder auf fundamentale Daten, wie zahlreiche positive Unternehmensmeldungen und das am Donnerstag veröffentlichte BIP-Wachstum für Deutschland. Dieses fiel geringfügig besser aus als erwartet. Das BIP-Wachstum ist allerdings auf den relativ starken Exportüberschuss und weniger auf den privaten Konsum zurückzuführen. Deshalb sollte noch vor verfrühtem Optimismus gewarnt werden. Für die nächste Woche erwarten wir dennoch eine weitere Konsolidierungsphase für den DAX im Bereich um 3950.Im Wochenverlauf zeigten sich die europäischen Börsen wie folgt: CAC40 -1.12%, FTSE100 -1.38% und DAX -2.16%.

Asien: Nach einer durch Feiertagen verkürzten Handelswoche, erreichte in dieser die harte ökonomische Realität steigender Zinsen die Anleger am Kabuto Cho.Die Ansicht, die chinesische Regierung könnte all zu drastisch auf die Konjunktur-Bremse treten, verursachte gleich zu Wochenbeginn einen dramatischen Kursrückgang um knapp 5%, der im weiteren Handelsverlauf lediglich gehalten wurde.

An dieser Reaktion deutlich abzulesen ist die zunehmende Vernetzung der Region mit dem kommenden Herz des 21. und 22. Jahrhunderts: China. Für Japan hat sich jedoch nichts grundlegendes verändert, so dass wir die Korrektur des Nikkei dem Ende nahe sehen und nach wie vor Käufer asiatischer Titel wären.

Anleihemärkte & Währungen:

Ausgezeichnete Arbeitsmarktdaten letzten Freitag bedingten das Eintreten des von uns letztens als nachrangig vorgestellten Szenarios. Mit dem Verlassen der uns jetzt beinahe ein volles Jahr begleitenden Bandbreite von 4.0-4.6% nach oben, müssen wir nunmehr davon ausgehen, dass die Zinswende vollzogen ist und sich Renditen im 10jährigen Segment bei ca. 5%-5.5% einstellen werden.
Dies würde bei einer erwarteten Inflationsrate von ca. 1.5-2.5% historisch lediglich eine Normalisierung der Real-Zins-Situation bedeuten, jedoch der Konjunktur, wie auch den Aktienpreisen einen Dämpfer setzten.
Die derzeitige Hysterie am Markt bezogen auf den Anstieg der Ölpreise und der damit einhergehenden Erwartung einer baldigen Zinserhöhung durch die Federal Reserve erachten wir als überzogen. Nach wie vor ist die Kapazitätsauslastung nicht besorgniserregend und auch auf eine weitere Stabilisierung der Situation der Privathaushalte dürfte abgewartet werden. Das Ausbleiben eines baldigen Zinsschrittes dürfte folglich zu einer Korrektur des Zinsniveaus bis auf 4.5% führen.

Wie im Zinssegment waren die veröffentlichten Arbeitsmarktdaten letzten Freitag auch für das USD/EUR-Wechselkursverhältnis tonangebend. Die Handelswoche verlief in engen Bandbreiten, ohne auf die sich verschlechternden Aussichten auf eine EZB Zinssenkung zu reagieren. Die US-Daten im Verlauf der Woche konnten auch nur unzureichend Stimulus für einen USD Anstieg bieten. Die am Markt kursierenden Gerüchte "große Fonds" wären auf der EUR-Käuferseite bei Rückschlägen zu sehen, kann aus unserer Sicht nicht bestätigt werden, würden wir aber - wenn tatsächlich der Fall - als Warnzeichen eines weiteren USD-Anstieges sehen.
Nach wie vor halten wir an unserer positiven EUR Einschätzung fest, weisen jedoch auf die erhöhten Risiken eines dynamischen Rückschlages bei unterschreiten der Marke von 1,1750 aufgrund von zu erwartenden Stop-Loss Verkäufen hin.

Quelle: AMIS Asset Management

Die AMIS Asset Management Investment Services AG wurde 1991 gegründet und gehört heute zu den größten privaten und konzernunabhängigen Produktgebern Österreichs. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 274 Mio. Euro. Die Anlageprodukte der AMIS AG, aktiv gemanagte Fonds, werden über ein speziell entwickeltes Franchisesystem vertrieben.

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