Kommentar
14:54 Uhr, 15.03.2005

ZEW-Konjunkturerwartungen im März robust

1. Die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich im März leicht von 35,9 auf 36,3 Punkte verbessert. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) mit einem Rückgang auf 35,0 Punkte gerechnet, wir prognostizierten dagegen einen Anstieg (39, 0 Punkte). Die Lagebeurteilung hat sich im März unerwartet verschlechtert.

2. Dass rückläufige ifo-Geschäftsklima im Februar (!), abwärts revidierte Konjunkturprognosen der Konjunkturforschungsinstitute für 2005, der gestiegene Ölpreis und die Aufwertung des Euro hatten vielerorts Befürchtungen genährt, dass sich die ZEW-Konjunkturerwartungen verschlechtern. Dass es anders kam, ist ein gutes Zeichen: Trotz der gestiegenen Belastungen von den Rohstoffen und vom Wechselkurs setzen die Analysten weiter auf eine konjunkturelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Gleichwohl hat die Skepsis etwas zugenommen, denn zum ersten Mal seit drei Monaten hat die Zahl derer, die eine Verschlechterung erwarten, wieder leicht zugenommen. Immerhin hat das Lager der Optimisten aber stärker zulegen können. Stützend könnte sich auch der gute US-Arbeitsmarktbericht ausgewirkt gaben. Die US-Konjunktur läuft stärker als noch vor kurzem erwartet.

3. Die zurückgenommenen Konjunkturprognosen der Institute für Deutschland dürften entgegen mancher Befürchtung genauso wenig belastend gewirkt haben wie der Rückgang der ifo-Geschäftserwartungen: Die Prognoserevisionen waren durch die Vergangenheit, genauer durch ein unerwartet schlechtes viertes Quartal veranlasst worden, das den statistischen Überhang – also die Schubkraft des Jahres 2004 für das Jahr 2005 – geringer ausfallen ließ. Für den Konjunkturverlauf sind auch die neuen Prognosen zuversichtlich. Die ifo-Geschäftserwartungen schließlich haben keinen Vorlauf zu den ZEW-Konjunkturerwartungen und dürften sich daher nicht belastend bemerkbar gemacht haben.

4. Was lässt sich für die Zukunft schlussfolgern? Erstens, es ist erfreulich, dass die Rekordölpreise und der aufwertende Euro den Finanzmarktanalysten nicht die Zuversicht genommen hat. Auch wenn der Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen nur gering ist, sie sind immerhin nicht gesunken. Weiterhin setzen die Analysten auf eine konjunkturelle Belebung in der zweiten Jahreshälfte. Zweitens, die Konjunkturerwartungen für Euroland, Japan, das Vereinigte Königreich und die USA haben sich verbessert. In diese Länder gehen immerhin 62,9 % der deutschen Exporte. Will man genauere Aussagen zu den Exportperspektiven, ist es ratsam, aus der Lage und den Erwartungen ein Klima zu errechnen. Dazu haben wir die ZEWIndikatoren mit den Anteilen der Länder am deutschen Außenhandel gewichtet und zusammengefasst. Das ZEW-Kima schwächelt zwar geringfügig am aktuellen Rand, deutet aber tendenziell nach oben. Das lässt auf eine sich im Vorjahresvergleich tendenziell bessernde Exporttätigkeit schließen.

5. Wir gehen weiterhin von einem starken Wachstum im ersten Quartal aus, das sich im zweiten Quartal verlangsamt, dann aber wieder an Fahrt gewinnt. Für das Gesamtjahr bedeutet dies einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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