ZEW-Umfrage: Ein kleiner Silberstreif am Horizont
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Externe Quelle: Nord/LB
Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat heute die Ergebnisse seiner Umfrage für den Monat Februar veröffentlicht. Wie erwartet verschlechterte sich die Lagebeurteilung unter den befragten Volkswirten und Analysten bereits zum neunten Mal in Folge auf nun –86,2 Punkte. Verhalten optimistisch stimmt jedoch die Fortsetzung des Trends bei den Konjunkturerwartungen, die mit –5,8 Punkten nur noch leicht im negativen Bereich liegen. Auch wenn diese Entwicklung von der Tendenz her erwartet wurde, vermag das Ausmaß nun doch zu überraschen.
In der äußerst schwachen Lageeinschätzung kommt spiegelbildlich die katastrophale gesamtwirtschaftliche Entwicklung am aktuellen Rand zum Ausdruck. In der vergangenen Woche musste das Statistische Bundesamt einen massiven Rückgang der Wirtschaftsleistung im IV. Quartal um 2,1% gegenüber der Vorperiode vermelden. Der Einbruch der Auftragseingänge sowie der Industrieproduktion zum Jahresende deuten auf ein weiteres sehr schwieriges I. Quartal 2009. Trotz der enormen Ausweitung der Kurzarbeit ist die Rezession inzwischen auch am Arbeitsmarkt angekommen.
Angesichts der deutlichen Verbesserung der Erwartungskomponente stellt sich die Frage, wie diese Entwicklung zu interpretieren ist. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage als Referenzpunkt die Antwort der Umfrageteilnehmer zu den Erwartungen für die Entwicklung in sechs Monaten beeinflusst. Je schlechter die aktuelle Lage gesehen wird, desto größer ist die Tendenz, zumindest keine weitere Verschlechterung zu erwarten. Eingedenk der aktuellen konjunkturellen Lage ist das heutige Umfrageergebnis insofern zumindest in der Tendenz nicht überraschend.
Harte Fakten, die einen aufkeimenden Optimismus untermauern könnten, sind derzeit noch nicht vorhanden. So ist das heutige Ergebnis mehr eine Mischung aus reiner Hoffnung und der nicht unplausiblen Erwartung, dass das vom Bundestag beschlossene Konjunkturprogramm II, die geldpolitische Lockerung durch die EZB und der Preisverfall bei Rohöl und Rohstoffen den konjunkturellen Absturz in der zweiten Jahreshälfte beenden können. Bleibt zu hoffen, dass es keine weiteren Stimmungsrückschläge durch Verzögerungen bei der Umsetzung des Konjunkturprogramms gibt.
Fazit: Im Februar setzt sich in der ZEW-Umfrage die Tendenz des Vormonats fort. So schätzen die befragten Volkswirte und Analysten wie erwartet die aktuelle konjunkturelle Lage nochmals schlechter ein. Die in der vergangenen Woche gemeldeten katastrophalen BIP-Daten für das IV. Quartal 2008 ließen nichts anderes erwarten. Zugleich konnten sich aber auch die Konjunkturerwartungen erneut deutlich verbessern, was zumindest in diesem Ausmaß zu überraschen vermag. Die aktuelle Lage als Referenzpunkt relativiert zwar dieses Ergebnis. Jedoch beginnen offensichtlich das vom Bundestag beschlossene Konjunkturprogramm II, der deutliche Preisrückgang bei Rohöl und Rohstoffen sowie die Zinssenkungen der EZB auf die Stimmung stabilisierend zu wirken. Auch wir gehen weiter davon aus, dass dieser Dreiklang dazu führen wird, dass der rasante Rückgang der Wirtschaftsleitung in der zweiten Jahreshälfte gestoppt werden kann. Nun gilt es, alles zu vermeiden, was einen nochmaligen Stimmungseinbruch verursachen würde.
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