Kommentar
13:28 Uhr, 19.07.2005

ZEW-Konjunkturerwartungen lassen hoffen

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Juli von 19,5 auf 37,0 Punkte verbessert. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 22,0 Punkte) deutlich übertroffen. Wir hatten mit einem Anstieg auf 25 Punkte gerechnet. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass sich die Konjunkturerwartungen in Frankreich, Italien, UK, USA und Japan verbessert haben.

2. Allein die Tatsache, dass die Konjunkturerwartungen angesichts der durchaus vorhandenen Belastungsfaktoren angestiegen sind, ist positiv zu bewerten. Trotz des tendenziell gestiegenen Ölpreises und trotz der Terrorattentate von London haben die Auftriebskräfte die Oberhand behalten. Dazu zählt – besonders aus Sicht der vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten – die gute Entwicklung des deutschen Aktienmarktes, der von einem Dreijahreshoch zum nächsten eilte. Hinzu kommt die wieder aufkeimende Hoffnung auf bessere Exportgeschäfte. Diese Hoffnung speist sich zum einen aus dem weiterhin geringen Eurokurs und aus der Tatsache, dass die ersten weltwirtschaftlichen Konjunkturindikatoren, wie beispielsweise der Welteinkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, wieder ins Positive gedreht haben. Aber auch das von uns aus der ZEW-Umfrage ermittelte Klima der deutschen Handelspartner hat sich verbessert. Das nachfolgende Schaubild demonstriert den engen Zusammenhang zwischen unserem ZEW-Handelspartnerklima und den deutschen Exporten. Schließlich haben die beiden Volksparteien im Befragungszeitraum ihre Wahlprogramme vorgelegt. Damit blieben das Thema Neuwahlen im Fokus der Analysten, die in der Hoffnung auf eine Fortsetzung des Reformprozesses auf einen Wahlsieg der Union schielen. Das Unionswahlprogramm stellt zwar keinen reformerischen Quantensprung dar, greift aber hie und da wichtige Reformvorschläge der wirtschaftspolitischen Politikberater auf.

3. Mit diesem kräftigen Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen wurde die Verbesserung dieses Stimmungsindikators vom Vormonat eindrucksvoll bestätigt. Dies ist ein erstes Anzeichen für die von uns erwartete konjunkturelle Belebung. Das dritte Quartal könnte allerdings noch gedämpft bleiben, darauf deutet der von uns vermutete Lageraufbau im zweiten Quartal mit seinen Belastungswirkungen für das Folgequartal hin, aber auch die Erfahrung, dass der Vorlauf der ZEW-Konjunkturerwartungen zur Vorjahresveränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts im historischen Durchschnitt gut ein Quartal beträgt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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