ZEW-Konjunkturerwartungen - erstmals wieder negativ
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1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im August erneut zurückgegangen und markieren -5,6 Punkten den niedrigsten Stand seit Juni 2001. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) mit einem Rückgang auf 11,4 Punkte gerechnet, wir prognostizierten einen Indikatorstand von 9,0 Punkten. Die Lagebeurteilung hellte sich nochmals auf und verzeichnet mit 33,6 Punkten den höchsten Wert seit November 2000.
2. Verblüffend ist er schon der Spagat zwischen Lagebeurteilung und Erwartungen, von himmelhoch jauchzend bis zutode betrübt. Und doch ist er gerechtfertigt, denn die konjunkturellen Perspektiven trüben sich ein. Während sich Deutschland zur Jahresmitte noch am doppelten Feuer außenwirtschaftlicher Impulse und einer wiederbelebten Binnennachfrage wärmen konnte, beginnt derzeit das erste Feuer zu verglimmen. Globale Frühindikatoren wie der OECD-Leading Indicator haben in der Sechsmonatsveränderungsrate inzwischen spürbar nachgegeben und deuten auf die von uns prognostizierte Verlangsamung der weltwirtschaftlichen Entwicklung hin. Es ist zwar nicht mit einem rezessiven Einbruch der globalen Aktivität zu rechnen, doch eine Verlangsamung, ausgehend von der hohen Dynamik der letzten Quartale, bedeutet dennoch einen Bremseffekt für die Exportwirtschaft.
3. Noch brennt das zweite Feuer, denn der Staat kippt mit der angekündigten Mehrwertsteuererhöhung kräftig (teures) Benzin in dasselbe. So werden die Haushalte bis zum Jahresende viele der Anschaffungen tätigen, die sie in den vergangenen Jahren auf die lange Bank geschoben hatten. Hinzu kommen Renovierungs- und Ausbauarbeiten in den eigenen vier Wänden, die wohl auch kurzerhand in dieses Jahr vorgezogen werden. So kräftig das Konjunkturfeuer der Binnennachfrage jetzt aber lodert, so schnell wird es zu Beginn des kommenden Jahres gelöscht werden. Denn dann ist der Bedarf der privaten Haushalte erst einmal gedeckt – man braucht eben keine zwei Kühlschränke. Damit fehlt diese Nachfrage im ersten Halbjahr des kommenden Jahres. Dass nicht mehr drin ist, dafür sorgen schließlich höhere Sozialversicherungsbeiträge, steigende Strom- und Gaspreise sowie die Abschaffung von Steuervergünstigungen.
4. Im ersten Quartal muss man sich folglich warm anziehen. Es kommt nämlich zu massiven Bremseffekten, die das Bruttoinlandsprodukt in diesem und nur in diesem Quartal sinken lassen. Der Februar, den die Frage nach den Konjunkturerwartungen für die kommenden sechs Monate nun einbezieht, liegt in diesem schwachen Quartal. Wir fühlen uns daher mit unserer sehr zuversichtlichen Prognose für das laufende Jahr (2,2 %) und der verhaltenen Prognose eines Wachstums von unter einem Prozent im kommenden Jahr sehr wohl.
5. Für das am Donnerstag zu veröffentlichende ifo Geschäftsklima ist spätestens nach den heutigen Daten mit einer deutlichen Korrektur zu rechnen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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