Kommentar
14:21 Uhr, 15.01.2008

ZEW-Konjunkturerwartungen - Die Rezessionsangst geht um

1. Die Stimmung der Finanzmarktanalysten hat sich weiter eingetrübt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sanken von -37,2 auf -41,6 Punkte (Bloomberg-Median: -40,0 Punkte, DekaBank: -42,0 Punkte). Das ist der schlechteste Wert seit Januar 1993. Die immer noch überdurchschnittliche hohe Lagebeurteilung folgt inzwischen stetig den Erwartungen. Im Januar ging sie von 63,5 auf auf 56,6 Punkte zurück (Bloomberg- Median: 59,5 Punkte, DekaBank: 57,0 Punkte).

2. Die Rahmenbedingungen haben sich in den Wochen seit der letzten Erhebung merklich verschlechtert. Ölpreis und Euro sind immer noch teuer, dominierend sind derzeit aber die Sorgen vor einer US-Rezession. Diese Ängste bekamen in letzter Zeit kräftig Nahrung.

• Die US-Konjunkturindikatoren waren schwach. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sank in den Kontraktionsbereich. Gleichzeitig enttäuschte der US-Arbeitsmarktbericht.

• Meldungen einer US-Investmentbank, die von einer 50%-igen Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA und Japan sprach, schürten die Rezessionsängste weiter.

• Schließlich machte der US-Fed-Präsident Bernanke anlässlich einer Rede klar, dass die Fed zu zusätzlichen und substantiellen Zinssenkungen bereit wäre, um konjunkturellen Risiken Rechnung zu tragen. Oftmals werden Ankündigungen von Zinssenkungen freudig begrüßt, dieses Mal dürfte aber die Reaktion eine andere gewesen sein: „Steht es so schlecht um die US-Konjunktur, dass Bernanke zu solchen drastischen Äußerungen greifen muss?“ waren wohl die Gedanken der Finanzmarktanalysten.

So verwundert es auch nicht, dass die ZEW-Konjunkturerwartungen für die USA, aber auch für Japan auf einen Wert nahe ihrem jeweiligen Allzeittief sanken. Doch in den anderen Ländern sieht es nicht besser aus. So sind die Konjunkturerwartungen in Italien, Frankreich, Euroland und dem Vereinigten Königreich auf ein Allzeittief gefallen. Daher steigen auch die Sorgen über die Festigkeit der bisherigen deutschen Konjunkturstütze Nummer eins, der Export. Wir haben aus den ZEW-Erwartungen und der ZEWLagebeurteilung ein ZEW-Klima für die deutschen Handelspartner ermittelt, das einen engen Bezug zur Ausfuhrentwicklung hat. Dieses ZEW-Klima der Handelspartner weist steil nach unten und unterstreicht die Sorgen der Analysten. Doch auch andere Indikatoren verunsichern: So gab der von uns ermittelte OECD-Frühindikator für die deutschen Handelspartner spürbar nach.

3. Bei den Finanzmarktanalysten geht die Rezessionsangst um. Gleichwohl ist es bis zu einer Rezession noch ein weiter Schritt, den wir bislang nicht sehen. So ist die vom ifo-Institut gemessene Stimmung der Unternehmen, also derjenigen die über Investitionen und Arbeitsplätze entscheiden, immer noch überdurchschnittlich. Außerdem haben die ZEW-Konjunkturerwartungen in letzter Zeit den Bezug zur Konjunktur verloren. Allein ein analog zum ifo Geschäftsklima konstruierter Indikator aus den deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen und der ZEW-Lagebeurteilung zeigt einen hinreichend guten Gleichlauf zum Bruttoinlandsproduktswachstum, und dieses deutet bislang auf eine Konjunkturdelle und nicht auf eine Rezession hin.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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