Kommentar
15:04 Uhr, 16.10.2007

ZEW-Konjunkturerwartungen - zwischen Konjunkturängsten und Kursgewinnen

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Oktober auf einem niedrigen Niveau von -18,1 Punkten stabilisiert (Bloomberg-Median: -22,3 Punkte; DekaBank: -23,0 Punkte). Die Lagebeurteilung dagegen hat erneut nachgegeben und sank von 74,4 auf 70,2 Punkte (Bloomberg-Median und DekaBank: 70,0 Punkte).

2. Die Konjunkturerwartungen der vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten dürften im Befragungszeitraum hin und her gerissen worden sein. Zuallererst dürfte die Erholung an den Aktienmärkten sich stützend auf die Stimmung ausgewirkt haben. Verstärkt wurde diese Tendenz durch positive Überraschungen bei den US-Konjunkturindikatoren, die die Rezessionsängste zurückdrängten. So haben sich denn auch die Konjunkturerwartungen für die USA spürbar um 10,3 Punkte auf -46,4 Punkte verbessert.

3. Dass dennoch die Bäume nicht in den Himmel wuchsen, dafür haben Euro, Ölpreis und deutsche Konjunkturindikatoren gesorgt. Der Euro markierte am 30. September ein neues Allzeithoch, von dem er seither nur wenig nach unten abwich. Damit blieben die Sorgen über eine Schrumpfung der Margen im Exportgeschäft weiterhin bestehen. Seit Mitte Oktober nimmt der Ölpreis ein Allzeithoch nach dem anderen. In den letzten Jahren war der Ölpreis ein Spiegelbild der dynamischen weltwirtschaftlichen Entwicklung, doch für das Erreichen der neuen Allzeithochs waren eher politische Sonderfaktoren wie die Unruhen an der türkischirakischen Grenze verantwortlich. Somit stehen den Belastungen durch den hohen Ölpreis kaum positive Gegenbuchungen – beispielsweise aus einer höheren weltwirtschaftlichen Dynamik – gegenüber. Schließlich gab es zum Teil sehr schlechte Konjunkturindikatoren wie den Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister oder das Ecomomic Sentiment für Euroland, die dafür sorgten, dass der Erleichterung über die Aktienmarktentwicklung keine Erleichterung über die konjunkturelle Entwicklung folgte.

4. Die Stabilisierung der ZEW-Konjunkturerwartungen kommt zur rechten Zeit. Es ist ein wichtiges Signal, dass der Zug nach unten bei den Stimmungsindikatoren zumindest bei einem Indikator gestoppt wurde. Gleichwohl sind die Unternehmensumfragen von größerer Bedeutung, und hier steht die Bewährungsprobe noch aus. Derzeit scheinen die Umfragen unter den Finanzmarktanalysten zu pessimistisch, wenn man sie beispielsweise an der Entwicklung der Konjunktur oder der Veränderung der Zinsen misst. Sie scheinen vielmehr die Verunsicherung der Finanzmarktakteure zum Ausdruck zu bringen. Betrachtet man hingegen die Unternehmensstimmung, so ist die Richtung zwar die gleiche, das Niveau spiegelt aber ein deutlich größeres Maß an Zuversicht wider.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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